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AmciM Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit Iv Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend. AbonnementSprcis beträgt vierteljährlich I Mark 20 Pf. piivnnMvrunäo. für Zwönitz und Umgegend Nedacteur und Verleger: C. Bernhard Ott in Zwönitz. t. Jahrg. Dienstag, den Ig. Dcceniber 1876. Tagesgeschichte. Berlin, 16. December. Auch heule verhandeln die Vertrauens- ' männer der Nationalliberaleu mit Fürst Bismarck über die ReichS- i justizgesetze. Die Meinung verbreitet sich, daß die Annahme ziemlich gesichert sei. Genaueres noch nicht bekannt, doch wird au einem Kompromiß im Geheimen weiter gezimmert. Münster, 14. Decbr. In dem Criminalproccß gegen den früheren Bischof Di. Brinkmann und Genossen wegen Beiseitcschaffung von Urkunden und Unterschlagung von Geldern wurde vom Gericht gegen den früheren Bischof Dr. Brinkmann auf 1 Jahr, gegen den ! früheren Generalvicar Dr. Giese auf 2 Jahre, gegen den Geistlichen Fievez auf 3 Monat, gegen den Geistlichen Haversalh auf 4 Wowen Gefängniß erkannt. Die Geistlichen v. Noel, Schürmann und Dr. Richters wurden freigesprochen. Oesterreich. In Wien kam am 15. der Akt über die Verur- theilung Enrico Francesconis an das Landesgericht zurück, au der Außenseite von ces Kaisers eigener Hand die Worte tragend: „Ich habe nichts weiter zu verfügen. Franz Josef." Damit halte das inzwischen in Rechtskraft erwachsene TodeSurtheil gegen den Mörder des Briefträgers Guga die kaiserliche Bestätigung erfahren. Die Todesstrafe wird nun an Franeeseoni vollzogen werden, und zwar Sonnabend um 8 Uhr Morgens. Der Scharfrichter Villenbacher erhielt Keuntpiß davon, daß man seiner bedürfe und fand sich gegen Abend im LandeSgenchisgebäude ein, nm di- näheren Instructionen in Empfang zn nehmen. Alle diese Vorkehrungen würben mit mög lichster Geräuschlosigkeit und Vermeidung jedes AufsevenS getroffen, so zwar, daß die Mehrzahl der Näthe und Beamten, auch jene, welche bis spät Abends in ihren Bureaux arbeiteten, keine Ahnung von dem düsteren Ereignisse hatten, daö sich in ihrer unmittelbarsten Nähe vorbereitete. Die Wachen waren so schweigsam, die Gänge so still und menschenleer, wie sonst. Der Scharfrichter besah sich noch den Platz, welcher für die Hinrichtung mittelst Strang bestimmt wurde. Hier wird unter Aufsicht des Scharfrichters und nach dessen Anord- nungen der verhängnißvolle Pflock in die Erde gerammt. Das Urlheil wurde Franeeseoni durch den Präsident Schwätzer vorgelesen. Der selbe übergab den Deliquenten, welcher daö Urtheil vollständig gefaßt und mit einem Nicken des HaupleS entgegennahm, dem Arzte und dem Seelsorger. Franeeseoni verlangte nichts weiter, als seinen Verlhei- diger Dr. Edmund Singer zu sehen, umschlang dessen Hände und dankte ihm unter Thränen für alle seine Bemühungen. Er verneigte sich hierauf gegen die Commission, nahm den Arm des Geistlichen und des ArzteS und begab sich wieder festen Schrittes nach einem kleinen Zimmer im Spitale, wo er seine letzten Stunden zubringen wird. Das Ameublement dieses Zimmers besteht aus einem Belte, einem Tische, auf welchem ein Crucifix zwischen zwei brennenden Kerzen steht, und zwei Sesseln. Der Seelsorger verläßt ihn von jetzt ob nicht mehr. Vier Justizsoldaten wichen gleichfalls nicht von seiner Seite. Morgen 5 Uhr früh des Sonnabends wird Franeeseoni, falls er schlafen sollte, geweckt, um zu beichten und die letzten Tröst ungen der Religion entgegen zu nehmen. Dann verabreicht man ihm ein Frühstück und wartet auf das Erscheinen deö Henkers. Wien, 15. Decbr. In de» bisherigen Vorkonferenzen in Con- stantinopcl sind, wie von unterrichteter Seite verlautet, nur die Friedensbediugungeu für Montenegro und Serbien berathen worden und ist darüber auch eine Einigung erzielt. Auf der Tagesordnung der heutigen Sitzung steht die ungleich schwierigere Frage in Betreff Bulgariens. Poris, 15. Dez. Die Alliance israelite hat in ihrer gestrigen Versammlung, an welcher Delegirte aus Frankreich, England, Deutsch land, Oesterreich, Italien, cer Schweiz, Holland und Amerika theil- nahmcn, die an die Conferenz in Constanlinopel zu richtende Denkschrift angenommen. In derselben wird darum gebeten, allen Nichtmuhame- danern in den türkischen Provinzen volle bürgerliche und politische Gleichheit zuzngestehen, sowie die Convention vom Jahre 1858 in Bezug auf die Stellung der Juden in Rumänien einer Neoission zu unterwerfen und zu vervollständigen. St. Petersburg, 13. Dec. Als der Kaiser beute die Kauf leute der Börse empfing, welche 25,000 Rubel für die Verwundeten gesammelt haben, sagte Se. Majestät zu ihnen: „Ich hoffe, meine Herren, daß wir den Krieg werden vermeiden können. New-Vork, 15. Decbr. Nach hier aus Mexiko einge- gangenen Nachrichten halten die Anhänger des bisherigen Präsidenten Lerdo de Tejada in der von ihnen am 16. v. M. gegen Porfirio Diaz verlorenen Schlacht 27000 Todte und Verwundete. Porfirio Diaz verlor darin 1400 Todle und Verwundete. Gerüchtweise ver lautet, daß der Kriegsminister des Cabinels von Lerdo de Tejada er schossen worden sei; doch wird andererseits die Nichtigkeit dieser Nach richt bezweifelt. Usrales und Sächsisches. — Im Königreich Sachsen ist für das Jahr 1877 die Anlegung von neuen Telegraphenanstallen in Aussicht genommen in folgenden Orten: Bernstadt, Blasewitz, Breitenbrunn, BurkhardSdorf, Crottendorf, Elterlein Frohburg, Glashütte, Großröhrsdorf, Grünhainichen, Haine walde, Hainsberg - Deuben, Hartenstein, Hirschfelde, Lauter, Lucka, Lunzenau, Meuselwitz, Mildenau, Mühldroff, Ostritz, Rabenau, Raschau, Schirgiswalde, Siebenlehn, Siegmar, Stolpen, Strießen, Stützengrün, Taucha, Weißenberg, Zwönitz. — Das K. Ministerium des Innern hat zu der von dem Stadt- rathe zu Bautzen im Einverständnisse mit den Stadtverordneten be schlossenen Anleihe im Betrage von 1,500,000 Mark gegen Ausgabe von auf den Inhaber lautenden und planmäßig auszuloosenden oder zu kündigenden, bis dahin aber mit Vier vom Hundert zu verzinsenden Schuldscheinen, nach Maßgabe des vorgcleglen Anleiheplans, sowie der Schuldscheine nebst Zinsleisten und Zinsscheinen die Genehmigung erlheilt. Leipzig, 13. Decbr. Wir brachten kürzlich die von uns als zu verlässig bezeichnete Miltheilung, daß das Polizciamt das Abhalten eines Carnevalzuges im nächsten Jahre nicht gestatten werke. Diese Mittheilung bewahrheitet sich vollkommen, da ein solcher Beschltiß, der sich übrigens zugleich auf die Abhaltung eines Corso mit erstreckt, von Seiten des Raths und Polizeiamts nunmehr definitiv gefaßt worden ist. Chemnitz. In dem zwischen Hilbersdorf und EberScorf gelege nen „Schnollmarkt" genannten Walde war in der letzten Zeil eine Menge Hol; gestohlen worden. Die Diebe hab-n ganze Bäume um gehauen und mit fortgenommen und sind so ausgetreten, daß die Be sitzer der Waldparzellen es nicht gewagt haben, gegen dieselben ein zuschreiten. Heute sind jedoch die Holzdiebe ermittelt und ist ein großer Theil des entwendeten Holzes noch bei ihnen vorgefunven worden. Kirchberg, 14. Decbr. Gestern in den später» Abendstunden verunglückte im nahen Saupersdorf der Zeugarbeiter David Fickert, Vater von sieben zum Theil unerzogenen Kindern dadurch, daß er bei der Heimkehr von Schneeberg in den ganz seichten, fust wasserleeren Nöbelbach so unglücklich siel, daß er mit dem Kopf auf einen großen Stein stürzte, wodurch jedenfalls eine starke Gehirnerschütterung her beigeführt wurde. Heute früh in den Morgenstunden wurdg er ent seelt aufgcfunden. > Potschappel. Am 13. Decbr. erfolgte die Ueberführu^ng der Verunglückten vom Windberge nach dem Kirchhofe in Döhlen. Auf zwölf Bahren wurden die Leichen in einfachen gelb angestrichenen Särgen je von 8 Bergleuten in Uniform getragen, denen 16 Neben- gänger zur Ablösung auf dem ziemlich eine Stunde langen Wege folgten. Nachdem die 12 Säxge in dem großen Grabe nebeneinänder ausgestellt, begaben sich die Träger nochmals mit dem Bahren izach