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reisen, an dieselben werden gegen Vorzeigung ihrer Vollmachten vom 21. bis mit 23. Angust an den Billetschaitern der sächsischen StaatS- bahnen TourbilleiS in der Richtung nach Nossen verkauft, welche zur freien Rückfahrt bis mit 2S. August d. I. gültig sind. Freigepäck wird jedoch nicht gewährt und ist die Benutzung der Courier- und Eilzüge ausgeschlossen. Leipzig. Der Ausmarsch zu den Manövern in der Brigade und Division erfolgt am 25. d. Mts. Diese Manöver wahren bi« I. September, daß dabei in Frage kommende Terrain liegt in der Hauptsache^,zwischen Leipzig Borna. Die Corpsmanöver des kgl. sächs. Corps beginnen den 2. September und endigen den 9. Sept. Am 9. Sept, (wo, ist noch unbekannt) findet die große Parade vor dem Kaiser und am 7. vor demselben Manöver des sächs. Corps statt. Am 11., 12., 13., September werden die großen Manöver des kgl. sächs. gegen das kgl. Preuß. IV. Armeecorps abgehalten. Wurzen, 5. August. In diesen Tagen erhängte sich im hiesigen Gerichtögefangmß der 63 Jahre alte Feldhüter Schmidt, welcher angeschulbigt war, zu seiner eigenen Tochter in unerlaubten Beziehungen gestanden zu haben. Mülsen St Mügeln, 7. Aug. Bei Abhaltung des gestrigen Scheibenschießens hatte der 13jährige Gutsbesitzerssohn Hallbauer von hier das Unglück, während er sich hinten am Scheibenstand befand, von einer Kugel durch Las Kinn dermaßen getroffen zu werden, daß mehrere Knochensplitter herausgenommen werden mußten. Der Untergang des Dampfschiffes „General Lieutenant Kroesen". Amsterdam, -1. August. Der niederländische Dampfer „General- Lieutenant Kroesen" ist am Abend des 21. Juni in der Lampong- Bai an der Süvspitze Sumatras, am Eingang in die Sunda-Straße, verunglückt. Indischen Blättern, zumeist dem „Algemeen Dagblad van Nedl. Judie" entnehmen wir folgende Beschreibung: Nach dem Miltagessen hatte sich der größte Theil der Passagiere auf das Ver deck begeben. Vier Herren, worunter Major Boom, hatten sich in der Cajüte zum Kartenspiel niedergesetzt, als sie einen Stoß fühlten. Sie glaubten, die Schraube des Schiffes sei gebrochen, und begaben sich auf das Verdeck. Dort sahen sie, daß das Hinterschiff an Steuer bordseite sank. Capitän Thieme sah sofort die Gefahr und ließ Frau Bosch mit ihren Kindern in das erste Boot am Hinterschiff bringen. Das Boot konnte aber nicht mehr herabgelassen werden, und durch einen zweiten stärkeren Stoß sank da? Hinterschiff ganz auf die Seite und das Wasser drang in die Cajüte. Der Schiffscapitän Verloop rief: „Das Schiff sinkt!" Bald darauf sieht Major Boom an Backbord seite eine Schaluppe mit 6 Mann, worunter ein Europäer. Boom springt über Bord und sucht die Schaluppe zu erreichen. Diese aber will ihn nicht aufnehmen, trotz seiner Bitten. Boom, der fortwährend durch seinen indischen Diener unterstützt wird, schwimmt wieder zum Schiff und erklettert es. Dann erfolgt ein dritter heftiger Stoß, welcher den großen eisernen Mast ums.'ürzt, der im Fall 50 bis 60 Menschen tödtete oder verwundete. Das ganze Hinterschiff sank nun mit Allen, die sich noch darauf befanden, in die Tiefe. Boom arbeitete sich durch Schwimmen wieder an die Oberfläche, griff mit der einen Hand eine treibende Thür und mit der andern ein Stück Holz. Vom Schiff war nichts mehr zu sehen, aber Boom sah mehrere Schiffbrüchige auf losgelöstem Holzwerk umhertreiben. Mit- diesen blieb er etwa Vs Stunde zusammen, trieb aber mit vier Andern bald weg. Diese vier Anderen sanken vor Mitternacht in die Tiefe. Nach einiger Zeit fühlte Boom einen Stoß gegen seine Brust und fand, daß er gegen ein treibendes Brel gestoßen sei. Er bemächtigte sich desselben zur Stütze seines Körpers. Gegen Morgen entdeckte er eine Klippe auf der sich sechs Menschen gerettet halten; da aber die Brandung sehr stark war, suchte Boom nicht die Klippe zu erreichen. Etwas weiter fand er eine zweite Klippe mit geringer Brandung und auf welcher sich eine Person befand; ab.r er konnte diese Klippe nicht erreiche». Den ganzen Tag, Donnerstag sah Boom weiter keine Schiffbrüchigen mehr. Er trieb an einigen Inseln vorbei hielt den Kopf naß, um sich gegen die Sonnenstrahlen zu schützen, und zur Nahrung fand er einige vom Schiffe Hel rührende Lebensmittel. Die erste Nacht war ruhig gewesen, die-zweite aber wurde stürmisch, so daß Boom das Bret verlor. Der Strom brachte ihn in das Innere der Lampong-Bai und gegen Morgen hörte er das Geräusch der Brandung. Er sah sich dem Ufer zugetrieben und suchte alle Kräfte, die ihm noch geblieben waren, zu sammeln, um die Brandung zu durchschwimmen, was ihm auch gelang, nachdem er zwei- oder dreimal zurückgeworfeu worden war. Er blieb am Ufer erschöpft liegen, bis die Morgensonne ihn etwas erquickte. Darauf suchte er nach menschlichen Wohnungen und fand bald eine Fischerhütte, wo man ihm etwas Reis und Früchte bot. Dort blieb Boom noch einen Tag und ließ sich dann nach Telck Betong bringen, von wo er mit einem anderen von der Regierung zur Hülfe ausgesandten Dampfer die Reise nach Batavia fortsetzte. Der indische Diener des Major Boom hatte beim Sinken des Schiffes ebenfalls ein Stück Holz ersaßt, und nachdem er eine Stunde umhergetriebeu war, fand er das jüngste Kind der Frau Boom, welches auf dem Wasser trieb, nachdem die inländische Amme das Kind verlassen. Der Diener nahm das Kind zu sich, und als beide etwa sechs Stunden umher getrieben waren, wurden sie durch ein mit Matrosen gefülltes Boot, in dem sich auch die Amme befand, ausgenommen. Das Boot erreichte glücklich das Land. Von den etwa 300 Köpfen der Bemannung und Passagiere des untergegangencn Dampfers sind 106 gerettet und die anderen wahrscheinlich alle verunglückt. Ob der Felsen, auf den der Dampfer aufstieß, unbekannt ist oder nicht, wird untersucht. Ein Dampfer ist ansgesandt, dessen Boote mit unter dem Wasserspiegel ausgespannten Ketten nach dem Felsen suchen sollen. Auch soll eine gerichtliche Untersuchung über den Fall stallfinden. Vermischtes. * Eine grauenhafte Mordgeschichle wird aus New Jork gemeldet. 3 Brüder waren gegen Belastungszeugen in einem geringfügigen Proceß erbost und bedrohten dieselben mit Gewaltlhat. Als sie des halb verhaftet werden sollten, feuerten sie auf die Polizeikonstabler, stürzten sich, mit Revollvern bewaffnet, auf die Straße und schosse» Jeden nieder, der ihnen in den Weg trat. So gelangte» sie zu dem Comptoir, wo die erwähnten Zeugen beschäftigt waren. Sie schossen Beide über den Haufen und setzten dann, verfolgt von einer großen Menge Volkes, ihre Flucht fort, bis sie den Fluß erreichten. Hier entspann sich noch ein kurzer Kampf mit dem Messer, worauf die 3 Mörder ins Wasser sprangen und von der wüthenden Menge so lange mit Steinen beworfen wurden, bis sie sanken. 6 Todte und mehrere gefährlich Verwundete waren ihnen zum Opfer gefallen. * In dem Städtchen Holzäpfling in Niederbaiern kamen unlängst die Sonntagsschüler jeder mit der landesüblichen Waffe, einem langen Messer im festen Griffe, zur Schule. Als ihnen der Lehrer A. Thürnagel dieselben abnehme» wollte, w»rde er von seinen sauberen Zöglingen angefallen und durch nnzahliche Messerstiche so zu gerichet, daß er bereits seinen Verletzungen erlegen sein soll. * Das alte stürzt, es ändert sich die Zeit und — ein Fräulein Louise Kissel in Memel fertigt und besohlt Herrenstiefeln schnell und gut, in und außer dem Hause, daß man seine Freude daran hat. Von einer solchen weiblichen Collegenschaft hätte sich HanS Sachs gewiß nichts träumen lassen. * Aus Schwerin, 4. August, wird folgendes berichtet: Auf dem Schweriner See verunglückte gestern das Seegelboot des Buchbinder» meisters W. mit sieben (nach Andern acht) Menschen. ES war auf der Rückfahrt von Kaninchenwerder begriffen, als eS, von einem hef tigen Wirbelwinde ergriffen, kenterte. Der Besitzer mit seinem Sohne, der Polizeischreiber R. mit zwei Söhnen, und zwei hiesige Bürger wurden Opfer der Fluth. Man hat bis jetzt weder ihre Leichen, noch das Boot aufgefunden. * Wie der „K. Z." aus London berichtet wurde, ist am 27. Juli der Expreßzug der Great Western-Eisenbahn aus den Schienen gerathen. Was das sagen will bei einem Zuge, der 80 Kilometer in der Stunde zurücklegt, kann man sich denken. Die Lokomotive kehrte sich voll ständig um, wobei der Tender abgebrochen und 12 Meter hoch gewor fen ward. Der Zugführer und der Heizer wurden auf der Stelle getödtet, 30 Passagiere zum Theil schwer verletzt. * Ju der sogenannten siebenbürgischen Heghala im Unter Albenser Comitat brachte am 28. Juli ein Wolkenbruch große Verwüstungen. In Sard wurden Häuser fortgerissen, viele Menschen und Thiere er tranken. In Krakko kamen, soviel bisher bekannt, 11 Menschen um. Lieben und Hoffen. DaS Lieben und das Hoffen, DaS thut dem Herzen so gut, Das webet der Seele Flügel, DaS schwellet den sterbenden Muth. Das Lieben und das Hoffen, DaS thut dem Herzen so weh, Wenn die Liebe todl und begraben, Wenn die Hoffnung zerronnen, wie Schnee. Und hast Du je gehoffet, Und hast Du je geliebt: Dann weißt Du, was die Seele Mir bis in den Tod betrübt. G. Steinacker. Ein Traumleben. Sitten-Noman aus einer Großstadt. Von Franz Ewald. Siebentes Kapitel. Verborgen. (Fortsetzung.) „Ich glaube nicht, Selma. ES scheint, als ob der Mann den Gegenstand nicht zu berühren wünscht, wer weiß, welche Ursache hier zu Grunde liegt." „Eben darum, Alex. Sind Deine Vermuthungen richtig, so wird der Mann nicht« so sehr fürchten, als eine Einmischung der Polizei. Dies unerträgliche Leben muß ein Ende haben! Veranlasse den Wirth, Dir die genaueren Umstände von Katinka'« Tode milzu-