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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend. Abonnementspreis beträgt vierteljährlich 1 Mark 20 Pf. prssnumeeanäo. AmtiM Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages deS Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit I" Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. für Zwönitz und Umqcqend. Nedacteur und Verleger: C. Bernhard Ott in Zwönitz. Zl. Dirutiag, den 22. August 1876. 1. Jahrg. Bekanntmachung. Nachdem Herr Bürgermeister Carl Adolf Schönherr in Zwönitz als Vorstand und Herr Stadtrath Johann David Schiiller daselbst als stellvertretender Vorstand des AichamlS zu Zwönitz heule hier eidlich in Pflicht genommen worden sind, so wird dies hierdurch öffentlich bekannt gemacht. Chemnitz, den 9. August 1876. Die Königliche Amts Haupt mann schäft. I. V.: von K a l i t s ch. Tagesgefchichte. Berlin. Auf allen deutschen Münzstätten herrscht unausgesetzt die eifrigste Thätigkeit, welche vor Allem darauf gerichtet ist, dem Mangel au kleiner Münze abzuhelfen. Inzwischen ist bestimmt worden, daß die alten Einpfennigstücke noch nicht eingelöst werden, sondern nur nicht mehr zur Verausgabung gelangen, sobald sie bei den Neichö- kassen eingehe». Nach ausdrücklicher Anordnung wird indeß der alte Pfennig dem Neichspfennige vollkommen gleich behandelt. — Daö NeichSeisenbahnamt hat die Bundesregierungen auf die Thatsache aufmerksam gemacht, da mehrere Bahuverwaltungen durch sehr erhebliche Ersparnisse in den Ausgaben für das Jahr 1875 einen kaum erwarteten Ertrag erzielt, bezw. sich auch bei zum Theil nur geringer Steigerung der Einnahmen in die Lage gebracht haben, eine wesentlich höher-e Dividende als in den Vorjahren zur Vertheilung zu bringen. Es ist dabei darauf hingewiesen, daß somit diese Erschei nung nicht auf erhöhte Oekonomie und billigere Preise zurückzuführen sei, eine Verminderung der Ausgaben in Bezug auf die Unterhaltung der Bahnanlagen die Besorgniß wachrufe, cs könne die Einschränkung zum Theil vielleicht auf Kosten der Ausdehnung und Regelmäßigkeit der Bauunterhaltung, sowie der Instandhaltung der Betriebsmittel statt- gefnnden und deshalb für die Sicherheit deS Betriebes, sowie für die Interessen des allgemeinen Verkehrs und der LandeSvertheidigung Nachtheile zur Folge habe». Jedenfalls fordere die Erscheinung zu einer erhöhten Wachsamkeit und beschärften Controle auf und würde insbesondere überall da, wo sich aus den Rechnungsabschlüssen eine ungewöhnliche Verminderung bei den bezüglichen Ausgabetiteln ergeben sollte, den Gründen sorgfältig nachzuforschen und gegebenen Falles einzuschreiten sein. — Einer Einladung des Königs von Württemberg folgend, wird der deutsche Kaiser am 21. September in Stuttgart eintreffen, um am 22. September der großen Parade des württembergischen Armee- corps und am23. Sptbr. dem Manöver anzuwohnen, welches das Armee- corps gegen einen markirten Feind ausführen wird. Zu der bei Ludwigsburg stattfindenden großen Parade werden sämmtliche Truppen- theile des 13. (württembergischen) Armeecorps in einer Gesammtstärke von etwa 16,000 Mann ausrücken. Das Manöver vom 23. wird in der Gegend von Bietigheim ausgeführt werden und das Armee- corps soll dabei mit 19 Bataillonen, 16 EscavronS und 12 Batterien gegen den durch 4 Bataillone, 4 Eöcadrons und 2 Batterien markirten Feind manövriren. — In der „Köln. Ztg." stellt I. v. Widecke die militärische Lage Serbiens als hoffnungslos dar, macht dann aber auf die politischen Schwierigkeiten aufmerksam, die sich nach dem Erliegen Serbiens ergeben werden, da man einerseits dem Sultan nach dem Siege seiner Waffen einen Rückzug ohne Entschädigung nicht zumuthen könne, andererseits aber Serbien unfähig sei, eine solche Entschädigung zu zahlen. „Oder, fährt er fort, soll Serbien wieder ein Vilajet der Türken werden und feine von 1822 — 1828 mit so vielem edlen Blut mühsam errungene und durch den Frieden von Adrianopel bestätigte bisherige Unabhängigkeit wieder einbüßeu? Auch das geht nicht an und, abgesehen von allem Uebrigen, wird Rußland dies nimmermehr zngeben. Mau steht, die jetzige orientalische Frage ist auch in ihren Einzelheiten der schließlichen Lösung noch ziemlich fern und es können noch manche schlimme Verwicklungen eintrelen, ehe hier reiner Tisch geschaffen wird. — Ueber Thätlichkeiten, welche ein Wagnerianer sich in Bahreuth gegen einen Andersdenkenden erlaubt hat, wird Folgendes berichtet: „Auf das, was mau in Bayreuth über die Bühncnfestspiele schreibt, wird dort sehr wohl Acht gegeben, und-cS ist wahrlich kein Spaß, darüber für Zeitungen zu berichten. Nun hatte sich Einer der Referenten, welcher kein Wagner-Enthusiast ist, die Ungunst der augen blicklich herrschenden Partei zugezozen. Als er sich vorgestern in einem Restaurant zu Bayreuth befand, traten mehrere anwesende Gäste an ihn heran und stellten ihn zur Rede, wie er dazu käme, so absprcchende Urtheile über die Festvorstellung zu fällen. Mit der Behauptung, daß Jeder das Recht der freien Meinungsäußerung habe, vermochte der Jnterbellirte seinen Gegner nicht zu beruhigen, er wurde hart bedrängt, und unter den Rufern im Streit befand sich namentlich ein Berliner Bankier und Wagnerianer P. „Aber mein lieber Herr P." — äußerte Professor L., der inzwischen der lärmenden Gruppe zuge- schritten ist — „ich begreife nicht, weshalb Sie sich so ereifern!" Ein Schlag mit einem thönernen Bierseidel auf den Kopf des Herrn Professors belehrt diesen, wie schwer es ist, das kunstenthusiasmirte Gemüth eines Berliner Bankiers zu beschwichtigen. Aber sofort ersteht dem mißhandelten Professor in der Person seines Schwieger sohns ein Rächer, man hört den Schall einer Ohrfeige, der Lärm wächst und wälzt sich auf die Straße. Die Nacht ist bereits ange brochen, aber, es dauert lange, bis sich Ruhe über die Straßen Bayreuths lagert, und noch länger, ehe sie in die erregten Gemüther einzieht. Der unglückselige Kritiker aber, durch den der Streit ent stand, ist selbst in demselben so schlecht forlgekommen, daß er genölhigt ist, auf einige Tage seine Feder ruhen zu lassen. Wien, 18. August. Die heute hier eingegangenen serbischen Zeitungen kündigen die Fortsetzung des Krieges an, schieben die Schuld des Rückzugs der serbischen Truppen auf die apathische Haltung der Bulgaren und Bosnier und erklären sich gegen jede Mediation. — Die vielen, sei cs aus politischen sei es aus Bkrseuiuteressen verbreiteten Sensationsnachrichten, wejche durch hiesige Zeitungen zweiten Ranges oder durch Privatvepeschen verbreitet werden, machen eine Berichtigung iw einzelnen Falle kaum thunlich. Da neuerdings jedoch eine die Ehre der österreichischen Flagge berührende Meldung, daß ein englisches Kriegsscbiff auf offener See sich die Durchsuchung eines österreichischen Passagierdampfcrs angeblich angemaßt haben sollte, durch mehrere Zeitungen läuft, so mag ausdrücklich constatirt werden, daß hier auch nicht das Geringste von einem solchen Vorfälle bis heute bekannt ist. Spanien. Wie der „Times" ans Madrid telegraphirt wird, herrscht in Spanien eine fürchterliche Hitze, wie eine solche seit 1800 nicht dagewesen. In Madrid schlafen Hunderte von Personen auf den Dächern von Häusern und auf Balkons. In Sevilla schlafen viele Leute auf der offenen Straße. Die Temperatur ist 10l Grav Farenheit in schattigen Zimmern. Madrid ist gänzlich verödet und seine Straßen sind schweigsam. Nach einem andern Telegramme ist die Hitze in Andalusien im Zunehmen begriffen und sind in Sevilla 40 Feldarbcitcr dem Sonnenstich erlegen. Die Weinstöcke verdorren in Folge der glühenden Hitze. Belgrad, 18. August. Regierungsnachrichten zufolge ist eine türkische Truppenabtheilung beim Dorfe Planinitza zwischen Saitchar und Boljevatz von serbischer Cavallerie unter Iefrem Jovanovic ange griffen und auseinander gesprengt worden- Die Serben haben Waffen und Pferde erbeutet.