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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend. Abonnementspreis beträgt vierteljährlich I Mark 20 Pf. prRnumeranäo. ÄMitltl Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden TageS des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit 10 Pf., unter „Eingesandt" init 20 Pf. berechnet. für Zwönitz und Umgegend. Nedacteur und Verleger: C. Bernhard Ott in Zwönitz. 35.Donnerstag, de» Zl. August 1876.1. Jahrg. Tagesgeschichte. Berlin. Neber die Bewilligung der Feldznlage aus dem Civil- gehalte an solche Civilbeamte, welche bei einer Mobilmachung einberufen und über die Dauer derselben von der Militärbehörde zurückgchalten werden, sollen nach einer Vereinbarung unter den Ministern des Innern, der Justiz, des Krieges und der Finanzen für die Zukunft folgende Grundsätze gclden: Geschieht die Zurückbehaltung wegen Erkrankung oder behnfs RechnnngSbelegnng, so wird dein Beamten, so lange er noch den Gehalt aus Mitteln der Militärverwaltung bezieht, anstatt der Feldzulage das Aequivalent derselben bis zum Tage der endgiltigen Entlassung tageweise ouS dem Civilgehalle gewährt. Wird die Zurückbehaltung behufs Abwickelung der mit der Demobilmachung im Zusammenhang stehenden Geschäfte angeordnet, so werden die Tagegelber, welche dem Beamten nach dem Aufhören des Gehalts noch aus Mitteln der Militärverwaltung zu zahlen sind, auf den Civilgehalt nicht in Anrechnung gebracht. Erfolgt die Zurück behaltung zur Erledigung der bei der Demobilmachung sich ergebenden Nechunngörückstände, so ist der Beamte als Hilfsarbeiter der Militär verwaltung zu beurthcilen; er kann neben der Nemnncration, die ihm aus Mitteln der Militärverwaltung anzuweisen ist, seinen Civilgehalt weder ganz noch theilweise beanspruchen. Ist die Zurückbehallnng ohne inneren Zusammenhang mit. dem vorangegangene» mobilen Zustande lediglich im zeitlichen Anschlusse an denselben im dienstlichen Interessen bei den Fahnen erfolgt, so liegt eine gewöhnliche vorüber gehende Dienstleistung in Friedcnszeiten vor, welche nach den hierfür geldenden Vorschriften zu benrlheilen ist. Berlin. Der „Magd. Ztg." wird Von hier geschrieben: Die Vertheidiger des Grafen Arnim werden, wie erzählt wird, in Erfahrung zu bringen suchen, zu welchem Tage Herr Thiers in Paris,vom dortigen Gericht eingeladen worden ist. Sie würden dann, wenn der französische Richler nicht so wie so den Grafen v. Arnim von denn Termine in Kennlniß setzen läßt, durch das auswärtige Amt beantragen lassen, daß gleichzeitig mit Herrn Thiers ihr Client citirt werde. Die Vertheidigung legt, wie cö hiernach den Anschein gewinnt, auf die Vernehmung des Herrn Thiers großen Werth. " Zwar hat bekanntlich Herr Thiers bereits geäußert, er wüßte nicht, Avas er zu Ungunsten oder zu Gunsten des Angeklagten_.aussagen7könnte; allein die Vertheidiger werden zu der Annahme berccht>g5 sein, daß durch Fragen, die der Graf au Herrn Thiers^richtet, wesentliche Klarle gungen des Stadtgerichtshofes. ilO dem LandesverrathSproccsse am 5. October ihren Anfang, und.deshalb wird spätestens im Laufe des nächsten Monats die Vernehmung des Herrn ThierL^vor sich gehen. Berlin, 24. August. Die Einführung einer-Iieuen Honorartaxe für die Aerzte, schon längst als ein uuabweisstchef Bedürfniß erkannt, dürfte demnächst zu erwarte» sein. Der im ^preußischen CultuSmini- sterium ausgearbeitete Entwurf ist den-Regierungeu bereits mitgetheilt und sind dieselben angewiesen worden, sich schleunigst darüber zu äußern, ob der allgemeinen Einführung dieser Taxe etwaige Bedenken entgegen ständen. — Ein Berliner Blatt schreibt: „Die mißliche Lage aller Ge schäfte trifft natürlich die Handlungscommis sehr schwer. In einer großen Anzahl von Geschäften dieser Branchen sind Stellen frei. Die Prinzipale nehmen andauernd noch Beschränkungen unter den von ihnen bis dahin beschäftigten Personen vor. Wohl als Folge dieses Umstandes ist es, wie die „Trb." meint, anzusehen, daß zahlreiche Handelsbeflissene sich nach Rußland gewendet haben, um dort ein Unterkommen zu suchen. Hierher gelangten Nachrichten zufolge haben diese armen Leute sich in ihren Erwartungen, namentlich in Peters burg, arg getäuscht gesehen. Die viel verbreitete Ansicht, wonach namentlich deutsche Comtoiristen in Petersburg gesucht seien, erwies sich als durchaus irrig. Zunächst wird von Jedem, derselben verlangt, daß er der russischen Sprache völlig mächtig sei. Abgesehen hiervon machte sich dort aber nicht minder wie in Deutschland die herrschende Geschäftsstille i» einem Umfange geldend, welcher vollend» die Hoff nung unserer Landsleute zu Nichte machte." Oesterreich. Hof Gastein, 25. August. Heute seit II Uhr noch anhaltender Schneefall. Die Schneedecke ist 3 Zoll im ganze» Gasteiner Thal. Wie«, 28. August. Der „Pol. Corr." wird aus Belgrad ge meldet, die Pforte beabsichtige einen Waffenstillstand von vorgängiger Kenntniß der eventuellen Friedensgrundlagen abhängig zu machen. In Folge dessen schweben zwischen den Mächten Verhandlungen zur Er« zielnng einer Vereinbarung über die wesentlichsten Punkte der Friedens präliminarien. Das Resultat derselben soll den kriegführenden Theilen gleichzeitig mitgetheilt und auf Grund desselben eine Waffenruhe ur- girt werden. Wie«, 29. August. Die „Politische Correspondenz" meldet aus Constantinopel, daß auf Anlaß von Midhat Pascha der Ministerrath unter Zuziehung der Grcßwürdenlräger im Principe einen Thron wechsel und die Proclamirnng des Erbprinzen Abdul Hamid zum Sultan beschloß. Diese kürzlich bevorstehende Aenderung wird sich jedenfalls vor Beginn des nächsten Ramazan vollziehen. (CH. T.) Salzburg, 28. Angust. Der deutsche Juristcntag, zu welchem bis gestern 354 Juristen eingetroffen waren, wählte in seiner heutigen Eröffnungssitzung den Prof. vr. Gneist (Berlin) zum Präsidenten. Derselbe begrüßte den anwesenden Justizminister Or. Glaser, welcher im Namen der österreichischen Negierung die Versammlung bewill kommnete und über Antrag Gneisl's zum Ehrenpräsidenten ernannt wurde. Minister Or. Glaser sagte in seiner Ansprache: „Vom An beginne des deutschen Juristentages habe ich an seiner Thätigkeit den wärmsten Antheil genommen und nie seine große Bedeutung für unser gemeinsames Nechtsleben aus den Augen verloren. Ich sage unser gemeinsames Rechtslcben, — denn gemeinsam ist uns geblieben eine ans derselben rechtsgeschichtlichen Grundlage emporgewachsene, in gleichem Geiste an unseren Universitäten gepflegte Rechtswissenschaft. Gemeinsam sind uns zwei neue, den über unsere Grenzen hinweg .immer reger hin- und herwebenden Geschäftsverkehr beherrschende Gesetzbücher: das hüben und drüben gleich hochgehaltene Ergebniß gemeinsamer Arbeit. Und wenn auch die Gesetzgebung in Deutschland und Oesterreich jetzt iu voller Selbstständigkeit ihre eigenen Pfade schreitet, so ist doch die diese Pfade ebnende Geistesarbeit eine gemein same, weil die Aufgaben wesentlich gleichartig sind. Gilt cs ja ans beiden Gebieten, durch eine die Nechtseinheit wahrende Codification die Prämien zu verwirklichen, von deren Annahme eine neue Blnthe der Rechtspflege erwartet wird, und steht doch in Deutschland wie in Oesterreich vas Werk einer neuen Civilproceßordnung im Vorder gründe." (CH. T.) Pest, 29. August. Die 50 russischen Freiwilligen, welche auf der Durchreise nach Serbien hier angehalten wurden, dürfen sich frei einlogiren, aber die Stadt nicht verlassen, bis die ministerielle Ent scheidung erfolgt ist, welche beute erwartet wird. (CH. T.) Prag, 25. Angust. Die großen Artillerieschießübimge» mit den neuen Stahlbroncekanonen nach dem System UckatinS werden eifrig fortgesetzt. Am Dienstag wurden auf dem Schießplätze Elbeteinitz die Proben mit den Festungsgeschützen begonnen. Heute kamen zwei Kanonen groben Caliber's, von denen die eine 52, die andere 62 Centner schwer ist, an die Reihe. Die Ergebnisse der bisherigen Schießversuche werden als in jeder Beziehung befriedigende geschildert; namentlich wird die Präcision, die weile Tragfähigkeit und Vie Dauer haftigkeit der neuen Geschütze rühmend hervorgehoben. Paris. Von den für vie Prästdentensitze der Generalräthe neu Gewählten gehören 48 der republikanischen Partei an, gegen 39 bei der vorigen Wahl. Einundvierzig sind Gegner der Republik auS allen Parteien. Die wichtigste Aufgabe, welche die eben zusammen- getretenen Generalräthe zu lößen haben werden, ist, wie die „Köln. Ztg." bemerkt, die'Schulfrage; es handelt sich darum, ob die Gemeinde vertretungen sich für den obligatorischen Schulbesuch aussprechen oder eS bei den Bestehenden lassen werden. Die Ullramontanen bezeichnen den Schulzwang als einen argen Eingriff in die elterliche Gewalt, während die republikanischen Blatter von der Einführung desselben sich große Erfolge versprechen. „ES handelt sich darum, der clericalen Partei ihre hauptsächlichste Waffe zu entreißen, denn noch jetzt giebt