Volltext Seite (XML)
Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend. Abonnementsprcis beträgt vierteljährlich 1 Mark 20 Pf. preonnweranäo. Aiychtr Inserate werden bis spätesten» Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit io Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. für Zwönitz und Umgegend. Nedacteur und Verleger: C. Bernhard Ott in Zwönitz. 74. Tagcsgefchichle. Berlin. Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht die Kaiserliche Ver ordnung, welche die Neuwahlen zum Reichstage auf den 10. Januar 1877 ansetzt. Wien, 1. Dec. Der Kernpunkt der heute vom Handelsminister gemachten Eisenbahnvorlagen ist die Ermächtigung der Negierung zur Deckung der Betriebsdcficils, wogegen der Staat befugt sein soll, bei allen garantirten Bahnen, die den Staatsschatz stark belasten, den Betrieb jederzeit selbst zu übernehmen oder einer andern Bahnver waltung zu übergeben. Die Regierung wird ferner ermächtigt, solche Linien, die in verkehrspolitischer Beziehung wichtig erscheinen und den Staatsschatz überlasten, dergestalt anzukaufen, daß sie die Priori tätenschuld übernimmt und für die Aktien 4 procent. Eisenbahnstaats titel gewährt. Paris, I. December. Heute hat bei dem Deputirten Cocherv eine Versammlung von Delegirtcn der drei Gruppen der Linken des Senats und der Depulirtenkammer stattgefunden, in welcher beschlossen wurde, Dufaure aufzufordern, von seinem Posten zurückzutreten und an feiner Stelle Jules Simon als Conseilpräsidenten vorzuschlagen, die übrigen Minister aber in ihren Stellungen zu belassen. In parla mentarischen Kreisen halt man indessen den Erfolg dieser Eombination für zweifelhaft, da man die Ansicht des Marschall-Präsidenten Mac Mahon kennt, welcher die Demission Dufaure's als eine Demission des gesammten CabinetS betrachtet. Versailles, 1. Dec. Senat. Der von der Depulirtenkammer beschlossene Gesetzentwurf betreffend die Einstellung der gerichtlichen Verfolgung von solchen, die am Communeaufstand theilgenommen haben, wurde abgelehnt. Rom, 1. December. Der „Liberta" zufolge hat der Marquis von Salisbury während seines hiesigen Aufenthalts erklärt, er gehe mit versöhnlichsten Absichten nach Constantinopel und hoffe auf ein Praktisches Ergebniß der Conferenz. Das Blatt bemerkt weiter, der englische Delegirte habe keine Specialmission für die italienische Ne gierung und derselben keinen besonderen Vorschlag zu machen gehabt; derselbe habe erklärt, der Hauptzweck seiner Reise habe darin bestanden, von den Ansichten der verschiedenen Regierungen Kenntniß zu nehmen, und die Regierungen über die Ansichten Englands zu unterrichten. Rom, 1. Dec. Der Marquis von Salisbury ist heute von hier wieder abgereist. Das Journal „Diritto" fügt der bezüglichen Meldung hinzu, der Minister Melegari und der englische Delegirte zur Constantinopeler Conferenz hätten bei ihren Besprechungen beider seits die Ueberzeugung zu erlangen vermocht, daß die Absichten Italiens und Englands unter den gegenwärtigen Verhältnissen lediglich auf Erhaltung des europäischen Friedens durch eine auf ernster und dauerhafter Grundlage erfolgende Pacification der insurgirten türkischen Provinzen gerichtet seien. Die versöhnliche Sprache des Marquis von Salisbury habe im Allgemeinen einen sehr befriedigenden Ein druck gemacht. Rom, 1. Dec. Die „Opinione" schreibt: Man versichert, daß die Erklärungen des Marquis von Salisbury den Cabineten gegen über die Idee eines Krieges von Seiten Englands ausschlössen. Man sehe einen russisch türkischen Krieg voraus, da die Türkei die ver- langten Garantien unmöglich gewähren könne und weil es unwahr scheinlich sei, daß sich die Türkei einer Occupatio» Bulgariens nickt Mit den Waffen in der Hand widersetzen werde. In diesem Falle aber werde England die Idee der Besetzung einiger wichtigen Punkte in Egypten zugeschrieben. An einen zwischen England und der Türkei existirenden Vertrag glaube man nicht. London, l. Dec. Gladstone hat in dem „Contemporary Review" einen Artikel veröffentlicht, in welchem er die Hoffnung anssprickl, daß sich die Conferenz in Constantinopel auch mit der Lage der Griechen beschäftigen werde. Weiter führt Gladstone aus, daß Pal merston und Russel die Absicht hatten, die gegenwärtige Abgrenzung des griechischen Gebietes zu redressiren, indem sie Griechenland, 1- Jahrg. Thessalien unter Souzeränelät der Pforte geben wollten. Gladstone meint, die christliche Bevölkerung der Türkei würde die Hilfe Englands oder Rußlands verziehen; man müsse darauf hinwirken, daß England, anstatt eine Politik der Drohungen und des Egoismus zu treiben, sich der Zuneigung der Griechen versichere. Petersburg, 1. Dec. Der Oberbefehlshaber der Südarmee, Großfürst Nicolaus Nicolajewitsch ist in Begleitung seines SohneS, des Großfürsten Nicolaus Nicolajewitsch des Jüngeren heute Nach mittag 2 Uhr mittelst Extrazuges auf der Nicolausbahn nach Kischeneff abgcreist. Der Großfürst-Thronfolger und der Großfürst Peter Nicolajewitsch gaben demselben bis zum Bahnhofe daS Geleite; bei der Ankunft auf dem Bahnhofe wurde dem Großfürsten von dem provisorischen commandirendcn General, Baron Biström, als ein Geschenk des Osfiziercorps ein Gottesbild überreicht. Der Großfürst dankte mit warmen Worten. Seine Abschiedsworte an die auf dem Bahnhofe versammelten Offiziere der Garde und deS MilitärdistrictS wurden mit lauten und lebhaften Acclamationen ausgenommen. Odessa, 2. Decbr. Der neuernannte Commandant der Ver« theidigungSliuie von Nikolajeff bis Odessa, Contreadmiral Arkow, hat an die ausmarschircuden Marinesoldaten der Pontusflotte eine charac« teristische Ansprache gehalten, deren wesentlicher Sinn folgender ist: „Soldaten! Wir preisen Euer Schicksal, da Ihr als die ersten Sol daten der jungen Flotte berufen seid, Euer Blut für die heilig Sache Euerer Brüder jenseits der Donau zu verspritzen. Geht in den ge rechte» Kampf und traget hoch den Ruhnr und den Ruf der jungen Flotte, welche berufen ist, große Dienste dem Kaiser und Reich zu . leisten. Spanien. Ein Madrider Telegramm der „Times" meldet, der Marquis von San Carlos werde demnächst im spanischen Congresse einen Gesetzentwurf für die Abschaffung der Stierkämpfe einbringen. Bukarest, 1. Dec. Depulirtenkammer. Die Regierung bean tragte die Bewilligung eines außerordentlichen Creoiles zur Erhaltung der concentrirtcn Armee bis zum Ende des Jahres. — Anläßlich einer Interpellation über die Regie des Tabaksmonopols, wurde eine Untersuchung der Administration derselben angeordnet. — Der Senat hat noch nicht darüber Beschluß gefaßt, ob die gerichtliche Verfolgung der angeklagteii früheren Minister, welche zugleich Senatoren sind, stattfinden soll. New-Uork, 1. Dec. Der Commandeur der BundeStrnppen in Südkarolina, General Ruger, hat gestern Nachmittag dem Präsidenten der demokratischen Abgeordneten die Mittheilung zugehen lassen, daß diejenige» Abgeordneten, deren Wahl nicht geprüft und giltig befunden seien, zu den Sitzungen der Repräsentantenkammer deS Staates nicht zugelaffen werden könnten. Die demokratischen Abgeordneten haben dagegen formell protestirt und erklärt, daß sie nur der bewaffneten Macht weichen würden. — Der Präsident Grant hat in der ver flossenen Nacht mit dem Kriegsminister sowie mit den Generalen Cameron und Sherman conferirt und durch letzteren dem General Ruger confidentielle Instruktionen telegraphisch zugehen lassen. Uorales und Sächsisches. Zwönitz, 4. December, Abends 7 Uhr. Wie unö auö zuver lässiger Quelle mitgetheilt wird, entgleiste in der Nähe von Lößnitz, der von Aue 5 Uhr 10 Minuten abgehende Zug. Näheres ist uns noch nicht bekannt. — Am 27. November wurde der herrschaftliche Revierförster Nollain (früher in Geyer) auf Rittergut Niederforchheim todt aufge funden; er batte seinem Leben durch einen Schuß freiwillig ein Ende gemacht. Der Beklagenswerthe war ein Man» von ca. 60 Jahren unb genoß allgemeine Achtung. — Unweit Nauenstein bei Lengefeld i. Geb. ist am 26. Nov. der Schaffner Schöne aus Marienberg, welcher den Frühzug auf der Chcmnitz'Kouiotauer Eisenbahn begleitete, vom Trittbrette ausgeglitten, Dienstag, den 5. December 1876.