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daß die Pforte nachgeben werde. Die „Times" glaubt, daß die Mächte zweifelsohne dem Sulla» die Annahme der russischen Forderung an- ralhen würden und fügt hinzu, die letzten Nachrichten, die ihr zuge- gangen, lauteten widersprechend, es sei indeß nicht denkbar, daß die Pforte Rußlands zum äußersten treiben werde. Der „Daily Tele graph" bringt eine, übrigens von keiner anderen Seite bestätigte telegraphische Meldung aus Constantinopel vom Dienstag Abend, wonach ein zweimonatlicher Waffenstillstand bereits unterzeichnet worden wäre. Paris, 1. Non. Das russische Ultimatum an die Pforte ist, wie die „Agence Havas" hört, im Laufe res gestrigen Abenvs durch den Botschafter Jgnalieff überreicht worden. Ragusa, l. Novbr. Die Montenegriner halten seit gestern Podgorizza eingeschlossen, welches sie mit den bei Medun eroberten türkischen Geschützen beschießen. Bereits ist eine türkische Batterie von ihnen demontirt worden und hat Podgorizza überhaupt stark ge- litten. Medun isb von den Montenegrinern gänzlich zerstört. Die CernirungSarmee von Medun ist tiefer in Albanien eingedrungen und hat die Verbindung der Türken mit Podgorizza abgeschnitten. Belgrad, 1. Novbr. Fürst Milan befindet sich in Paratchin, die Arme Tschernajeff's steht bei Deligrad, diejenigen Horvatovie'S zwischen DjuniS und Kruichvatz. Die durch den Verlust der Stellung bei DjuniS hervorgerufene Bestürzung Hal sich etwas gelegt, es herrscht große Thätigkeil und der Entschluß, auf's Aeußerste Widerstand zu leisten. Constantinopel, 1. Novbr. Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten hat an die Vertreter der Türkei im Auslande die folgende Mittheilung gelangen lassen: „Constantinopel, 31. Oktober. Der Serdar Ekrem hat die hohe Pforte benachrichtigt, daß die kaiserl. Armee nach einem siegreichen Kampfe in Alexinatz ihren ruhmvollen Einzug gehalten hat." Constantinopel, 1. Novbr. „Agence Havas" meldet: Die Pforte erklärte, sie stimme dem Waffenstillstand zu, wenn sie Garantie erhielte, daß Serbien solchen ebenfalls annehmen würde. Nachdem Serbien auch angenommen, wäre der Waffenstillstand unterzeichnet worden. Morales und Sächsisches. Zwönitz. Im vorigen Bericht aus Zwönitz ist noch hinzuzu. fügen, daß außer dem Kirchenvorstande und den Gemeindevertretern auch noch eine große Anzahl hiesiger Bürger sich an das Ehrengeleite mit anschlossen. — Hinsichtlich des nächsten Altenburger Noßmarktes ist zu bc- merken, daß sich in den Zwickauer Kalender ein Jrrthum insofern ein- geschlichen hat, als die Abhaltung desselben bereits für Freitag de» 3. Novbr. angegeben ist, während der Noßmarkt acht Tage später, nämlich Freitag den 10. Novbr. abgehallen wird. — Die für die Strecke Plauen-Weischlitz und nmgedreht über Naundorf gelösten AbonnemenlSkarten und Tagesbillels können, nach einer Bekanntmachung der K. BelriebS-Oberinspeclion, auch auf der neuen kürzeren Noute über Körbitz benutzt werden. Dagegen bleibt die Verwendung der für die neue kürzere Linie dergleichen ge lösten AbonnemenlSkarten und Tageöbillcts auf der alten Linie aus geschlossen. Ferner können nach einer Bekanntmachung derselben Behörde, die zwischen den Stationen Lengenfeld, Auerbach und Falken stein für die eine Noute gelösten Tagesbillets und Abonnementskärlen auch von jetzt ab auf der anderen Route benutzt werden, — Auch aus Aunaberg wird ein Recontre der sonst so fried lichen Schafe mit der Eisenbahn gemeldet und wurde dabei durch den am 29. Oct. in der Mittagsstunde nach Chemnitz abgegangenen Güterzug zwei Anuaberger Fleischerincister ein erheblicher Schaden zugefügt. Als gedachter Zug in noch langsamer Fahrt in der Nähe der Weißmühle unterhalb des ersten Bahnwärters gekommen, stürmte eine dort weidende Schafherde wie auf Commando die steile Böschung Hinan, rannte dem Zug nach und wurde von den Hinteren Wagen desselben auf der von ihm zu passirenden Brücke, wo die Schafe ziemlich gedrängt nebenberlaufen mußten, erfaßt und davon über 20 Stück total zerrissen. Ein großes Glück, daß der Zug nicht entgleiste. — Auf dem Kartoffelfeld« eines Gutsbesitzers in Marienthal zeigte die diesjährige Ernte fast durchgehends Stücken im Gewicht von 600 Gramm; ein besonders großes Exemplar jedoch wog frisch aus der Erde gekommen. 1000 und wiegt jetzt noch, völlig trocken, 875 Gramm. — Die Dreöd. Nachr. melden: Der Luftschiffer Mr. Ralph Stott scheint plötzlich die allergeringfügigsten Ursachen herauszusuchen, der öffentlichen Meinung nicht gerecht werden zu wollen und von eingegangenen Verpflichtungen aus nichtigen Gründen sich zurückzuziehen. Dem Direktorium von Schloß Weißensee, welches ihm die dortigen Localitäten zur Verfügung gestellt hatte, hat er ganz unerfüllbare Bedingungen gestellt und im Falle, daß dieselben nicht erfüllt würden, mit einer auf 1000 Pfund Sterling gerichteten Eudschädigungsklage gedroht. Auch au bas Ingenieur-Departement des Kriegsministeriums soll sich Mr. Ralph Stott mit Forderungen und der Erklärung ge- gewenvet haben, daß, wenn ihm dieselben nicht gewährt würden, er seine Erfindung an England verkaufen würde. Demnach scheint der ganze Zweck der „Erfindung" auf eine Geldspeculation hinanSzulaufen und das Berliner Publikum wird wohl auf das Vergnügen verzichten müssen, Herrn Stott mit seinem Flugapparat in die Luft steigen zu scheu. Dresden, 31. Oct. (Dr. I.) Se. Majestät der König haben die von dem Staatöminister Freiherrn v. Friesen mit Rücksicht auf sein vorgeschrittenes Alter erbetene Entlassung aus dem Staatsdienst, unter dankbarer Anerkennung der von ihm während seiner langjährigen Dienstzeit um das Land und das Königliche HauS erworbenen großen und bleibenden Verdienste, zu bewilligen geruht. Dresden, 1. Nov. Se. Majestät der König haben dem StaatSminister von Fabrice den Vorsitz im Gesammtministerium, dem Staatöminister von Nostitz Wallwitz den Vorsitz bei den in LvanZo- iiois beauftragten StaatSministern und die Leitung des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten, sowie dem Kreishauptmann Leonce Robert Freiherrn von Könneritz, unter Ernennung desselben zum StaatSminister, das Finanzministerium zu übertragen, demselben auch * den Auftrag in LvanAsIiois zu ertbeilen geruht. Leipzig, 30. Octbr. Se. Majestät der deutsche Kaiser und König von Preußen haben dem Vorstande der Expedition des „Leip ziger Tageblatts", Herrn Ottokar Staudinger, den kgl. preußischen Kronenorden 4. El. zu verleihen geruht. Leipzig, 31. Octbr. Der RectoratSwechsel fand heute Mittag in der üblichen feierlichen Weise in der akademischen Aula statt. AuS dem Bericht des zurücktretendeu Rectors Prof. Or. Overbeck ist — vorbehältlich einer eingehenden Mittheilung — hervorzuheben, daß für die bis heule abgegangenen 597 Studirendeu deren 797 (95 Sachsen und 702 Nichtsachsen) neu inscribirt wurden, so daß bis heute die Gesammtzahl der rite inscribirten Studenten die Ziffer von 2930 beträgt (gegen 2925 des verflossenen Sommerhalbjahrs.) Der neuerwählte Rector, Geh. Medicinalrath vr. Thiersch sprach über die drei großen milden Stiftungen (Spitäler) Leipzigs. Heute Abend 6 Uhr wird von der Studentenschaft zu Ehren des zurückgetretenen und des neugewählten Rectors ein solenner Fackelzug veranstaltet werden. Meitzen.» Am 28. Octbr. war auf dem Wochenmarkte eine kleine Quantität reife Erdbeeren, welche in einem Garten in Ober- meisa erbaut worden waren, zum Verkauf gebracht. — Am 27. Oct. langte das zur Aufstellung im Hofe der Albrechtsbürg bestimmte eherne Standbild „Albrechts des Beherzten" auf vierspännigem Wagen von Dresden hier an. Zschopau, 29. Ocl. Heute wurde in der Aula des Siminares durch ven Bürgermeister Walde dem Schüler der 5. Seminarklasse Neumann aus Geleuau in Gegenwart des Cötus die silberne Lebens rettungsmedaille unter entsprechender Ansprache überreicht. Neumann halte am 20. August auf dem städtischen Badeplatze, dessen einer Theil dem Seminare überlassen ist, den Kistenmacher G. mit eigener Gefahr vom Tode deö Ertrinkens gerettet, und war ihm deshalb vom Mini sterium des Innern diese Auszeichnung zuerkannt worden. Blumenau b. Olbernhau. Am 30. Oct. Mittags schoß der hier wohnende Mühlenbesitzer Gotthelf Friedrich Claußnitzer auf seinen Nachbar, den Oelmühlenbesitzer Tr. Friedrich Lößner. Derselbe erhielt einen Flintenschuß von hinten, wobei ein Schrot in seine linke Kopf seite eingedrungen und zum linken Nasenflügel wieder herausgekommen ist, außerdem aber noch zwei in die linke Schulter, sowie noch drei durch die Mütze, wovon eine die Kopfhaut leicht verwundet hat. Claußnitzer, der diese Handlung auö einem eine Treppe hoch gelegenen Zimmer auSgeführt, hat sich hierauf außerhalb seiner Gebäude begeben und sich durch einen Pistolenschuß gelödtet. Das Motiv zu dieser That soll Ehestörung sein. Lößner befindet sich in ärztlicher Behand lung und soll Hoffnung für Erhaltung seines Lebens vorhanden sein. Gaschwitz. Am Eisenbahnübergange unweit Zwenkau hielten am 29. October 2 Leute ein Paar Pferde, um dieselben au das Vorüberfahren der Züge zu gewöhnen. Das eine der Thiere mochte aber damit nicht einverstanden sein, denn es riß sich loS, sprang über die Vermachung und erlitt dadurch so schwere Verletzungen, namentlich einen Bruch des rechten Vorderfußes, daß sich die sofortige Tövtung desselben nölhig machte. Vermischtes. * Eine angemessene Frau. Im Geschäftslokal eines Blattes in Chicago erschien kürzlich ein Mann, der folgende Anzeige einzurücken wünschte: „Heirathsgcsuch." Der Einsender wünscht die Bekanntschaft einer gebildeten und ansehnlichen Dame zu machen, welche der folgenden Beschreibung entspricht: Größe: 3 Fuß 4>/z Zoll; Gewicht: 136 Pfund; Brustweitd: 39 Zoll; Taillenweite: 28»/« Zoll; Schuhnummer : 3>/i: Handschuhnummer: 57/«. Brünette mit dunkelbraunen Augen. Man adressire 1798, „Tribüne Office." Der Expedient, dem Lie betreffende Anzeige eingehändigt wurde, laS sie mit Verwunderung.