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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend. Abonncmcntsprcis beträgt vierteljährlich I Mark 20 Pf. prssniimerailllo. Alychti Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. für Zwönitz uil- Umgegend. Nedacteur und Verleger: C. Bernhard Ott in Zwönitz. 5S. SoanadenL, de» 28. October I87K. 1- Jahrg. Tagesgeschichte. Berlin. Die „N. Pr. Z." schreib!: Der Oberpräsidcnt von Schlesien, Graf v. Arnim-Bohtzenburg, Hal, wie wir hören, seine Einlassung au? dem Staalsdiensle beantragt. Man wird nicht irren, wenn man diesen Schritt mit der neuesten Verurtheilung des Grafen Harry von Arnim, eines Schwagers des Oberpräsidenten, in Ver bindung bringt. Die „Schief. Ztg." bestätigt das Vorstehende, hält aber die Erwartung für berechtigt, daß Graf Arnim der Provinz Schlesien doch noch erhalten bleibe. Im Vollbesitze des Allerhöchsten Vertrauens werde der Herr Oberpräsieenl sich dem Wunsche der Provinz, seines hohen Amtes auch fürder zu walten, hoffentlich nicht entziehen, sobald deren berufene Vertreter, vor Allem der Proviuzial- landtag, ihre Stimme in diesem Sinne erheben. — Die „Slsb.-Ztg." bringt die ihr angeblich von durchaus glaubwürdiger Seite zuzegangene Miltheilung, daß von Seiten des deutschen Reichs zur Erbauung des ReichStagSgcbäudes das in der Wilhelmstraße belegene Decker'sche Grundstück, das eine Größe von nahezu 6 preußischen Morgen hat, für den Preis von 9 Millionen Mark angekauft worden sei. Berlin. Die bei einem Kaufgeschäft erfolgte Vorspiegelung eines mehrbietenven Concurrenten, um den Käufer zur Zahlung eines den Werth deö Gegenstandes übersteigenden Kaufpreises zu veranlassen, ist nach einem Erkenntniß des Ober-Tribunals als Betrug resp. Betrugsversuch zu bestrafen. Ludwigslust, 25. Oktober. Se. Majestät der Kaiser Wil helm ist heute Abcno 8 Uhr hier eingetroffen und auf dem Bahn hofe von der großherzoglichen Familie empfangen worden. Strassburg, 22. October. Die Arbeiten zur Hinausschiebung der Festungswerke sind im vollen Gange, bereits sind über 2000 Ar beiter in Thätigkeit und die Vorarbeiten zur Erwerbung der nöthigen Terrains entweder beendet oder dem Abschluß nahe. Wien, 25. Oktober. Wie der „Politischen Correspondenz" gerüchtweise aus Ragusa gemeldet wird, beschießen die Montenegriner Bojanobdro. Die Verbindung Mukhtar Paschas mit Trcbinje ist in folge Zerstörung der Brücke von Gnaucarevo wieder unterbrochen.— Einer Meldung aus Bosnien zufolge nahm der Jnsurgentenchef DeS- potovick die türkische Stadl Petrovae ein. Wie», 25. Oktober. Nach hier eingelrvffenen glaubwürdigen Berichten, sollen die letzten GefechtStage bei Deligrad zwar sehr ruhm voll für, die Türken ausgefallen sein, ohne jedoch einen strategischen Erfolg zu ergeben. Dagegen hat die Capitulation von Medun den Montenegrinern nicht bloS einen außerordentlichen moralischen, son dern auch einen effektivem Vortheil gebracht und sie in die Lage ge setzt, Moukhlar Pascha mit ganzer Kraft zu bedrängen. Man erwartet eine entscheidende Action in dieser Richtung. Diese Umstände dürften dazu beitragen, die Pforte nachgiebiger zu stimmen, was man in hie sigen NegierungSkrcisen, ohne daraus ein Hehl zu machen, wünscht. Die Pester Correspondenzen, die fortfahren, die Stellung des Grafen Andrassy als erschüttert zu bezeichnen, werden auf Agitationen der altconservativen Gegner Andrassy'S zurückgeführt. Wien, 2b. Oktober. Der „Neuen freien Presse" wird aus Belgrad gemeldet, daß Tschernajeff auch die Ortschaften Belig Silje- goockS und. Boboviste aus strategischen Gründen geräumt habe. Wien, 2b., Oktober. Die in den letzten Stunden hier neuer lich auftauchenden Gerichte über eine Demission des Grafen Andrassy, dem man nun.auch Tiöza b'eigejelll., können mit gutem Grunde als eine Ausgeburt der in magyarischen und hiesigen Abgeorduelenkreisev herrschenden Erregung angesehen werden. Gut unterrichtete Personen berichten heute aus Pest hierher, daß nicht die leiseste thatsächlichc Grundlage bemerkbar ist, die jene Gerüchte rechtfertigen würde. Der Kaiser bleibt bisherigen Dispositionen zufolge bis zum 3. November in Gödöllö, um am -1. zu den Hofjagden in Pardubitz (Böhmen) einzulreffen. Alle Versionen über die Beantwortung der im Abgeord- netcnhause eingebrachten Interpellation bezüglich der Orientpolitik sind verfrüht. Pest, 25. Oktober. Den hiesigen Studenten ist rie Abhaltung eines dem türkischen Generalkonsul darzubringendcn Fackelzugs von Seiten der Polizei verboten wordeu. Basel, 25. October. Die „Baseler Nachrichten" melden: Die Aufregung in Tessin ist im Zunehmen begriffen. In Bellinzona, Locarno und Lugano werden Bürgerwehren gebildet. Bern, 25. Oktober. Der Bundesrath hat in Anbetracht der im Canton Tessin herrschenden Aufregung in außerordentlicher Sitzung beschlossen, ein Regiment Infanterie in Bereitschaft zu stellen, um eventuell nach dem genannten Canton abzugehen. Paris. Das Eingreifen der Griechen und Numänier in die Bewegung im Orient verseht die leitenden d. i. republikanischen Kreise Frankreichs in nicht geringe Bestürzung. Da nämlich Griechen und Wallachen mit den Slaven auf keinem guten Fuße stehen und sich dem russischen Einflüsse zu entziehen suchen, so läßt das französische Publikum sich von der gambeltistischen Diplomatie, deren „illustreS" Mitglied Jules Ferry ja ehemals Gesandter in Athen gewesen, die Ueberzeugung beibriugen: Deutschland sei es, welches die griechisch- rumänische Bewegung leite, und Herr v. Nadolvitz, der für den Fürsten von Bismarck im Orient das sei, was Herr v. Keudell im Westen, spiele die Rolle eines deutschen Tschernajeff. Herr v. Radowitz habe schon in der Angelegenheit der Minen von Olympia gezeigt, daß Deutschland auf hellenischem Gebiete große Zukunftspläue verfolge. Also bleibe kein Zweifel! der Hohenzoller in Bukarest und der dänische Prinz in Athen handele nach den „Instructionen" einer „anderen Macht" als Rußlands. Der „Moniteur Unioersel" nimmt keinen Anstand, die Befürchtungen der „Diplomatie" Gambettas zu theilen und in Folge dessen seine letzten Hoffnungen auf eine Lösung der Orientfrage im francotürkischen Sinne aufzugeben. Paris, 25. Oktober. Die „Agence Havas" meldet aus Tiflis von gestern, der dortige türkische Consul und dessen Frau wären TagS vorher ermordet worden. Madrid, 25. Oktober. Die Verhaftungen, welche im ganzen Lande aus Veranlassung der Verschwörung Ruiz Zorilla'S und Sal- meron's vorgeuommen worden sind, betragen bis jetzt 120. Unter den Verhafteten befinden sich 18 Generäle. Constantinopel, 25. Oktober. Wie die „Agence HavaS" erfährt, wird der russische Botschafter, General Jgnalieff, nach der osficiellen Audienz bei dem Sultan noch eine Privataudienz bei dem selben nachsuchen. — Drei hiesige armenische Journale sine suspenvirt worden. Die Redacleure derselben sind wegen Verbreitung falscher Nachrichten verhaftet worden. Nisch, 24. Oktober. Djuuis wurde heute nach zehnstündigem hartnäckigen Kampfe von den siegreichen türkischen Truppen genommen. Die meisieu Verschanzungen längs des DjunibacheS kamen iu türkischen Besitz, in der Morawafront fand nur Geschützkanipf statt. Zeitweilig regnet es. Pera, 25. October. Es bestätigt sich, daß die Pforte erklärt hat, einen 6wöchigen Waffenstillstand anzunebmen, wofern die Mächte sich verpflichten, falls nach Ablauf dieser Frist die FriedenSverhand- lungeu noch kein Resultat ergeben haben, eine abermalige Verlängerung auf weitere 6 Wochen, und wenn auch dann noch keine Einigung er zielt worden, eine zweimonatige Verlängerung des Waffenstillstandes zu bewilligen. Der russische Botschafter, General Jgnalieff, erklärte, wie verlautet, er glaube nicht, daß Rußland diesen, auf einen ver stärkten 5monätigen Waffenstillstand hinauslaufenden Forderungen der Pforte zustimmen werde.