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Alyciger Nedacteur und Verleger: C. Bernhard Ott in Zwönitz. Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die CorpuSspältenzeile mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend. Abonncmcntspreis beträgt vierteljährlich 1 Mark 20 Pf. prosnuwerrmäo. für Zwönitz und Umgegend Sonnabend, den 30. September 1876. 48. 1. Jahrg. Bekanntmachung. Die Brandcassenbeiträge auf den II. Termin d. I. sind bis zum 1«. Oktober a. 0., pr. Einheit mit 1 Pfg., pünktlich an die hiesige Stadt-Einnahme abzuführen. Zwönitz, am 29. September 1876. Der Stadtgemeinderath. — Schönherr, Bürgermeister. il. Quittung. Bei dem unterzeichneten Stadtgemeinderath gingen für die am 20. Mai a. o. Abgebrannten von hiesigen Einwohnern freiwillige' Spenden, nach Aufstellung der I. Quittung in Nr. 13 des Anzeigers für Zwönitz veröffentlicht, ferner ein: Von Herren CH. Heinrich Nebel 3 M., Gerichtsamtmann ein. Hunger 3 M-, Amtsrichter Große 2 M., Rentier Klötzer 3 M-, Max Bräutigam, BahuhofSrestaurateur, 3 M., Bahnhofs Jnspector Frenzel 3 M-, Bodenmcister Klotzsche 1 M. 50 Pf., Expedient Franke 1 M., Gottlob Heinrich Laube I M. 50 Pf., August Fischer, Schuhmacher, 3 M., Louis Dreher, Schuhmacher 3 M., Ernst Julius Laube 3 M., Traugott Opitz 6 M., Robert Opitz 2 M-, Carl August Schwind 1 M. 50 Pf., Otto Keller, St«dlgemeinderathsmitglied, t M. 50 Pf., Carl August Rößler, Wirthschafter, 3 M., Wilhelm Meher, Tischler, 3 M., Otto Hahn, Stadtgemeinderathsmitglied, 3 M., Frau Caroline Büttner 3 M, Lorenz oon., Burgstädtel, 3 M. Indem wir dafür unsern innigsten Dank aussprechen, sehen wir nunmehr die Sammlung als geschlossen an. Zwönitz, am 29. September 1876. Der Stadtgemeinderath. Schönherr, Bürgermeister. Berichtigung. In I. Quittung muß eö heißen: Herr Diac. Böthig 6 M., nicht 3 M. Tagcsgcschichte. — Die Nachrichten aus dem Orient gehören fast ohne Ausnahme dem Gebiete der höheren Politik an, und wird ihre Quintessenz von der „N. A. Z." mit den gesperrt gedruckten Worten ausge drückt: Die Verlängerung der Waffenruhe — nicht der Waffenstillstand — ist eingetreten. Es muß sich nun zeigen, welchen Nachhalt diese Meldung hat. Eine Depesche des „H. T. B." behauptet, daß Serbien die Verlängerung der Waffenruhe ablehne, Montenegro sie jedoch bereits angenommen habe. Es wird sich daher auch wohl bezüglich Serbiens nur um die Gegensätze zwischen der durch die Spitzen der Armee repräsentirten Actionspartei und der Negierung handeln, die Auffassung der letzteren aber schließlich wohl die maßgebende bleiben. In der That scheinen voll Seiten des serbischen Armeecommando's große Anstrengungen gemacht worden zu sein, den Fortgang des Krieges herbeizuführen. Wie russischen Blättern gemeldet wird, traf am vorigen Dienstag der Gehülse des Chefs des Keneralstabes der Morawa-Timok-Armee, Oberst Monte verde, im Auftrage Tfchernjajeff's in Belgrad ein, um die gegen wärtig günstige Lage der unter Tschernjajeff's Oberbefehl stehenden Armee die schlimme Lage der türkischen Truppen und das Unzeit gemäße eines Waffenstillstandes darzustellen. Dem Fürsten Milan gegenüber wurde als Argument die aus Privatquellen geschöpfte Nachricht vorgebracht, daß der türkische Belagerungspark beim Passiren einer Brücke bei Vasardshik durchgebrochen und verunglückt sei. Der betreffende Correspondent bemerkt jedoch dazu: „Frühere Nach richten hatten die Ankunft dieses Parks in Pirot angezeigt. Auf jeden Fall ist die Sicherheit dieser beiden Nachrichten noch nicht sestgestellt." Diese Argumente hat man auch noch außerhalb zu verbreiten gesucht. So wird von Semmling nach Petersburg tele« graphirt: „Nach den Anssagen von in Belgrad angelangten Offi zieren ist die Lage der türkischen Armee eine hoffnungslose. Im Lager ist der Hungertyphus und die Vrechruhr ausgebrochen. Der Belagerungspark, welcher aus Constantinopel der Armee zugeführt wurde, ist bei Tatar - Basardshik mit der Brücke in einem Sumph durchgebrochen. Den Türken ist die Munition ausgegangen, so daß man Kugeln aus Messing und Gußeisen findet... u. s. m." Nicht minder ist es die Frage der serbischen Königproclamation, die noch nicht eigentlich abgethan erscheint, da eines der neuesten Telegramme meldet, daß Fürst Mstan den: ihn in dieser Sache interpellirenden österreichischen Generalconsul eine ausweichende Antwort gegeben habe. Diese von der serbischen Armee ausgehende nationale Kund gebung könnte leicht die Zahl der in der orientalischen Frage bisher vorgekommenen unerwarteten und doch folgenreichen Zwischenfälle vermehren. — Neber die Zustände in der Türkei selbst geben verschiedene Episoden keineswegs hoffnungsvollen Hinweis. So berichtet man u. A. von einer Meuterei der Baschie - Bosuks. In der Besatzung von Mostar ist es nämlich, einem.dalmatischen Blatte zufolge, zu einer förmlichen Meuterei gekommen. Am l4. d. um 10 Uhr Nachts hörte man in der Kaserne Lärm und Gepolter. Einige Gewehr schüsse versetzten die Bevölkerung in Unruhe. Die Christen griffen nach den Waffen und erwarteten in den Häusern den schon seit Monaten gefürchteten Angriff von Seite der Türken. Der Lärm blieb aber auf die Kaserne beschränkt. Die Baschi - Bosuks verlangten ganz einfach entweder ihren Sold vom Bimbaschi (Major), widrigen falls sie sich eigenmächtig an den ärarischen Pferden schadlos halten und dann nach Hause gehen wollten. Der Bimbascha eröffnete ihnen, daß er vorläufig kein Geld habe, allein dasselbe werde sicher in zwei Tagen nach Mostar kommen. Das genügte aber den Baschi-Bosuks nicht. Ungefähr 800 Mann verließen noch in der Stacht Mostar; die übrigen 1200 „Krieger" warteten noch, um sich von der Aecht- heit der Aussage des Bimbaschi zu überzeugen. Ain 15. d. erfuhr man, daß die Baschi-Busuks einen Kolas (Obersten), den sie eben falls um Geld angegangen, der ihnen aber grob entgegen kam er schossen haben. — Die gegenwärtig in Bulgarien herrschenden Zustände werden durch die nachstehende Schilderung des bulgarischen, m Rumänien erscheinenden Blattes „Wrsaschdanje" (d. i. die Wiedergeburt) be leuchtet. Das Blatt schreibt: „Bei der Proklamation des Abdul Hamid zum Sultan hatten die türkischen Behörden in Sistowo, Bitolj, Tarnowa und Swvpiji angeordnet, daß die Städte illuminirt werden sollen. Allein diese Anordnungen leisteten weder die Christen noch die Muhamedaner Folge. Früher haben sich blos die türkischen Weiber im Harem gehalten, jetzt lassen sich auch die Männer nicht sehen. Dieselbe Panik, die einst bei den Christen geherrscht hat, herrscht jetzt unter den Türken. Aus Sistowa sind viele Türken nach Constantinopel übersiedelt. Wenn man sie nach dem Grunde ihrer Auswanderung befragte, sagten sie: „Wir sehen, daß die Giaurs unsere Güter ohnehin an sich reißen werden, auch werden sie sich an uns für alles Geschehene rächen." Seit dem Monate Mai ist zwischen den Türken und Christen der Verkehr gänzlich unterbrochen; eine Aussöhnung zwischen beiden scheint ganz unmöglich. Die Lage des Landes ist so, als wäre eine neue Catastrophe zu erwarten.