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rücklings auf den Bahndamm gestürzt und sodann über die hohe Böschung hinabgerutscht, wodurch er nicht allein im Gesicht bedeutende Verletzungen, sondern auch Brüche beider Schulterblätter erlitten hat. Leider ist Schöne Vater von 4 Kindern. — Das Ministerium des CultuS und öffentlichen Unterrichts hat die Erlanbniß ertheilt und dem entsprechend an die BezirkSschul- inspectoren Verordnung ergeben lassen, daß zum Besten des Nieritz- denkmals in den sächsischen Volksschulen eine Pfennigsammlung ver anstaltet werbe. Die Erträge der Sammlung sind bis zum 10. Ja nuar des nächsten Jahres an den Stadtrath Hartwig in Dresden ab zuliefern. DaS Denkmal selbst wird jedenfalls in Marmor auSgeführt. — Der zeitherige AmtShauptmann zu Grimma, Or. Friedrich Gustav Hübel, ist zum KreiShauptmann in Zwickau ernannt worden. — Ain 30. Novbr. ist früh gegen 5 Uhr in der Scheune des GutSbes. Joh. Gottfr. Bogel in Langenberg b. Schwarzenberg auf bis jetzt noch unermitteUe Weise Feuer ausgebrochen und dadurch nicht nur die Scheune, sondern auch das Wohnhaus und der Stall cinge- äschert, der Schuppen aber geretler worden. DaS Vieh ist bis auf 15 Stück Gänse und den Kettenhund, welche umgekommen, ebenso das unversicherte Mobiliar in Sicherheit gebracht worden. Dagegen sind außer dem sämmtlichen Ackergeräthe die ganzen Futtervorrälhe, somit etwa 150 Schock Getreidevorräthe, ebenfalls nicht versichert, verbrannt. — In der Nacht vom 29. zum 30. v. MtS. sind in St. Egidien Diebe in der Wohnstube des Gutsbesitzers Carl Heinrich List eingcbrochen und haben bei Ausführung eines FleischdiebstahlS, jedenfalls durch Fahrlässigkeit verschiedene auf einer Komode gelegene Kleidungsstücke verbrannt. Das Feuer ist, ehe es größere Dimensionen angenommen, vom Bestohlenen bemerkt, und sofort gelöscht worden. — Durch Capitulation bleibt Heuer der sächsischen Armee eine beträchtlich größere Anzahl von Untcrofficieren erhalten als sonst. Ferner liefert die Unterosficierschule zu Marienberg jetzt regelmäßig sehr brauchbare Glieder für die subalternen Chargen der Armee. Endlich melden sich auch aus dem preußischen Reichscontingenle mehr fache Kapitulanten zum Weiterdienen in dem sächsischen Contingente. — Am 1. December Abends ist das Brennofcngebäude der zu dem Rittergute Nieder-Friedersdorf bei Neusalza gehörigen Ziegelei »iedergebrannt. Dresden, 1. Dec. Gestern begab sich der Herr Finanzminister Freiherr v. Könneritz auf die Mulvner Hütte bei Freiberg und nahm von den Einrichtungen und mannichfachen Betriebsweisen dieses Etablissements auf das Eingehendste Kenntniß. Hierauf widmete Se. Excellenz der Bergakademie in Freiberg und deren sämmtlichen Lehr apparaten, Sammlungen und Laboratorien eine ausführliche Besichtigung. Daran schloß sich noch ein Besuch der Hauptdergkasse, des Bergamtö, des OberhüttenamtS und des Hüttenlaboratoriums, allenthalben ver bunden mit einer Vorstellung der betreffenden Beamtcu. Dresden. Der 2. December ist bekanntlch mit blutigen Lettern in das Buch der Ehrengeschichte dts k. sächsischen SchützenregimenlS Nr. 108 eingetragen. Am 2. December 1870 unternahm der Fan- saron Ducrot jenen wüthenden Ausfall aus Paris, der sich an der unerschütterlichen Tapferkeit sächsischer Krieger brach. Das Schützen regiment allein verlor in der Abwehr des Ausfalls 37 Officiere und 800 Mann. Begreiflich genug, wenn das wackere Regiment regel mäßig den Jahrestag der Schlacht von Villiers feierlich begeht. Vor gestern nun nahm cs zunächst in den ihm zugewiesenen Rekruten eine Anzahl Männer in seine Glieder auf, die sich gegebenen Falls der Tapferkeit ihrer Vorvordern würdig erweisen werden. Auf dem großen Hofe der Kaserne fand um 11 Uhr die Vereidigung der Rekruten in Gegenwart des Regiments statt. Ihnen und den älteren Mannschaften wurde Mittags ein Mcnagezuschuß und Bier gewährt. V-5 Uhr trat das Officiercorpö des Regiments im Casino zu einem solennen Diner zusammen, an dem cs an ernsten und frohen Trinksprüchen nicht fehlte. Eine anmuthige Ueberraschung erfuhr das Officiercorps, als ein alter Freund des Regiments, Herr Stadtrath Teucher, dem Negimente ein Reliefporlrait in Medaillonform des früheren CommandeurS, General major v. Hausen, verehrte. Ein Ball des UnterofficiersvereinS, im Colosseum abgehalten, beschloß die Feier des Tages. — Die Belegung der beiden neuen Infanterie-Kasernen mit den beiden Grenadier-Re gimentern der hiesigen Garnison wird im Laufe des Monats März dergestalt vorgenommen, daß sie bis zum 1. April beendet ist. Werdau, 2. Decker. Gestern fand hier die Ergänzungswahl des Stadtverordneten-Collegiums statt. Die von dem freisinnig-reichs- treuen Vereine ausgestellten Candidaten sind sämmtlich mit großer Stimmenmehrheit gewählt worden. BemerkenSwerth ist hierbei, daß die social-demokratische Partei ebenfalls zwei der vom freisinnig.reichS- treue Vereinen aufgestellten Candidaten auf ihre Wählerliste gebracht hatte, jedenfalls in der Absicht, um auch Anhänger von der gegnerischen Partei zu gewinnen. Glauchau, 1. December. Dem Consistorialrath Superint. vr. Leo in Waldenburg ist auS Anlaß seines 50 jährigen Dienstjubiläums das Ritterkreuz I. Cl. des K. S. Verdienstordens verliehen worden. Plauen. Da sich den Wanderlagern bekanntlich auf dem Wege des Gesetzes nicht wohl beikommen läßt, so wird nach dem „V- A." die richtigste und durchgreifendste Hülfe gegen den mit ihnen getriebenen Mißbrauch immerhin die Seldsthülfe namentlich in der Weise bleiben, daß die stehenden Gewerbe- bez. Handelsniederlassungen durch die Güte ihrer Waare und die Angemessenheit der Preise die Kaufer an sich ziehen und sich erhalten, das kaufende Publikum aber dem Verkauf oder Verstrich von Wanderlagern, bei denen es oft nicht im Stande ist, die Waare gehörig zu prüfen, häufig schlechte Waaren zu unver« hältnißmäßig hoben Preisen kauft und wenig oder gar keine Sicherheit wegen der angepriesenen Güte der Waare hat» möglichst fern bleibt. Bärenwalde, 30. Nov. Gestern Abend sind die Leonharktsche Knochenmehlfabrik und die Wirlhschaftsgebäude des Gutsbesitzers Groß ein Raub der Flammen geworden; Entstehungsursache noch unbekannt. Zeulenroda. Das Ergebniß der hiesigen Gemeinderathswahlen ist ein erfreuliches, da die Socialdemokraten keinen ihrer Candivaten durchgebracht haben. Fünf ihrer Candivaten hatten 20—64, der sechste, der nicht Anhänger der Socialdemokraten ist, 233 Stimmen; abgegeben waren 802 Stimmen. In Ebersbach bei Neusalza wurde am 24. November der ca. vier Monate alte Leichnam eines Kindes in dem Richter-Teiche un weit der Kirche in großes Papier eingeschlagen gefunden. Vermischtes. * Solingen 26. Novbr. Eine Säbel-Lieferung von 36,000 Stück ist, laut der „Ess. Ztg." von der königl. sächsischen Regierung hier in Auftrag gegeben und soll in einigen Monaten auSgeführt werden. Drei Fabrikanten übernehmen die Lieferung. * Ein englisches Blatt bringt die Nachricht, daß man auf Is land die Trümmer eines Luftballons aufgefunden bat, der dem äuße ren Anscheine nach vor mehreren Jahren niedergefallen sein muß. Die Seide war vollständig zerfetzt, die Stricke verfault und das Schiff zertrümmert. In dem Schiffe lagen Menschenknochen, eine zerbrochene Flasche und eine Tasche mit zusammengerollten und jetzt ganz in einander verklebten Papieren, deren Schrift nicbt entziffert werden konnte. Nun ist seit geraumer Zeit kein Lufischiffer von Berns ver unglückt, über dessen Ende man nicht genau unterrichtet wäre. Mög lich aber ist es, daß jetzt jener Ballon aufgefunden wurde, in welchem während der Belagerung von Paris ein Matrose Namens Prince in einer stürmischen Nacht aufsticg, um nie wieder von sich hören zu lassen. Für diese Annahme dürften namentlich die aufgefundenen Papiere sprechen, welche wohl nichts anderes sind, als photographirte Depeschen und Briefe, wie sie aus dem eingeschlossenen Paris an Behörden und Freunde durch Lustpost befördert wurden. * Ausgrabungen in Pompeji. In einer auSgegrabenen Schenke hat man interessante Wandmalereien gefunden, welche Scenen aus dem Kneipleben darstellen. Trinker und Spieler im Kostüm der Leute aus dem Volke sitzen auf hölzernen Bänken oder sind stehend in verschiedenen Situationen zu erblicken, die durch beigeschriebene Aeußerungen verdeutlicht sind. Von zwei Würfelspielern ruft der eine dem Knöchel im Becher zu: „Komm heraus," der andere mit Bezug auf die Zahl der geworfenen Punkte äußert: ,.Es sind nicht drei, sondern zwei." — Eine männliche und eine weibliche Person wechseln stehend einen Kuß. Ein Schenkmädchen nähert sich mit GlaS und Flasche zwei sitzenden Gästen. Einem derselben sind die Worte bei gelegt: „DaS ist nicht das meinige," wozu als Erwiderung gehört: „Wer will, nimmt es." Auch zwei Streitende fehlen nicht, welche sich gegenseitig bei den Haaren gefaßt haben, und deren einen rin Dritter an der Tunika rückwärts zieht mit dem angemessenen AuSruf: „Geht hinaus, zankt euch draußen!" — Eine andere Wand trägt als eingekratzte Inschrift die Worte: Thyrsa, hüte Dich, den FortunatuS zu lieben. — Lebe wohl." Verlassen. Roman von Ed. Wagner. 2. Kapitel. Die Warnung. (Fortsetzung.) Am AuSgange des Dorfes RylandS, etwas abgelegen von den übrigen Häusern, stand ein kleines, schon ziemlich altes HauS, dessen baufällige Wände jedoch ganz von Epheu bedeckt waren, wovon »S den Namen Epheuhaus hatte. Sogar die kleinen Fenster waren zum Theil von den üppig wuchernden Ranken überzogen, die auch ziemlich das ganze Dach in Beschlag genommen hatten, so daß das Häuschen von außen ein recht malerisches Ansehen hatte. Im Innern des Hauses sah es ebenfalls nett und sauber aus, ungeachtet der einfachen altmodischen Ausstattung, der schlechten Dielen nnd der theilweise rissigen Wände. Durch die Epheuranken vor dem Fenster der Wohn stube sandte die Nachmittagssonne einige spärliche Strahlen, welche gerade auf das Christus- und das Marienbild, sowie auf einige in schwerfällige Goldverzierung gedrückte und eingerahmte Sprüche und Tractätlei» fielen, die die eine Wand zierten, während die anderen