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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend. Abonnemcntspreis beträgt vierteljährlich 1 Mark 20 Pf. prsenumeranäo. Anmscr Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. für Zwönitz und Umgegend. Nedacteur und Verleger: C. Bernhard Ott in Zwönitz. 65. Sonnabend, den 11. November 1876.1. Jahrg. Tagesgeschichte. Berlin, 6. November. Di-.' Besserung in dem Befinden des Kaisers schreitet in erfreulichster Weise fort. Gestern bat Se. Mas. mit bestem Erfolge zum ersten Male wieder eine Spazierfahrt gemacht und gedenkt sich Donnerstag (9. Novbr.) mit den königl. Prinzen zu einer Hofjagd nach Letzlingen zu begeben. — Heute Mittag >/-2 Uhr hielt der türkische Botschafter am hiesigen Hofe, Edhem Pascha, mit dem Botschaftspersonale seine feierliche Auffahrt und überreichte dem nächst im Beisein des StaatSministcrs v. Bülow Sr. Majestät in besonderer Audienz seine Accreditive. — Fürst Bismarck wird, wie die „Post" Hörl, Milte dieses MonalS hier wieder einlreffen. Das Befinden des Reichskanzlers sei gut, nur leide derselbe immer noch an andauernder Schlaflosigkeit. Petersburg, 7. Novbr. Dem „GoloS" zufolge ist die Abreise des Kaisers und ter Kaiserin von Livadia auf heute festgesetzt und ihre Ankunft in ZaiSkoe-Selo am 15. oder 16. d. zu erwarten. — Der russische Botschafter in Paris, Fürst Orlow, ist gestern von dort nach Moskau abgercist, um daselbst während des Aufenthaltes des Kaisers anwesend zu sein. — Der deutsche Botschafter, General v. Schweinitz, ist gestern von Jalta abgereist und trifft am Freitag in Petersburg ein. Schweiz. Dem Bundesralh ist seitens der französischen Ge sandtschaft in Bern die offizielle Einladung der französischen Regierung zur Theilnahme an der Ausstellung des Jahres 1678 zugegangen. Der Bundesralh hat die schweizer Handels-, Industrie- und Ackcr- baugesellschaflen zur Begutachtung aufgefordert und erwartet deren Rückäußernngen, bevor er einen diesbezüglichen Entschluß trifft. Frankreich. Ueber den Eindruck, den die Thronrede des Deutschen Kaisers in Versailles gemacht hat, lesen wir in der Köln. Ztg.: Nach Schluß der Eröffnungssitzung der Nationalversammlung wurde in Versailles die Stelle der Thronrede des Deutsche» Kaisers über die äußeren Angelegenheiten bekannt. Im Allgemeinen fand man sie nicht sehr beruhigend, und zwar deshalb, „weil sie die Lage für ernstlich genug halte, um versichern zu müssen, daß Deutschland in die orientalischen Angelegenheiten nur dann eingreifen werde, wenn seine eigenen Interessen bedroht seien." Vielfach wies man auch darauf hin, wie sehr sich die Verhältnisse geändert, da heute, wo zu gleicher Zeit die Kammern in Berlin und Paris eröffnet werden, man sich, selbst in Versailles, fast nur mit Berlin beschäftigte, während sonst der Tag der Eröffnung des französischen Parlaments nicht allein für Frankreich, sondern für ganz Europa als ein hochwichtiger er achtet wurde. Loudon, -8. Nov. Reuter'S Bureau meldet aus Newhork vom 8. November, Morgens 3 Uhr. Die Wahl des demokratischen Candlbaten Tilden sei nach den nunmehrigen Wahlresultate» bei den Wahlmännerwahlen als gesichert anzusehen; die demokratische Majorität sei viel größer, als die Demokraten selbst vorher annahmen. Eine Depesche der „Times" aus Philadelphia vom 3. Noo. meldet: Am Montag fand etn Angriff von 1200 Sioux auf das Dorf der Shoshones (500 Wohnungen, den Weißen freundlich) statt. Fast alle Shoshones wurde» ermordet. San Remo, 8. Novbr. Die Herzogin von Aosta, Gemahlin deS Prinzen Amareus, ist heute Morgen gestorben. Constantinopel, 3l. Oct. Der letzte Transport von Cxilirten, welche bei der jüngst entdeckte» Verschwörung belheiligt sind, ist ab gegangen. Seitdem haben die Verhaftungen aufgehört, aber an Un- zufriedenen ist noch immer kein Mangel. Ihre Zahl hat nach Massen- Exilirung bedeutend abgenommen; aber die Zurückgebliebenen nnker- laffen es nicht, durch geheime Umtriebe und durch alle ihnen zu Gebote stehenden Mittel die Agitation unter den Muselmännern zu nähren. Von ihnen geht eine Broschüre aus, die in mehreren Exemplaren in Stampul circulirte. Die Verfasser der Broschüre befolgen dieselbe Taktik wie die Verschwörer. Sie denunciren die Minister und be schuldigen dieselben der Willkür gegen die Verschworenen, welche als Kämpfer für die Religion und den Ruhm des Reiches ohne UrtheilS- spruch verbannt worden. Endlich tadeln sie das Verhalten der Minster, welche, indem sie der russischen Pression nachgeben, entschlossen seien, den Christen unerhörte Privilegien zu gewähren und im Reiche Reformen einzufübren, deren Resultat nur die Vernichtung deS muha- medamschen Glaubens und die Erniedrigung des Chalifats sein würde. Die türkischen Journale benützen diesen Anlaß, um zur Beruhigung der Gemülher beizutragen. Fast alle bemühen sich, den Muselmännern vaS Wesen der Reformen zu erklären und behaupten, daß die Anstifter des Complottes nur von ihren persönlichen Interessen geleitet wurden und in Allem nur einem von Auslande gekommenen Losungsworte folgten. Constantinopel, 5. Novbr. Eine Privatdepesche der Augs burger „AUg. Zig." meldet: Mehr als 1000 Sofias und Einwohner hatten sich in Veranlassung der Buda-Pester Vorgänge vereinigt, um heute Abend dem General Klapka in seinem Hotel eine Serenade zu bringen und ihre Sympathie» für die Magyaren zu bezeigen; die Polizei hat aber diese Demonstration untersagt. Man beschloß aber darauf, an de» General Klapka eine Adresse zu richten und dabei der ungarischen Nation für ihre Sympathien zu danken. Asrales und Sächsisches. Zwönitz, den 9. November. In gestriger Sitzung des Deut schen Reichstages gelangte der Etat der Post- und Telegraphen verwaltung zur Berathung. Abg. vr. Reichensperger (Crefeld) bringt einige Mißstände im Postbelriebe zur Sprache. Er hält es zunächst für ungerechtfertigt, daß ungenügend frankirte Postkarten überhaupt nicht bestellt werden, und daß für Kreuzbandsendungen im Falle der nicht genügenden Frankatur ein unverhältnißmäßiges Strafporto erhoben werde. Der Postverwaltung würde aus einer Aenvernng der bezüglichen Be stimmungen gewiß kein Nachtheil entstehen, für das Publikum würben viele Unbequemlichkeiten vermieden. General-Postmeister vr. Stephan erwiderte, daß, was zunächst den ersten Punkt betreffe, daß ungenügend frankirte Postkarten nicht bestellt würden, so sei dieses in Beziehung auf das Inland bereits im Sinne des Vorredners geregelt. Auch hält es raS deutsche Post amt für wünschenswerlh, diese Bestimmungen, die auf den einheimischen Verkehr als günstig sich erwiesen haben, auf das Ausland auSzu- dehnen. Allein dazu bedürfen wir der Majoritäten im Auslände und die lassen sich nicht machen. Doch kann das Hohe HauS versichert sein, daß der Geist, in dem Deutschland den Allgemeinen Postverein gestiftet hat, der den Verkehr von den lästigen Formen befreien und die Annäherung der Völker erleichtern soll, auch ferner in seinen Conferenzen walten wirb und daß es an Nachdruck von Deutschlands Seite nicht fehlen soll. Ferner stellt Abg. Schröder (Friedberg) den Antrag, „den Reichskanzler zu ersuchen, daß für Telegramme die frühere erste Zone wieder hergtstellt und die Gebühr für die erste Zone unter Beibehaltnng der Expeditionsgebühr auf drei Pfennige per Wort herabgesetzt werde." Abg. Günther: Die Ersparnisse seien gemacht worden dadurch, daß man eine große Classe belastet und eine kleine, aber unendlich besser gestellte, bevorzugt hat. Das Kleingewerbe, Privatpublikum und der Beamlenstand ist belastet worden, dem Großhändlerthum sind Vergünstigungen zu Theil geworden. Redner richtet an den Herrn Generalpostdirektor die Bitte, daß er^ der stets den großen Interessen sein besonderes Augenmerk zuzewenbet habe, doch auch die Interessen