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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend. AbonnementspreiS beträgt vierteljährlich 1 Mark Sv Pf. presnumsrando. Ameigrr Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. für Zwönitz und Umgegend. Nedacteur und Verleger: C. Bernhard Ott in Zwönitz. 32 Donnerstag, Lea 24. August 4876. 1. Jahrg. , Tagesgeschichte. Berlin, 19. August. Die Nückberufung Sr. Majestät Schiffe „Deukschlauv" und „Kaiser" aus den türkischen Gewässern nach Wil- helmshafen ist angeordnet. — Wie der „Magdeb. Zig." von gut unterrrichteter Seile mit- getheilt wird, sind an maßgebender Stelle gegenwärtig Maßregeln in Aussicht genommen, die dahin gerichtet sind, daß die Berechtigung zum einjährig-freiwilligen Militärdienst nicht mehr, wie bisher, auf den Gymnasium und Realschulen einfach ersessen werden kann, sondern auch hier an ein Examen, vielleicht gar an das Abiturienten.Examen, geknüpft werden sott. Bekanntlich sott die in Rede stehende Ange- lezenheit nach einem Ncichstagsbeschlusse durch besonderes Gesetz geregelt werden, so daß obige Mittheilung sich wohl auf die Aus arbeitung eines solchen bezieht. — In Bezug auf das Civilehegesetz hat es, wie man der „K. Z." schreibt, auf Anregung der ReichSregierung nicht an Ermittelungen über die Wirksamkeit des Gesetzes in den einzelnen Bundesstaaten gefehlt, und hierbei hat cs sich nun heranögestellt, daß das Unterlassen der kirchlichen Trauung sowie der Taufen sich auf einen Verhältnis;- mäßig sehr kleinen Bruchtheil der Gesammtfälle beschränkt, und daß namentlich in Bayern, Sachsen und Mecklenburg am wenigsten Anlaß zu solchen sich geboten hat. — Wie die „D. N C." hört, ist man gegenwärtig im Ministerium für die landwirthschaftlichen Angelegen heiten u. A. auch mit der Ausarbeitung eines Gesetzentwurfs beschäftigt, welcher die Errichtung von Landesculturrentenbanken bezweckt. Dem Vernehmen nach werden bei demselben die in verschiedenen Petitionen landwirthschaftlicher Vereine wiederholt ausgesprochenen Wünsche in sofern Berücksichtigung finden, als diese Rentcnbanken namentlich den Zwecken von Meliorationsgenossenschaften dienen sollen. Wiesbaden, 21. August. Der elfte deutsche Jonrnalistentag hat gestern in seiner ersten Hauptversammlung einstimmig eine Reso- lution angenommen, in welcher er sich gegen die Aenderung der Ortho graphie durch Vorschriften seitens der Behörden resp. gegen die obli gatorische Einführung von Aenderungen der Orthographie im Schul unterricht ausspricht, dagegen sich mit einer zeitweiligen Feststellung der auS dem Leben selbst hervorgegangenen Aenderungen einverstanden erklärt. — In der heutigen Sitzung wurde eine von Dernburg bean tragte Resolution angenommen, in welcher sich der Jvurnalistentag grundsätzlich für die straffreie Veröffentlichung wahrheitsgetreue Sitzungsberichte der Gerichte und anderer amtlicher Corporation erklärt. Ebenso wurde die von Wenzel beantragte Resolution auf Wahrung des Rechtes der straffreien Veröffentlichung wahrheitsgetreuer Parla- mentSberichte angenommen. Ferner beschloß die Versammlung auf Antrag des Referenten Oo. Stern, die Erwartung auszusprechen, daß der Reichstag die Ueberweisung aller von amtswegen verfolgten Preßvergehen an die Schwurgerichte unbedingt festhalten werde. Endlich wurde der weitere Antrag des Referenten, vr. Stern, den Ausschuß des Journalistentages zu beauftragen, Schritte zur Besei tigung des jetzt herrschenden Systems der Bestrafungen wegen Rück falles bei Preßvergehen zu thun, angenommen. Stuttgart, 20. August. Für den Empfang des deutschen Kaisers sind Vorbereitungen für den 21. September getrdffen. Derselbe wird hier, von Frankfurt kommend, Nachmittags erwartet; für den 22. September ist Parade des königlich würtembergischen Armeecorps bei Ludwigsburg und für den 23. Septeniber Corps-' Manöver anberaumt. Von hier aus wird sich der Kaiser über Carls?" ruhe nach Weißenburg begeben, dort den elsäßischen Cavallerie- Divisions-Uebungen unter General von Witzendorf beiwohnen, die Schlachtfelder von Weißenburg und Wörth besichtigen und, soweit bis jetzt bekannt, am 27. September hierher zurückkehren, wo für den 28. September ein Volksfest in Aussicht genommen ist. " Wien, 2l. August. Wie der «Politischen Correspondenz" aus Belgrad gemeloet wird, wären gestern feilens der dortigen diplomatischen Agenten Englands, Frankreichs und Italiens einerseits und der drei Kaisermächte anderseits Eröffnungen an die serbische Regierung erfolgt, welche sich auf eventuelle Anbahnung von Friedensverhandlung bezögen. — Weiter will die genannte Correspondenz wissen, daß die Pforte gewisse noch kürzlich für eventuelle FriedeuSverhandlungen mit Serbien officiös aufgestellte Friedensbedingungen jetzt wesentlich zu modificiren bereit sein solle. Innsbruck, 14. August. Gestern vollzog sich hier in feierlicher Ruhe ein Act, der einen Markstein bildet in der Geschichte der tirolischen GlaubenSeinheit. Die erste evangelische Kirchengemeinde in Tirol ist nun gesetzlich constituirt und ihr Pfarrer, Herr Julius Ergenzwinger, wurde auf solenne Weise in sein Amt eingesetzt unter großer Theiluahme von Protestanten und Katholiken, ohne daß irgend welche Bitterkeit von einer oder anderer Seile zu Tage kam. Petersburg, 20. August. Die rumänische Negierung hat, wie das „Journal de St. Potersbourg" aus authentischer Quelle erfährt, der Schweiz die Mittheilung gemacht, daß die Pforte der Absendung einer Sanitäts-Ambulanc aus Rumänien auf den Kriegs schauplatz entgegentrete und keine Garantie für die Sicherheit der Ambulancen übernehme. Die Pforte habe erklärt, daß sie die tür kischen Truppen nie über die Verpflichtungen betreffs des rothen Kreuzes instruirt habe. Brüssel, 21. August. Das Journal „Le Nord" knüpft an die Bemerkung, daß eine von Italien ausgehende Mediation im Orient nun doch wahrscheinlicher werde, die Mittheilung, daß der englische Botschafter, Elliot habe im Sinne einer Wiederherstellung des Friedens ernste Vorstellungen in Constantinopel gemacht. Das Blatt meint, wenn dieses Vorgehen Englands wirksam sein solle, müsse dasselbe von der Zurückberufung der englischen Flotte aus der Besikabay begleitet sein, damit der Türkei über die Aenderung der englischen Politik kein Zweifel gelassen werde. Das Blatt fügt am Schlüsse hinzu mit Rücksicht auf die nationale Bewegung in Rußland sei nothwendig, daß eine Mediation recht bald eiutrete. London, 21. August. Dem „Reuter'schen Bureau" wird aus Belgrad vom heutigen Tage gemeldet, daß daselbst Gerüchte über einen bevorstehenden Abschluß eines Waffenstillstandes umliefen. Wie dasselbe Bureau erfährt, soll Alimpics den Fürsten Milan um die Ermächtigung ersucht haben, wieder die Offensive zn ergreifen. Der Fürst soll abschlägig geantwortet haben. Paris, 21. August. Der Minister des Innern, Marcere, hat gestern bei einem Bancet in Domfront eine Rede gehalten, in wel cher er die politische Lage des Landes erörterte und hervorhob, daß die Republik Frankreich die Ruhe, welche es verlange, wiedergegeben habe. Die Republik bedrohe weder das Eigenthum noch die Religion. Bezüglich der socialen Frage bemerkte der Redner, daß er ihre Lö sung von der Freiheit selbst erwarte. Am Schluffe betonte der Redner die Festigkeit der Republik und die Loyalität des Marschall- Präsidenten, welche ihre Sicherheit verbürge. Paris. Das Pariser Zuchtpolizeigericht verultheilte gestern Jemanden, «der den „Rbin nllemavck" (Die Wacht am Rhein) auf offener Sraße gesungen hatte, zu drei Monaten Gefängniß. Der Beschuldigte, der, wie er erklärte, in der Weinlaune das Lied ohne alle Nebenabsicht vor sich hingesungen hatte, war von einem Offizier, der sich von dem Sänger verfolgt glaubte, angehalteu und so den Gerichten überwiesen worden. Daß der Mann unter diesen Umständen drei Monate Gefängniß erhielt, macht gewisses Aufsehen, zumal er nicht einmal ein Deutscher, sondern ein Pole aus Krakau (also östreichischer Unterthan) ist. Constantinopel, 17. August. Wie die „Agence Havas- Reuter" erfährt, hat der griechische Gesandte im Auftrage seiner Regierung der Pforte eine Note überreicht, in welcher das Ersuchen ausgesprochen wird, daß die türkische Regierung den Beschwerden der Bewohner von Creta, deren Unzufriedenheit auch auf die Bevöl kerung Griechenlands zurückwirke, Abhülfe schaffen möge. — In Betreff des Gesundheitszustandes des Sultans erhalten sich die un günstigen Nachrichten, man zweifelt an der Möglichkeit seiner Wieder herstellung und hält neuerdings einen Thronwechsel für wahrscheinlich.