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angemeldet Hal, eröffnet sich, wie der „D. NeichSanzeiger" mittheilt, nunmehr auch die Aussicht, die Corrcspondenz mit China, so weit sie im regelmäßigen PostauStausch vermittelt wird, ebenfalls an den Vor- theilen des allgemeinen PostvereinSvertragcS Theil nehmen zu sehe». Die britische Regierung hat nämlich soeben den Beitritt des Gebietes von Hongkong, welches zur Zeit den wichiigsten Theil jener Corre- spondenz vermittelt, zum Weltpostverein augemeldct. Berlin. Wie die „N. Pr. Z." berichtet, wird die Vorlage eines NeichsgesetzentwurfS wegen der Übertragung der preußischen Staatsbahnen an das Reich und der dafür an Preußen zu zahlenden Endschädigungösumme in jedem Falle in der nächsten Session des Reichstages nicht erfolgen. Fraglich sei es noch, ob in der nächst folgenden Session die Sache bis zur Vorlegung des erwähnten Gesetz entwurfs gediehen sein wird. Augenblicklich habe die Sache noch nicht die Bureaux des preußische» Handelsministeriums überschritten, noch immer sei man mit der Aufstellung und Fixirung der Grundsätze für den Endschädigungsmodus und mit der Zusammenstellung der Ziffer» der bisher geschehenen Verwendungen für die bestehenden, im Bau befindlichen und projectirlen StaatSbahnen beschäftigt. Die Sache habe, wenn das Handelsministerium seine Aufgabe, die Feststellung des Kaufpreises, erledigt hat, noch an daö Finanzministerium zu ge langen und hänge schließlich von der Entscheidung des Gesammt- ministerlumS ab. Erst dann vermöge Preußen eine entsprechende Vor lage bei dein BnndeSrathe einzubringen, von welchem sie sodann im regulären Geschäftswege an den Reichstag gelangen könnte. Berlin, 16. Octbr. Wie in anscheinend officiöser Weise von hier telegraphisch gemeldet wird, toll Fürst Bismarck nach den neuesten Nachrichten aus Varzin sich Wohler befinden als seit Jahren unv jetzt noch nicht daran denken, seinen Sommeraufenthalt zu verlassen. Er habe kürzlich sich dahin ausgesprochen, der Reichstag würde im Stande sein, die wenigen ihm für diesmal vorliegenden Aufgaben zu erfüllen, wenn er auch erst Mitte November zusammen käme. — Das Gesetz über die Untersuchung von Seeunfällen, welches dem Reichstage zu- gehen wird, umfaßt 30 Paragraphen und ist von den Bnndcöraths- ausschüssen für Seewesen, Handel und Verkehr und Justizwesen in 16 Punkten abgeändert worden. Die Vorlage bezweckt, wie bekannt, die Errichtung von Seeämtern an den deutschen Küsten zur Unter suchung von Seeunfällen deutscher Kauffahrteischiffe und ausländischer Kauffahrteischiffe, wenn der Unfall sich innerhalb der deutschen Küsten gewässer ereignet oder die Untersuchung vom Reichskanzler ungeordnet ist. Eine der wichtigsten Abänderungen der Ausschüsse Igelst dahin, daß das Secamt verpflichtet ist, die Untersuchung vorzunehmen: 1) wenn bei dem Unfälle entweder Menschenleben verloren gegangen, oder ein Schiff gesunken oder aufgcgeben ist; 2) wenn die Untersuchung von der Landesbehörde oder vom Reichskanzler angeordnet ist. Bei sonstigen Seeunfällen bleibt die Vornahme der Untersuchung dem Ermessen des SeeamteS überlassen. Dieses Gesetz soll mit dem 1. October 1877 in Kraft treten. — Ueber militärische Maßnahmen Rußlands findet sich in Petersburger Blättern folgende Notiz: Ueber die Abfertigung großer Geschütze nach dem Süden schreibt man der „Bush. Wed." aus Kron stadt: Mau trifft hier energische Anstalten und Vorbereitungen, um 22 große Geschütze, die ursprünglich für Panzerschiffe und Küstenbe festigungen in Kronstadt bestimmt waren, zu entsprechender Verwendung in den Sude» abzufertigen. Hildesheim, 14. Octbr. Der große Senat deö Obergerichts hat gestern das Urtheil in der Klage des hiesigen Domkapitels gegen den Cultusminister Or. Falk wegen Besitzströmung publicirt. Der Gerichtshof erklärte sich für competent, verwarf die seitens des Beklag ten erhobenen Einreden und entschied zu Gunsten der klägerischen Partei. Bukarest, 18. Okt. Was von Vereinbarungen über militärisches Vorgehen Rumäniens gegen die Türkei verlautet, beruht auf vagen Gerüchten; dagegen ist thatsächlich eine Convention Rußlands mit rumänischen Eisenbahnen wegen eventueller Truppentransporte im Abschluß. Morales und Sächsisches. — Die Statistik der durch unvorsichtige Behandlung von Solaröl und Petroleum herbeigeführten Unfälle erfährt leider fast täglich eine Bereicherung, so daß man bald glauben möchte, daß selbst die ge wissenhafteste Notirung jedes solchen Falles seitens der Presse nicht hinreicht, dem Leichtsinn zu steuern, der sich und Andere in so schwere Gefahr dringt. So goß in Hin ter Herm ödorf bei Sebnitz die verehel. Handarbeiterin Hentzschel am 13. Oktober Abends Solaröl in ihre Tischlampe und ihre 11jährige Tochter, ein 1 jähriges Schwesterchen aus dem Arm, leuchtete ihr dabei. Die aus der Flasche ausströmenden Gase entzündete» sich an dem Lichte und erstere explo- dirte. Leider wurden dadurch beide Kinder am Gesicht und an den Händen arg verbrannt. — Nicht minder ergiebig sind die Meldungen über Branduuglück, das durch mit Streichhölzchen spielende Kinder angerichtet wird, wovon ebenfalls heute Beispiele vorliegen. Es ent stand in Gelenau am 15. October in der massiven Scheune des Gutsbesitzers G. Oswald Harzer auf der Giebelseite Feuer und ist dieselbe mit vielen Hundert Schock Getreide und den vollständigen Heu- und Grummetvorräthen bis auf die Grundmauern abgebrannt. Das kaueben stehende Wohngebäude wurde gerettet und haben sich dabei vorzüglich auch die Kemtauer und Venusberger Spritzen be währt. Ein 7 jähriger Knabe soll durch Streichhölzer den Brand verursacht haben und ist auch bereits dessen geständig. Ferner hat in voriger Woche ein Knabe von ca. 7 Jahren in Eibenstock sich der gleichen Hölzchen zu verschaffe» gewußt und mit denselben in einem Gehöfte einen Düngerhaufen angezündet, wodurch leicht ein größeres Feuer entstehen konnte. Der Anstifter ist jedoch, als das Feuer be reits hell aufloderte und er es nicht mehr hat dämpfen könne», zu dem Besitzer ins Hauö gelaufen und Hal gesagt: „Euer Dünger haufen brennt," wovurch einem weiteren Umsichgreifen schnell vorge beugt worden ist. — Nach den vervollständigsten Liste» der in Philadelphia aus- gezeigneten Aussteller entfallen auf etwa 1000 deutsche Aussteller 627 Medaillen. — Infolge seiner Ernennung zum Amtshauptmann in.Annaberg scheidet der Regierungsrath v. Bernewitz aus dem Stavtverordneten- Colleginm in Dresden aus. — Der Kirchenvorstand zu Plauen i. Vgtl. hat einstimmig be schlossen, an die LandeSsyuode eine Adresse zu richten, in welcher ge beten wird, von Einführung einer Kirchen- und Lehrzucht, wie solche von orthodoxer Seite befürwortet wird, abzusehen. Dresden. Nach einer aus Wien an die hiesige Pvlizeidirection gelangten lelegr. Miltheilung ist daselbst am vorgestrigen Tage ein Briefträger ermordet und seiner Geldbriefe mit circa 13,500 fl. Geld beraubt worden. Der Mörder, ein angebl. Kaufmann Alfonso Mendoza oder Mendoja aus Neapel, 26 Jahre alt, von schmächtiger mittler Gestalt, mit gelblichem kränklichen Gesicht, schwarzen Haaren, kleinem Schnurrbart, schütterem Vollbart, mit einem lleincn in der Heilung begriffenen Geschwür auf der linken Wange nächst der Ober lippe, halte den Briefträger in seine Wohnung am Graben 31, die er seit dem 6. d. ermielhet hatte, um angeblich ein Seitengeschäfl darin zu eröffnen, gelockt und ihn daselbst mit einem von ihm am Thatorte zurückgelassenen scharsgeschliffene» Dolchmcsser erdolcht und war darauf mit dem geraubten Gelde flüchtig geworren. Dresden, 17. Oktober. Die evangelifch - lutherische Landes- synode beschäftigte sich in ihrer heutigen Sitzung mit den ihr zur Kenntnißuahme und Erklärung vorgelegtcn Gesetzen, betreffend die Emerstirung der evangelisch.lutherischen Geistlichen, vom 8. April 1872, und zur Abänderung und Ergänzung des Gesetzes, die Errichtung einer Previgcrwittwen- und Waisenkasse betreffend, vom 9. April 1875. In der DiScussion wurden von einzelnen Mitglieder» mannichfache Wünsche ausgesprochen, welche sie bei einer künftigen Revision der Gesetze berücksichtigt sehen möchten. Angenommen wurde ein Antrag der Superintendenten I)r. Otto und Or. Pasig, de» Wunsch auszu sprechen, daß die Bestimmung deö Z 3 der Novelle zum Civilstaats- dienergesetze — wonach die StaatSdiencr daö Recht habe», nach erfüllten 65. Lebensjahre in den Ruhestand zu treten, andererseits aber auch die Negierung oaö Recht hat, StaatSdiencr, welche das 65. Lebensjahr erfüllt haben auch gegen deren Wille» in den Ruhestand zu versetzen — auch auf die Superintendenten ausgedehnt werde. Mil den Ge setzen selbst erklärte sich die Synode einverstanden. Dresden, 18. Octbr. Das Dresdner Journal publicirt eine Kaiserliche Verordnung, welche den deutschen Reichstag zum 30, Okt. einberuft. Leipzig, 17. Oktober. (L. Z.) Ueber eilten Vorgang in nächster Umgegend hiesiger Stadt, welcher in den letzten Tagen Gegenstand eingehender Besprechung der hiesigen Lokalpresse war, gehen uns die nachstehenden authentischen Mittheilungen zn. In der Nacht vom 14. zum 15. d. M. fuhr der Lohnfuhrmann Wilhelm Schnurbusch aus Groitzsch mit vier zweispännigeu Lastwagen, welche mit Meßgütern beladen waren, von Leipzig »ach Groittzsch auf der zwischen beide» Städten führenden Chaussee und wurde Nachts gegen 11 Uhr auf Leipziger Stadt- und Connewitzer Landflur von sieben Männern, welche starke Knüttel bei sich führten, «»gehalten, geschla gen und mit Messerstichen im Gesicht derart verletzt, daß er in Conne witz ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen umßle. Schnurbusch hatte über dem rechten Auge eine größere und außerdem im Gesicht iroch zwei kleinere Stichwunden, welche nach Ausspruch des ihn unter suchenden Arztes von Messerstichen herrühren. Auch die übrige« drei Geschirrführer sind angefallen und geschlagen worden. So viel sich bisher hat ermitteln lassen, dürfte die Veranlassung zu dem Anfall darin zu suchen sem, daß die Fuhrleute das Begehren mehrerer der Excedenten, mitfahren zu wollen, abgewiesen hatten. Im Wesentlichen handelt eö sich mithin um einen Straßenexeß von freilich besonders schwerer und gröblicher Art. Den Bemühungen des in Connewitz stationirten Gendarmeriebrigadier Winkler ist eö zu verdanken, daß noch in derselben Nacht vier der Uebelthäter verhaftet und an das Gerichtsamt I. in Leipzig abgeliefert werden konnten. Auch die ewch übrigen drei sind inzwischen ermittelt und festgciiommen worden. — Aus ganz zuverlässiger Quelle erfährt die „D.A. Z.", daß der durch seinen Uebertritt zum Katholicismus bekannte Graf Carl von Schönburg, seinerzeit auch den spanischen Don Carlos mit bedeuten den Summen unterstützt hat. Eibenstock, 18. Oct. Am Freitag voriger Woche ist im Ge hölz zwischen Schönhaide und Wernesgrün der männliche Leichnam eines Unbekannten von dem Förster des Schönhaider Reviers aufge-