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Obschon ich sonst kein Horcher bin. Doch bald verwandelt sich in GrauS Der anfangs holde Ohrenschmaus. Ein Mann, mit dem ich eng liirt, Wird da entsetzlich kritisirt, Ich werde aber heut noch geh'n Und ihm berichte», was gescheh'n. Dann hüte sich Ihr schöner Mund Bor meinem Freunde Reinhold und — Doch hieran ist es wohl genug, Der Mensch wird nur durch Schaden klug. Nische Nummer Drei." Je weiter sie gelesen, desto mehr war sie in fliegende Hast ge- rathen. Beim letzten Wort aber sanken ihr die Arme nieder: Barm herziger! Und ich sah hinter dem Gebüsch nichts weiter, als ganz im Allgemeinen einen Mann!" Eilig verbarg sie den Brief in der Tasche ihres Kleides, lief an die Thür zum Borzimmer und rief hinaus: „Johanni" Der Bediente ließ nicht auf sich warten: „Gnädiges Fräulein befehlen?" Während er in den Salon trat, erschien aus der Neben stube auch Frau von Busse wieder, ihr geschlossenes Billet an den Neffen in der Hand. Leontine ward die Mutter nicht gewahr bei dem Eifer, womit sie ihren Johann examinirte! Wer hat den Brief abgegeben?" „Ein alter Mann." „Wie sah er aus? Ich will eine genaue Beschreibung." „Er war schlicht gekleidet und trug eine Mütze." Befremdet mischte sich jetzt Frau von Busse ein: „Was hast Du, Leontine?" Erschrocken fuhr der Kopf deS Mädchen herum: „O nichts nichts, Mama! H!ch frage nur wer das Schreiben an mich gebracht." „Wer schreibt Dir, daß Du so aufgeregt bist?" wollte die Mutter wissen. Vor Verlegenheit halb stotternd, brachte die Tochter heraus: „Ein bedrängter Familienvater, der um Unterstützung bittet." „Er wendet sich auDich statt an mich?" wundertesich die Hausherrin, bekam aber keine weitere Auskunft, denn Leontine flog in'S Seiten zimmer. „Das ist auffallend," fuhr die Mutter, zu dem Bedienten gewendet, fort. „Da will ich denn doch erst untersuchen, ob die Bedrängniß nicht erdichtet ist. Kommt der alte Mann morgen, um sich Antwort auf sein Gesuch zn holen, so wird er an mich gewiesen." „Zu Befehl, gnädige Frau!" „Und dies Billet an Herrn von Hill in den Briefkasten, Johann!" „Sogleich!" Der Diener ging. Gleichzeitig kehrte Leontine zurück. Sie hatte sich im Umsehen ihres Huts und Shawls entledigt. „Ich denke," begann die Mutter, „wir folgen Wandas Beispiel, Leontine und legen uns nieder; die Frühlingsluft wirkt' unbeschreiblich er müdend." (Fortsetzung folgt.) vmuischtes. Der Letzte von sieben Meineidigen. DaS „Berl. Tagebl." erzählt: An einem der jüngsten Tage bewegte sich ein Leichen-Conduct, bestehend aus dem einfachen Leichenwagen und einer Trauerkntsche, von der —brücke her über den Molkenmarkt, dem fernen G.-Kirchhofe zu. Drei Männer und eine Frau saßen in der Trauerkutsche, alle vier in den Jahren zwischen dreißig und vierzig. Die jüngste von den Vieren war vie Frau, deren thränenüberflutheteS Gesicht den An theil bestätigte, den sie an der vorherfahrenden Leiche nahm; aber auch die Augen der sonst kräftigen Männer waren nicht thränenleer. Wohl aber dreihundert Schritte nach diesem Trauerwagen fuhr eine Droschke zweiter Classe, von welcher der aufmerksame Beschauer annehmen mußte, sie gehöre mit zu dem Leichenzuge, dem sie, wenn auch in weiter Entfernung unverrückt folgte. In dieser Droschke saß eine Greisin, deren schneeweßeö, schlicht gescheiteltes Haar ehrfurchtgebietend abstach von der schwarzen Krepphaube und dem Traueranzuge. Nach fast einer Stunde hatte endlich der Trauerzug den Kirchhof erreicht, die Leidtragenden stiegen auS und folgten dem vom Leichenwagen heruntergenommenen Sarge bis zur letzten Ruhestätte; bald hatte sich über derselben unter Thränenströmen der Leidtragenden der Hügel gewölbt, die junge Frau legte einen Kranz darauf — noch einen langen Blick— und sie stiegen wieder ein in den Trauerwagen, der sie heimführte. Zehn Minuten später war Alles still an dem eben aufgeworfenen Hügel — Todtengräber und Arbeiter hatten sich ent fernt. Da wand sich durch die schmalen Gänge, welche diese Hügel reihen von einander trennten, die Greisin mit dem weißen Haar un ter der Krepphanbe, und angclaugt bei der Ruhestätte des zuletzt Gebetteten, sank sie mit den Knien in die lockere Erde und daS weiße Haupt hinunterbeugend, flüsterte sie etwas von Vergebung und bal diger Wiedervereinigung. — ES war der letzte von sieben Meineidigen, den der Hügel barg, es waren die Kinder, die ihm folgten, es war das geschiedene Weib, welches einsam an seinem Grabe betete. — Aeltere Berliner werden sich noch des großen MeineidSprocesseö erin nern, der vor 22 Jahren vor den hiesigen Assisscn geführt wurde und zwar unter dem Namen: der B.'sche MeineidSproceß. Erst nach mehr wöchiger Verhandlung wurde er am 31. Oktober 1854 zu Ende geführt. Sieben sonst geachtete Bürger Berlins: ein Conditor, zwei Tischler meister, ein Bäckermeister, ein Schuhmachermeister und dessen Frau, sowie eine unverehelichte Frauensperson, faßen auf der Anklagebank; sie hatten sich verbunden, falsche Eive zu leisten und zwar — wie sich bei der Verhandlung herausstellte — in dreihundert Fällen, bei denen es sich bald um größere, bald um kleinere Summen handelte. Es war ein Monstre-Proceß. Wie viele Personen, Familien waren durch diese Verschwörung von Meineidigen zu Grunde gerichtet worden! Trotzdem konnte man nur die vier Erstgenannten verurtheilen und mußte die drei Letzteren wegen Mangel an Beweisen freisprechen. Der Erste, nach dem die Untersuchung benannt wurde, erhielt 15, der Zweite 12, der Dritte 6 und der Letzte 2 Jahre Zuchthaus. Zwei von ihnen überlebten ihre Strafe nicht, der Dritte folgte einem nach Amerika auSgewanderten Sohne und starb dort im Jahre 1869. Der Vierte und letzte endlich war vor seiner Verurtheilung ein glücklicherFamilen- vater, der seine Frau und vier Kinder über Alles liebte. Diese Frau war die Tochter einer armen Predigerwillwe, die keine Ahnung von dem Treiben ihres Mannes hatte. Als sie dasselbe erfuhr, als ihr Mann von ihrer Seite genommen, als er verurtheilt worden war, trug sie auf Scheidung an, die auch ausgesprochen wurde. Anfangs trat die bittere Noth an sie heran, aber sie hatte gute arbeitsame Kinder und endlich erholte sich die vaterlose Familie zu einem gewissen Wohlstände. Die Kinder gedachten ihres Vaters, dem sie kindliche Liebe bewahrt hatten, und als sich für diesen endlich die Thür zur Freiheit öffnete, fand er ein Heim und seine Kinder wieder. Ver gebens aber blieben des Freigelassenen Anstrengungen, seine Frau zu einer Wiedervereinigung zu vermögen. Im Laufe der vorige» Woche hatte endlich der Letzte der Verurtheilten auö jenem Meineidsprocesse die müden Augen zur ewige» Ruhe geschlossen. * Vor einigen Tagen amüsirte sich eine Gesellschaft aus der Kegelbahn einer Restauration in Nixdorf mit Kegelschieben. Hier bei passirte es, daß von den dem Restaurateur gehörigen Sibirischen Jagdhunden ost einer oder der andere den Kugeln nachlief und Störung verursachte. Einer aus der Gesellschaft, ein Cafetier äußerte nun, er würde die sechs Köter ganz allein von der Bahn verjagen und ging auch richtig auf die Hunde los, welche nun aber und zwar, — wie wild, in Folge leisen Hetzens von Seiten eines Kellners—, über den Cafetier herfielen und ihn, wie der Volks-Ztg. mitgetheilt wird, derartig zerfleischten, daß er schwer krank darniederliegt. Die Sache soll gerichtlich verfolgt werden. * Man schreibt der „N. fr. Pr." aus Laibach, 13. Sept.: I» der Nacht vom 11. auf den 12. Sept, wurde uni ^12 Uhr haupt sächlich in Obcrkrain und im Gebiete von Flitsch und Tolmei» im Görzschen ein starkes Erdbeben verspürt, welches alle Ruhende» aus dem Schlafe weckte. — Aus Constantinopel wird an die Wiener Ceutralanstalt für Meteorologie telegraphisch über ein ziemlich heftiges Erdbeben berichtet, welches im Osten der Balkanhalbinsel, an der Küste des ägäischen Meeres, in der Nacht vom 12. zum 13. Sept. Statt fand; am stärksten war dasselbe zu Salonichi fühlbar. Angabe» über Richtung und Dauer dieser Naturerscheinung fehlen. — Der „Times" wird über Malta von einem heftigen Erdbeben telegraphirt, welches am Morgen des 13. Sept, auf Sicilien Statt sand und gegen 30 Secunden andauerte. I» Reggio stürzten einige Häuser ein, in Messina dagegen, wo die Panik am größte», war weder ein Verlust an Menschenleben, noch an Gebäuden zu beklagen, Meberstcht der beim hies. Kais. Postamte verkehrenden Posten. Ankunft. 4 Uhr 30 Min. V. u.?. Schwarzenberg (Grünhain). S Uhr 36 Min. V. U.T. v. Zuge Adorf-Chemnitz 5 Uhr 21 Min. 6 Uhr 31 Min. V. U/U. v. Zuge Ehemnitz-Adorf 6 Uhr 16 Min. 10 Uhr 10 Min. V. U.U.V. Stollberg. 11 Uhr 10 Min. V. U.M v. Zuge Chemnitz-Adorf 10 Mr 55 Min. 2 Uhr — Min. N. U.U.V. Annaberg (Geyer, Tannenberg). 2 Uhr 56 Min. N. L.'U. v. Zuge Adorf-Chemnitz 2 Uhr 41 Min. 4 Uhr 20 Min. N. U.1'. v. Zuge Chemnitz-Adorf 4 Uhr 5 Min. 6 Uhr 45 Min. N. U.k.V. Stollberg. 7 Uhr 45 Min. N. L/1'. v. Zuge Adorf-Chemnitz 7 Uhr 28 Min. 9 Uhr 10 Min. N. Briespacket aus Chemnitz r. Zuge Chemnitz-Adorf 8 Uhr 50 Min. 9 Uhr 25 Min. N. u.u.v. Annaberg (Geyer, Tannenberg). Abgang. 5 Uhr 20 Min. V. L/r. zum Zuge Adorf-Chemnitz 5 Uhr 21 Min. 5 Uhr 40 Min. V. UU . zum Zuge Chemnitz-Adorf 6 Uhr 16 Min. 7 Uhr — Min. V. U.U.V. Stollberg. 7 Uhr — Min. V. U.I-.V. Annaberg (Geyer, Tannenberg). 9 Uhr — Min. V. Briefpacket nach Chemnitz z. Zuge Adorf-Chemnitz 9 Uhr 23 Min. 10 Uhr 35 Min. V. U.M zum Zuge Chemnitz-Adorf 10 Uhr 55 Min. 1 Uhr - Min. N. U.U.V. Stollberg. 2 Uhr 25 Min. N. U.M zum Zuge Adorf-Chemnitz 2 Uhr 42 Min. 3 Uhr 45 Min. N. U.'I'. zum Zuge Chemnitz-Adorf 4 Uhr 5 Min: 5 Uhr — Min. N. U.U.V. Nnnaberg (Geyer, Tannenberg). 7 Uhr 10 Min. N. U.'U zum Zuge Adorf-Chemnitz 7 Uhr 28 Min. 9 Uhr 30 Min. N. U.U. Schwarzenberg (Grünhain). (Anmerk. k.U. heißt Pcrsonenpost. k.U.V. heißt Privat-Postsachen-Vcrsandt. L/1'. heißt Bahnhofs-Transport.) Amtliche Verkaufsstellen für Postwcrthzeichen befinden sich für Zwönitz bei Herrn Karl Schmidt am Markt; für Niederzwönitz bei der ober» und untern Verkaufsstelle des dasigcn ConsunwcreinS.