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Zahlreiche Jusurgentenschaaren bedrohen täglich türkische Ortschaften. Ebenso gefährlich ist die öffentliche Sicherheit sind die desertirten Banden der Baschibosuks. Diese Letzteren rauben nicht nur christ liche, sondern auch türkische Ortschaften aus, und wo sie nicht auf Wiederstand stoßen, metzeln sie die Einwohner ohne Unterschied der Confessionen nieder. Die in Bulgarien sporadisch zerstreuten Truppen haben sich nicht nur gegen die Insurgenten, sondern gegen die räuberischen Baschibosuks selbst zu vertheidigen. Alle Straßen sind unsicher und seit einem Monat gelang es keinem Militärtrain durch- zupassiren, ohne von Insurgenten oder von Baschibosuks behelligt worden zu sein." Berlin. Die „N. A. Z." enthält heute an bevorzugter Stelle folgende Nole: In Berliner Correspondcnzen ist wieder einmal das Project einer Weltausstellung zu Berlin nach der Pariser Weltaus stellung zur Sprache gebracht und als Mittel zur Hebung unserer Industrie empfohlen worden. Solche Pläne finden nur einen Kreis von Interessenten zur weiteren Verfolgung bereit, während die Last und Verantwortlichkeit der Durchführung auf andere Schultern ge wälzt wird. Die letzten Weltausstellungen haben sowohl thätsächlich bewiesen, als auch zu rahlreicheu direkten Aeußerungen darüber An laß gegeben, daß im Allgemeinen eine zu rasche Folge von Weltaus stellungen von den Industriellen keineswegs gewünscht wird, weil man erfahrungsmäßig die Erfolge nicht den Opfern entsprechend ge funden hat. Auch in maßgebenden Kreisen dürfte die Opportunität der Aufnahme eines solchen ProjectS unter den jetzigen Verhältnissen wohl überwiegenden Zweifeln begegnen. — Wegen Jahre lang fortgesetzter Mehlfälschung wurde einer der Inhaber der Firma Bänder u. Comp. aus St. TöniS vom Zuchtpolizeigericht zu Cleve zu einer Gefängnißstrafe von 6 Monaten und 1000 Mark Geldstrafe verurtheilt. — Die erste Versammlung des gegenwärtig in Frankfurt a. M. tagenden „Allgemeinen deutschen FrauenvereinS" wurde von Frau Luise Otlo PelerS ans Leipzig mit einer Ansprache eröffnet. Fräulein Marie Calm aus Kassel hielt alsdann einen Vortrag über „Borur theile." Die Rednerin versuchte in gewandter Weise die Meinungen Derjenigen zu widerlegen, welche den Frauen nicht gleiche Rechte wie den Männern zugestehen wollen und die Bestrebungen des Allgemeinen deutschen Frauenvereins verspotten. Es sei ja bekannt, daß jeve neue Wahrheit mit Vorurtheilen zu kämpfen habe. Wer da sage, die Frau gehört ins Haus, der bedenke nicht, wie wenige Frauen ein Heim finden. Vor den Annexionen und den Kriegen habe es allein in Preußen nahe an 2 Millionen nnverheirathete Frauen und 700,000 Wittwen gegeben. Glücklicherweise habe sich in neuerer Zeit doch end lich der Gedanke, daß den Frauen neue Berufs- und ErnährungSzweige zugänglich gemacht werben müßten, Bahn gebrochen. Fräulein Luise Büchner auS Darmstavt berichtete über die Entwickelung des Lelte- verbandes zu Berlin, welcher gegenwärtig 17 Vereine zählt. Stadt pfarrer Läng!» aus Karlsruhe rügte zwei Mängel an höheren Töchter schulen, die Ueberladnng des Getächtnisses mit Stoff aus vielerlei Gebieten und das Spielende des Unterrichts, wodurch die Ausbildung der Mädchen wesentlich beeinträchtigt werde. ES wurden hierauf die Jahresberichte mehrerer Localvereine, unter Anderm derjenige des Leipziger Vereins durch Fräulein Auguste Schmidt vorgetragen, worauf ein mit Begeisterung für die Sache gesprochener Vortrag Frau vr. H. Goldschmidt aus Leipzig über die Reform der weiblichen Erziehung folgte. Die Rednerin führte aus, daß nur die Durchführung der Fröbel'schen Idee im Stande sei, eine gründliche und heilsame Um gestaltung des Unterrichts der Frau zu erzielen. Weißenburg, 27. September. Se. Majestät der Kaiser, der Kronprinz, Prinz Karl und die übrigen in der Begleitung des Kaisers befindlichen Fürstlichkeiten begaben sich heute früh 7 Uhr bei inzwischen wieder eingetretenen Negenwetter mittelst Eisenbahn nach Sulz und von da zu Wagen nach Wörth. In allen Ortschaften, welche der Kaiser und sein Gefolge passstte, hatten die festlich gekleideten Bewohner sich zur Begrüßung versammelt. Bei Diefenbach stieg der Kaiser mit dem Kronprinzen im stärksten Regen zu Pferde und ritt über das Schlachtfeld und durch Wörth, von da über Elsaßhausen zur Besich tigung des in der Nähe dieses Orleö der Armee errichteten Denkmals und bis vor die neu erbaute Friedenskirche vor Fröschweiler. Auf eine Ansprache des Pfarrers antwortete der Kaiser in hnlevoller Weise. Nachdem derselbe dann noch der katholischen Kirche einen Besuch abgestattet hatte, wurde bei den Grafen Dürkheim ein Dejeuner eingenommen. Hierauf erfolgte zu Wagen die Rückkehr nach Sulz und von da per Eisenbahn nach Weißenburg. Baiern. Am 17. d. M. hat sich in Mögeldorf bei Nürnberg der socialdcmokralische Agitator, Colporteur des socialdemokratischen Wochenblatts und Einberufer aller Volksversammlungen, Stephan Hofmann, in seiner Wohnung erhängt. Ursache des Selbstmordes ist die Unterschlagung von 500 Mark, welche Hofmann an die social demokratische Kasse hätte abliefern sollen. London, 24. Septbr. Lord Derby wird am nächsten Donners tag die aus Mitgliedern der verschiedenen protestantischen Vereine zusammengesetzte Deputation empfangen, die ihm ihre Ansichten und Besuche bezüglich der Protestantenverfolgnngen in Spanien vortragen wird. — Die katholische Priesterschafl hat diese Woche große Tage gefeiert. Schon die Anwesenheit des Cardinals Franchi in Irland und England ist ein großes Ereigniß. Franchi hat sich sowohl in Irland wie in Manchester Salford eines ehrfurchtsvollen Empfanges zu erfreuen gehabt. Er beabsichtigte gestern die Rückreise über Lourdes anzutreten. Außerdem befindet sich Cardinal Manning auf einer Reise im nördlichen England, wo er jetzt als Gast des conver- tirten Marquis von Ripon in der Studley verweilt. Dort sind mehrere hochgestellte Katholiken zusammengekommen, nnd der Cardinal hält in der Gegend Gastprekigten. Noch wichtiger ist die am Mitt woch erfolgte Grundsteinlegung zu dem Bcnebictinerklostcr im Fort Augustus in Schottland. Es ist dies das erste Kloster, welches seit 300 Jahren in Schottland wieder inö Leben gerufen wird. DaS eigentliche Kloster ist nur auf dreißig Mönche berechnet, daneben soll indessen in demselben Gebäude ein Collegium zur religiösen Erziehung der Sohne der höchsten Stände bestehen, welches achtzig Zöglinge aufzunehmen im Stande ist. Schließlich ist der Bau eines Hospizes beabsichtigt, wo die katholische Geistlichkeit Schottlands ihren periodischen Sammelpunkt finden soll. Die Gesammtbaukosten sind auf 25,000 Pfd. St. angeschlagen. Davon sind bereits 15,000 Pfd. St. ge zeichnet, und zwar 5000 Pfd. St. durch Lord Bute, 2000 Pfd. St. durch den Herzog von Norfolk und 500 Pfd. St. durch Lord Ripon. Zur Beitreibung der fehlenden 10,000 Pfv. St. werden jetzt Aufrufe erlassen. Wien, 27. September. AuS Belgrad wird hierher gemeldet: General Tschernajeff weigert sich, die türkischerseits zugestandene Ver längerung der Waffenruhe anzunehmen. Den hiesigen Konsuln ist eine officielle Erklärung der Regierung darüber zwar zugesagt worden, bis jetzt ist dieselbe aber nicht erfolgt. China. Die Mittheilung, daß die erste Eisenbahn in China eröffnet worden sei, gewinnt dadurch an Bedeutung, daß die von vielen Seiten befürchtete Opposition der chinesischen Behörden gegen den Betrieb der Bahn sich neueren Nachrichten zufolge bisher nicht bemerkbar gemacht hat. Dagegen gewährt der Betrieb dieser Bahn täglich Tausenden von Chinesen die Gelegenheit, sich von der Nütz lichkeit der fremden Erfindung zu überzeugen, und die chinesischen Behörden sollen mit dem Plane umgehen, die Bahn nebst dem BetriebSmaterial anzukaufen und zum Zwecke der Ausbeutung von Kohlenminen nach dem Innern zu verlängern." Morales un- Sächsisches. Zwönitz, 29. Sept. Wie uns vom Kaiser!. Postamte mitgetheilt, wird vom 1. October cr. ab die Privat-Personen- Post zwischen Zwönitz und Elterlein aufgehoben. — Nach den Ermittelungen des kgl. statistischen BureauS sind im Jahre 1875 aus Sachsen 231 Personen aus- und mehr als sieben Mal soviel, nämlich 1670 Personen eingewandert. AuS den Städten Sachsens wanderten 120, aus den Dörfern 111 Personen aus, in die Städte wanverlen 1316, in die Dörfer 354 Personen ein. Von jenen 231 Ausgewanderten, worunter die Familienmit glieder mitbegriffeu sind, waren 89 Handwerker, 35 Kaufleute und Commis, 12 Bergarbeiter rc. 83 Auswanderer gingen nach Oester reich, 41 nach Nordamerika. Von den 1670 Eingewanderten waren die meisten Preußen, für die Sachsen also offenbar sehr viel An ziehendes besitzt, während nur 10 Sachsen nach Norddeutschland auö- gewandcrt sind. Die Einwanderer vertheilcn sich auf 86 Männer der Wissenschaft und Kunst, 121 Beamte und Militärs, 66 Rentiers und Grundbesitzer, 244 Fabrikanten, Kaufleute und Commis, 64 Fabrikarbeiter, 548 Handwerker rc. — Auf der am 2. October zusammentretendcn zweiten ordent lichen sächsischen Landessynode werden eine Menge wichtiger tief greifender BerathungSgegenstände vorliegen. Die Synode beschließt zunächst über nachträgliche Genehmigung der von dem Kirchenregi- mente anläßlich der Einführung des CivilehegesetzeS erlassenen Ver ordnungen. ES sind ferner zu erwarten Vorlagen, welche sich auf die finanzielle Lage der Geistlichen und deren Aufbesserung beziehen, darunter das vom Landtage berathene und beschlossene Fixationsgesetz. Außerdem wird sich unter den BcrathungSgegenständen eine Vorlage mehr externer Natur befinden, durch welche eine von der ersten Synode beschlossene Beschränkung bei Bewerbung um höher dolirte geistliche Stellen, die das Interesse der älteren Geistlichen wahren sollte, aber praktisch große Unzuträglichkeiten hervorgerufen hat, wieder aufgehoben werden soll. Unter den Gegenständen innerer Natur sind hervorzuheben Vorlagen wegen eines LandeSgesangbuchcs und wegen einer neuen Agende, sowie der Entwurf eines Gesetzes, betreffend kirchendisciplinelle Bestimmungen gegenüber den Verächtern der Taufe und der kirchlichen Trauung. Dresden. Im Verbrennungsofen des hiesigen Landhauses werden am 29. September d. I. 2,337,570 Thaler diverser könig lich sächsischer StaatSpapiere durch Feuer öffentlich vernichtet werden. Chemnitz, 27. Septbr. (Schwurgerichtssitzung.) Die heutige Schwurgerichlssitzung hatte das Verbrechen des Meineides zum Gegen stände, dessen der Mühlenbesitzer Karl Friedrich Heinrich Rolle aus Zschopanthal bezüchtigt war. Die Sitzung war nur bis zur Bildung der Geschwornenbank öffentlich, dann geheim. Wie aus dem in öffent licher Sitzung bekannt gemachten Erkenntniß des Schwurgerichtshofes hervorging, handelte es sich um einen in Alimentatioussachen Agnes