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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend. Abonnementsprcis beträgt vierteljährlich 1 Mark 20 Pf. prssnumeranäo. Alychtr Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit lo Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. für Zwönitz und Umgegend. Nedacteur und Verleger: C. Bernhard Ott in Zwönitz. 69. Dienstag, den 21. November 1876. 1. Jahrg. Bekanntmachung. Trotz wiederholter Bekanntmachung wird außer Acht gelassen: „daß Hausbesitzer Miethbewohuer, welchen Staudes dieselben auch sein mögen, in ihre Häuser aufnebmen, ohne daß von denselben die vorschriftsmäßige Wohnungskarte verlangt wird, sowie auch das Anmelden von Gewerbsgehilfen, Lehrlingen und Dienstboten in den allermeisten Fällen ganz unterlassen wird." ES wird daher in Erinnerung gebracht, daß die Unterlassung (ohne Nachsicht) mit einer Geldstrafe von 3 Mark belegt wird. Zwönitz, am 11. November 1876. Der Stadtgemeindrath. Schönherr. Tagesgeschichte. Berlin. Schon wiederholt ist in officiöser Weise gegen die Nachrichten Einspruch erhoben wurden, welche über angebliche Be schlüsse und Absichten der ReichSregicrung in Betreff der Pariser Weltausstellung verbreitet wurden. Jetzt wird wieder verschiedenen hiesigen und auswärtigen Blättern gemeldet, daß eine Lorlage über die Betheiligung Deulschlands für den Reichstag bereits beschlossen sei. An diese Nachricht wird dann eine lebhafte Discussion über die Höhe der aus Neichsmittcln zu gewährenden Mittel geknüpft. Die „N, A. Z." glaubt, versichern zu können, daß ein Beschluß der er wähnten Art bisher nicht gefaßt ist und bemerkt dann weiter: Die Angaben einzelner Blätter über die Stellung der verschiedenen Ressorts zu der Frage wegen Theilnahme Deulschlands an der Ausstellung stimmen übrigens durchaus nicht mit dem wirklichen Sachverhalt überein und enthalten in sich selbst schon den Beweis, daß die Referen ten nicht aus unterrichteter Quelle geschöpft haben. Berlin. 17. Nov. Sr. Maj. Schiff „reha" ist am 15. d. in Kiel außer Dienst gestellt. — Sr. Maj. Aviso „Pommerania" ist am 15. d. Nachmittags, von Salonichi kommend, in Constantinopel ein- getroffen. An Bord Alles wohl. — Sr. Maj. Schiff „Preußen" ist am 16. d. in Kiel, behufs Uebcrfübrung nach Wilhelmshafen, in Dienst gestellt. Brannsberg, 15. November. Der hiesige römisch-katholische Kirchenvorstand, der gegen die Mitbenutzung der Neustädter Kirche seitens der Altkatholiken beim Herrn Oberpräsidenten vorstellig ge worden war, ist dem „Br. Krbl." zufolge jetzt von demselben abschlägig beschieden worden und wird sich nun an den Herrn Cullusminister wenden. — Zum Direktor am hiesigen Lehrerseminar ist der Gymnasial oberlehrer Hoffmann hierselbst ernannt worden. Wie die „Erml. Ztg." dazu bemerkt, ist Hoffmann Altkatholik. Augsburg, 15. Novbr. AuS Berlin geht der „Allg. Ztg." die nachfolgend^, durch die „Germania" bereits angekündigte, Erklärung des ReichötagSabgeordnelen vr. Jörg zu: „Bon einer zweitägigen Reise hierher zurückgekehrt bekomme ich eben erst die Nr. 316 der „Allg. Ztg." (Beilage) zu Gesicht, worin eine Erklärung Sr. Excellenz des Hern. Grafen Bray be züglich einer Aeußerung wiedergegeben ist, die ich in der Sitzung deS deutschen Reichstages vom 6. d. gemacht habe. Soweit diese Erklärung mich angeht, bin ich in der Lage, den Wortlaut meiner Aeußerungen, gestützt auf den tiefen Eindruck, den die fragliche Mittheilung bei mir und meinen näheren Freunden in der er schütternden Krisis jener Tage gemacht hat, vollständig aufrecht zu halten. Berlin, den 14. Nov. 1876. Abg. Jörg." Wie dasselbe Blatt gleichfalls auS Berlin erfährt, ist die gegen die „Allg. Ztg." (wegen Abdruck einiger auf die Anklageschrift gegen den Gzafen Harry v. Arnim bezüglichen Zeitungsmittheilungen) ein- grleitete Untersuchung wegen LandeSverrath eingestellt worden. Wien, 18. November. General Tschernajeff befindet sich seit heute in Wien, wo er mit seiner Gemahlin Zusammentreffen soll. Wien, 16. Nov. Nach einer Mittheilung der Direction der Galizischen Carl-Ludwigsbahn ist der Frachtgütcrverkehr nach Rußland vin Brody und Nabziwilow seitens der Kiew-Brester Bahn von heute ab auf unbestimmte Zeit eingestellt, die Personen-, Gepäck- und Eil- gutbeförderung dauert fort. Die Odessaer Bahn hat in WolocziSk angeblich wegen Störung durch Schneeverwehung die Uebernahme von Eil- und Frachtgütern, Steinkohlen ausgenommen, sistirt. Wien, 17. Nov. Die „Politische Correspondenz" meldet auS Versailles: Nach zuverlässigste» Quellen verlautet, daß der deutsche Botschafter, Fürst Hohenlohe, nicht m der Lage ist, eine Betheiligung Deutschlands an der Pariser Ausstellung im Jahre 1878 in Aussicht zu stellen. Pest. 17. Nov. Sitzung des Abgeordnetenhauses. In Beant wortung der von Simonyi und Helfh eingebrachten Interpellationen erklärte Ministerpräsident TiSza, daß die Negierung keine Vorlage bezüglich der Orientpolitik zu machen beabsichtige. In einer sich fort während entwickelnden Sache, wie die Orientfrage sei, gebe es nichts aus der Vergangenheit, was nicht mit dem eben im Fluß Befind lichen zusammenhänge. Das System der Regierung habe sich zwar nicht geändert, aber wenn sich dasselbe auch geändert hätte, würde eine Vorlage doch erst recht keinen Sinn haben, weil eine Anerken nung ober ein Tadel von Seiten des Hauses nutzlos und eher noch nachtheilig sein würde. Er wünsche keine Orientdebatte vor der Budgeiberathung, da dieselbe nur eine Zeitversäumniß sein würde. Daß im Laufe der Budgetberalhung die Orientfrage zur Sprache gebracht werde, könne er nicht verhindern, er rechne dabei jedoch auf ras Taktgefühl des Hauses. Wegen der schwierigen Zeit und der großen Verantwortlichkeit möge von der Versammlung der Regierung überlassen werden, zu welchem Zeitpunkte sie über eine so heikele Frage öffentliche Aufschlüsse ertheilen wolle. Paris, 15. Novbr. In der heutigen Sitzung der Deputirten- kammer war u. A. von den Gefängnissen und der Arbeit der Sträf linge die Rede. Guichard führte Klage über die erdrückende Concurrenz, welche die Gefangenen (es giebt ihrer 28,000) der freien Arbeit machen. Dieser Gegenstand ist auch bei dem jüngsten Arbeitercongreß behandelt worben, aber eine gründliche Abhülfe für den erwähnten Uebelstand wurde damals so wenig wie jetzt in der Kammer in Vorschlag gebracht. Guichard schlug vor, die Gefangenen für die Armee und die Marine arbeiten zu lassen, derart, daß die in den Strafanstalten fabricirte Waare nicht mehr auf den freien Markt gebracht werden kann. Da gegen konnte der Regierungscommissar Eophin bemerken, daß immer hin eine Concurrenz für die freien Arbeiter, welche jetzt für das Heer und die Marine arbeiten, übrig bleibt. UebrigenS versprach die Negierung, nach Möglichkeit dem Schaden abzuhelfen, und damit gab die Kammer sich zufrieden. Petersburg, 17. November. In der Nacht vom 12. zum 13. d. M. ist der römisch-katholische Bischof von Volhynien von russischen Gendarmen verhaftet und in das Moskauer Gefängniß abgeführt worden. Compromittirende Schriftstücke sind mit Beschlag belegt worden. In Polen wurden gleichfalls verschiedene Landgeistliche plötzlich verhaftet.