Volltext Seite (XML)
Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend. Abonnementspreis beträgt vierteljährlich I Mark 20 Pf. prsenuwsranäo. Aiyciger Inserate werden bis späte Mittags des vorhergehenden TageS deS Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit w Pf-, unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. für Zwönitz und hingegen-. Nedacteur und Verleger: C. Bernhard Ott in Zwönitz. Donnrrjlag, den 28- Deennder 1876. 1. Jahrg. 83. Abonnements-Einladung. Beim berannabenden Ouartalwechsel erlauben wir uns zu einem recht zahlreiche» Abonnement einzuladen. Der „Anzeiger für Zwönitz nnd Umgegend" (Amtsblatt für den Stavtgemeinderalh zu Zwönitz) ist unablässig bemüht, sich nach jeder Richtung hin zu vervollkommnen. Und so hoffen wir denn, mit dem I. Januar 1877 beginnenden nenen Quartale nicht nur dem „Anzeiger" die allen Freunde erhalten, sondern ihm auch zahlreich neue zugeführt zu sehen. Der Abonnementspreis beträgt vierteljährlich 1 Mark 20 Pfennige. Sämmtliche Postanstalten sowie deren Briefträger und Colporteure nehmen Bestellungen entgegen. Expedition -es Anzeigers. C. Bernhard Ott. Tagesgeschichte. Berlin, 22. Decbr. Der Schluß des Reichstags erfolgte heute durch nachfolgende Thronrede Sr. Maj. des Kaisers: »Geehrte Herren! Bei dem Schluffe der vierten und letzten Session der zweiten Legislaturperiode des Reichstages darf Ich Sie auffordern, mit Mir einen befriedigenden Rückblick auf die Ergebnisse Ihrer Thätigkeit zu richten, um Uns zu vergegenwärtigen, in welchem Maße Ihre uud der verbündeten Regierungen gemeinsame Arbeit im Laufe der letzten 3 Jahre den Ausbau der verfassungsmäßigen Grund lagen deS Reichs gefördert hat. Durch das Reichs-Militärgesetz ist die Organisation des deutschen Heeres festgestelll und damit eine zu- verlässige Gewähr für die Unabhängigkeit des Vaterlandes und für seine berechtigte Wellstellung geschaffen worden. Auf dem Gebiete der wirthschaftlichen Interessen har das Bankgesetz für die Regelung der Eredilverhältnisse und deS Geldumlaufs einheitliche Ordnungen ein- geführt, von deren Wirksamkeit Handel und Verkehr eine stetige und nachhaltige Förderung erwarten dürfen. Zugleich ist die Gesetzgebung darauf bedacht gewesen, ihre Fürsorge für eie arbeitenden Klaffen durch Organisalton der eingeschriebenen Hilfskassen zu bethätigen. Von nicht geringerer Bedeutung ist das in der abgelaufene» Legis laturperiode Geschaffene für die Pflege der geistigen Interessen der Nation. Die Rechte und Pflichten, welche sich an die literarische Thätigkeit knüpfen, sind durch das Gesetz über die Presse neu geordnet, der Schutz des geistigen Cigenthums hat durch die Gesetze über vas Urheberrecht an Werken der bildenden Künste, an Mustern und Modellen eine lange entbehrte Erweiterung erhalten, so werthvoll aber auch die Ergebnisse Ihrer früheren Sessionen in den genannten und in anderen Beziehungen waren, so werden sie doch an Bedeutung überragt durch die große Aufgabe, welche Ihnen auf dem Gebiete der Justizgesetzgebung gestellt war. Nachdem eine Revision des Strafge setzbuches in der vorigen Session stattgcfunden halte, fiel der heut schließenden die Erledigung der Gesetzentwürfe zu, welche die Gerichts verfassung, die Civil- und Strafprozeßordnung und die ConcurScrd- »ung regeln. Diese Entwürfe sind von Ihren Commissionen mit angespanntestem Fleiße und mit der eingehendsten Sorgfalt geprüft worden und der Reichstag hat die Beralhungen über diese Gesetze mit dem Eifer und der Hingebung gepflogen, wie sie der großen nationalen Aufgabe würdig waren. Bei einem so umfangreichen und bedeutungsvollen Werke mußten in der ersten Benrlhcilung die Meinungen über viele wichtige Punkte nothwendig in dem Maße aus einander gehen, wie eS der Verbreitung und der Vielseitigkeit juri« stischer Durchbildung in allen Theilen unseres Vaterlandes entspricht. Dennoch ist es zu Meiner aufrichtigen Freude gelungen, alle Mein ungsverschiedenheiten im Wege der Verständigung unter Ihnen und mit den verbündeten Regierungen auszugleichen und die Verhandlungen zu einem befriedigenden Abschluß zu bringen. Das Gefühl des DankeS für die Bereitwilligkeit, mit welcher Sie, geehrte Herren, den ver» bündelen Regierungen zu dieser Verständigung entgegengekommen sind, ist in Mir um so lebhafter, je höher Ich den Gewinn anschlage, wel cher aus dem Gelingen dieses Werkes für unser nationales Leben er wachsen muß. Durch die statlgehabte Verabschiedung der Justizgesctze ist die Sicherheit gegeben, daß in naher Zukunft die Rechtspflege in ganz Deutschland nach gleichen Normen gehandhabt, daß vor allen beutchen Gerichten nach denselben Vorschriften verfahren werden wird. Wir sind dadurch dem Ziel der nationalen Nechlöeinheit wesent lich näher gerückt. Die gemeinsame Rechtsentwickelung aber wird in der Nation das Bewußtsein der Zusammengehörigkeit stärken und der politischen Einheit Deutschlands einen inneren Halt geben, wie ihn keine frühere Periode unserer Geschichte aufweist. Die Nechtseiuheit auch auf dem Gebiete des gesammten bürgerlichen Rechts herbeizu- führen, wird der Beruf der kommenden Sessionen sein. Ich entlasse Sie, geehrte Herren, indem Ich Ihnen für Ihre angestrengte uud erfolgreiche Arbeit wiederholt im Namen der Verbündeten Regierungen den wärmsten Dank ausspreche, in dem festen Vertrauen, daß, auch wenn ver Reichstag sich wiederum hier versammelt, es uns vergönnt sein wird, u»serc Arbeiten ausschließlich den friedlichen Aufgaben der inneren Entwickelung des Reichs zuzuwenven. Der bisherige Fortgang der Verhandlungen der europäischen Mächte über die im Orient schwebenden Fragen berechtigt Mich zu der Hoffnung, daß es Meinen Bemühungen und den einander entgegenkommenden friedlichen Inten tionen der an deren Entwickelung der Dinge im Orient unmittelbar betheiligte» Mächte gelingen werde, die schwebenden Fragen ohne Beeinträchtigung der guten Beziehungen zu lösen, welche ja gegen wärtig inner ihnen obwalten. Ich werde, gestützt von dem Vertrauen, welches Deutschlaues friedliebende Politik sich erworben hat, im Wege freundschaftlicher und selbstloser Vermittelung mit Gottes Hilfe auch ferner dazu mitwirken." Berlin, 22. Decbr. Dem heutigen feierlichen Schluffe des Reichstags wohnten etwa 150 Abgeordnete, die Generalität, die Stabs offiziere und viele hohe Staatsbeamte, sämmllich in großer Gala, bei. In der Hofloge bemerkte man die Prinzessin Friedrich Carl mit ihren Töchtern, in der Diplomaten-Loge die Botschafter Oesterreichs und Rußlands, die Gesandten Spaniens und Portugals. An der Spitze des BuiibeSralhs erschien der Reichskanzler Fürst Bismarck. Balo nach >/r3 Uhr betrat Se. Maj. der Kaiser den Saal, gefolgt vom Kronprinzen und sämmllichen hier anwesenden Prinzen, begrüßt von einem durch den Präsidenten o. Forckenbeck ausgebrachten Hoch. Die Thronrede wurde mehrfach, namentlich bei Erwähnung der Justiz- reform, sowie bei der die auswärtige Politik betreffenden Stelle von Beifall unterbrochen. Nach Verlesung der Thronrede erklärte Fürst Bismarck den Reichstag für geschlossen; der bairische Minister-Präsi dent v. Pfretzschner brachte ein Hoch auf Kaiser Wilhelm aus. Wien, 23. Decbr. Die durch die österreichisch-ungarische Ne gierung in der Angelegenheit des DonaumonitorS „Maros" von Serbien geforderte Genugthuung ist, wie die „Politische Cvrrespon- denz" aus Semlin meldet, von der serbischen Regierung in allen Punkten dem vollen Umfange nach bereilwilligst gewährt worden und ist die Salutirung der auf den Donanmonitors aufgehißten österreichisch- ungarischen Flagge in der verlangten feierlichen Weise auf heute an beraumt. Wien, 23. Dec. Die heutige „Wiener Abendpost" betrachtet die Nachricht, daß heute die eigentlichen Conferenzen in Constantinopel eröffnet werden sollen, als eine Bekräftigung der Annahme, daß unter allen Conferenzbevollmächtigten über alle eontroversen Punkte, also insbesondere auch über die Garanliefrage ein principielleS Einver- ständniß erzielt werken sei. Kopenhagen, 23. Decbr. DaS mit Kohlen beladene deutsche Barkschiff „Hiram" ist bei FornaeS an der Nordostspitze von Jütland total unlergegangen, die Mannschaft ist in den Wellen umgekonrmen.