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Band zerreißen wollten, welche- die Welt der Gläubigen vereinige. Zum Schluß ermahnte der Papst die Zöglinge, würdigt Diener Gotte« zu werden. Londo«, 27. Juli. In Folge einer von Lewis Farley ergange nen Einladung fand heute zu Gunsten der Christen In der Türkei eine Versammlung statt, an welcher auch gegen 20 Parlamentsmit glieder lheilnamen. Es wurde einstimmig eine Resolution angenommen, die sich gegen eine Unterstützung der Türkei und gegen die von den Türken in Bulgarien verübten Grausamkeit ausspricht und sich für eine antonomi,che Stellung der aufständische» Provinzen erklärt. Von Farlrh wurde eine Depesche der serbischen Regierung verlesen, in welcher gesagt ist, daß die Serben bis auf den letzten Blutstropfen kämpfe» würden und daß die Regierung auf die Unterstützung fremder Mächte und das Ausbrechen eines allgemeinen Krieges Ihre Hoffnungen setze. — 27. Juli. Unterhaus. Auf eine bezügliche Anfrage des Deputirten Biggar erklärte der Premier DiSraeli, eS befänden sich » 20 englische Kriegsschiffe in den türkischen Gewässern, darunter 11 Panzerfahrzeuge; aber weder jetzt, noch früher habe aus dem Per sonal oder Material der englischen Flotte irgend eine Ueberweisung in den Dienst des Sultans stattgefunden. Auf eine fernere Anfrage Wolff'S erklärte DiSraeli, er habe niemals eine genaue Information über die Pläne der serbischen Regierung erhalten und könne daher nicht sagen, ob dieselben mißglückt seien; was aber die Frage anbe treffe, ob die Zeit nicht gekommen scheine, den Mächten eine Vermitt lung vorzuschlagen, so halte er für besser, die (auf nächsten Montag angesehte) Debatte über die orientalische Frage abzuwarten. Er werde dann die Gründe hören, die sich zu Gunsten eines solchen Vorschlags ausführen ließen. Belgrad, 27. Juli. Die Negierung veröffentlicht folgende Nachricht vom Kriegsschauplätze: Gestern Mittag versuchte ein Theil ter türkischen Armee den Timok der Vraksogernitza zu überschreiten, wurde jedoch von unserer Infanterie gehindert, sich dem Flusse zu nähern. Unsere Verluste sind unbedeutend, die Verluste der Türken sind bedeutend größer, da unser Feuer auf die feindlichen Angriffs- colonnen gerichtet war, während die Türken unsere Batterien erfolglos beschossen. — Am 24. d. M. wurde Derwisch Pascha von Tscholak Anlilsch bei Dugapaljana vollständig geschlagen. Die Unsrigen machten große Beute. Die Ernennung von Tscholak Antitsch zum Comman- direnden an Stelle des Generals Zach, der erkrankt ist, wurde von der Jbararmee enthusiastisch ausgenommen. Konstantinopel, 27. Juli. Der Regierung wird anS Novi- bazar vom 24. gemeldet: Die Serben beschossen Turn bei Slenitza, die türkischen Truppen Kruchten die Reihen der Serben in Unordnung und verfolgten sie bis zur Grenze. Die Stärke der Montenegriner in dem Kampfe bei Nevesinje wird auf 7000 Mann geschätzt, ihre Verluste solle» zeh« Mal größer gewesen sein als die der Türken. — Ein der Regierung zugegangen-S Telegramm des Gouverneurs der Herzegowina, Ali Pascha, aus Mostar vom 26. Juni d. meldet: Mukhtar Pascha hat die MIttheilung hierher gelangen lassen, daß er vorgestern die bei Nevesinje geschlagenen Montenegriner bis nach Stuvenitza verfolgt habe. Bei Annäherung der türkischen Truppen zogen sich die Montenegriner in der Richtung auf Banjani ohne Kampf zurück, indem sie viel Lebensmittel und Vieh zurückließen. Locales und Sächsisches. Dresden. Soeben gelangt das jProgramm des kgl. Poly technikums für das Studienjahr, beziehungsweise Wintersemester 1876/77 zur Ausgabe. AuS demselben ist zu ersehen, daß sich die Frequenz dieser technischen Hochschule auch im eben abgelaufenen Studienjahre von 1875/76 bedeutend gehoben hat. Die Gesammt- frequenz beziffert sich auf 584 Studirende. Dieselben vertheilten sich der Nationalität nach auf 324 Sachsen, 138 übrige Deutsche, 122 Ausländer. Die Zahl der Professoren und Docenten an der technischen Hochschule beträgt gegenwärtig 39, zu denen sich 6 Assistenten gesellen. Ueber bevorstehende wichtige Veränderungen und Bervollkommungen in der Organisation dieser technischen Hochschule theilt das Programm mit, daß mit allerhöchster Genehmigung des Politechnikum mit Beginn des neuen Studienjahres aus dem Ressort des kgl. Ministeriums des Innern in das kgl Ministeriums des CultuS und öffentlichen Unter- richtS übergehen wird. Dresden, 29. Jnli. Heute Vormittag ist im Saale der ersten Standekammer hier die General Conferenz Deutscher Eisenbahnen behufs Einführung eines einheitlichen Tarifsystems eröffnet wor den. (Zw. W.) — Die „Dresdner Zeitnng" meldet: Das „Neue Dresdner Börsen- und Handelsblatt", ein Concurrenzblatt der Dresdner Zeitung, hat heute plötzlich mitten im Quartal aufgehört zu erscheinen. — Zethau bei Freiberg wurde am 27. Juli nach kaum Jahres frist wieder von einem größeren Brandunglücke heimgesucht. Es brannte zuerst vaS Haus des WirthschaftSbesitzers Bellman» im Nicderdorfe. Es verbrannten dem Genannten seine 4 Kühe, das Kleinvieh und sämmtliche andere Habe. Schnell hatte das gierige Element die Wirthschaflen von Arnold und Seyffert ergriffen und der hMjttkommenke Sturm trieb gewaltige Funken auf die gegen überliegende Seite des ThaleS, so daß hier die Gebäude des Guts ¬ besitzer- Reiter (früher Martin) nebst Nachbarhaus entludet wurden und also auf dieser Seite auch drei Feuerstätten entstanden. IM Ganzen brannten 11 Gebäude ab, und wurden dadurch 13 Familien obdachlos. Die Ealamitosen sind um so bedauerndwerlher, als gerade sie ohttkdieS schon nicht gut bemittelt gewesen sein sollen. — DaS „Elbebl." berichtet Über die Arbeiten an der Elbbrücke bet Riesa unter dem 25. Juli Folgendes: Als man gestern mit Abträgen des defekten PfeilrrkcpfeS beschäftigt war, stürzte rin großer Theil desselben von selbst zusammen Und Nach dorn IN die Fluthen. Die daraus beschäftigten Maurer konnten sich noch rechtzeitig retten, so daß wiederum alles ohne Unglücksfall vorübergegangen ist. Da man nun von einer Benutzung dieses Pfeilers zur JnterimSbrücke absehrn will, soll das Sprengen der Eisentheile wieder beginnen. — In Göltzscha bei Nossen wurde am 28. Juli dem Hausbe sitzer Carl Schumann das ihm in Anbetracht seiner Verdienste um den Obstbau verliehene allgemeine Ehrenzeichen durch RegierungSassesscr Frhr. von Wirsing aus Meißen unter entsprechender Ansprache über reicht. Die Anwesenheit zahlreicher benachbarter Grundbesitzer bei der Feierlichkeit legte für die allgemeine Würdigung der nunmehr 50jähr!gen erfolgreichen Thätigkeit Schumann'« beredtes Zeugniß ab. — Im Abt Walde bei Thum ohnweit der BurkhardSdorfer Grenze ist am 21. d. M. ein Todtenschädel aufgefunden und am 24. d. M., während die gerichtlichen Erörterungen im Gange, eine Strecke von dem Fundorte entfernt im Dickicht der augenscheinlich dar« gehörige bereits ganz in Fäulniß übergegangene Leichnam eines unbekannten Mannes, über dessen Persönlichkeit und Herkunft sich bisher »och nichts hat ermitteln lassen, entdeckt und polizeilich aufgehoben worden. Nach den angestellten Erörterungen der Behörden scheint Selbsten!« leibung durch Erhängen vorzuliegen und eine AuSeinanderlragung der von Ler Verwesung ergriffenen Theile dcS Cadavers durch Thiere des Waldes Statt gefunden zu haben. Die Kleider des Tobten und die Effecten sind in den Gewahrsam der Polizeibehörde gebracht worden. Leipzig, 27. Juli. Am vorgestrigen Abend wurden hier die halbjährigen mündlichen öffentlichen juristischen Candidatenp rüfungen geschlossen. Von 46 Candikaten, die sich diesmal zn den schriftlichen Clausurarbeiten gemeldet und diese gefertigt hatten, »ahmen nur 45 an den mündlichen Prüfungen Theil und erhielten 9 die II., 7 die III. und 22 die IV. Censur, während 7 Candieaten keine Ceusur ertheilt werden, konnte. Buchholz, 28. Juli. Bezugnehmend auf die Mittheilnng des „Annaberger Wochenbl.", die electrische Uhr des Herr» Moritz Muth in der Buchholzer Straße betr., hatten wir beim letzten Gewliler am 27. d. M. Gelegenheit das Werk in Augenschein zu nkdmen und die Einrichtung desselben zu bewundern. Die Uhr, von einem Regn- latorwerk, von Innen durch elektrischen Strom getrieben, wurde durch die heftige Lufterschütterung in Folge dcS starke» Blitzes kurze Zeit i« ihrem Laufe angehalten, doch überzeugten wir uns, mit welcher leichten Mühe dieselbe wieder in Gang gesetzt werden konnte. Dank dem Herrn Uhrmacher Moritz Muth für seine gebrachten Opfer, uns ei» solches Werk für den öffentlichen Verkehr angebracht zu haben. Möge es Nachahmungen finden, besonderS^ei Stadluhren. Meuselwitz. Der hiesige Consumverein, eingetragene Genossen schaft, hat am 23. Juli wegen seitherigen schlechten Geschäftsganges seine Auflösung und Liquidation beschlossen. Vermischtes. * Bon Mitternacht bis Mittag. Von einer Hochzeit und einem Tode erzählt man sich in den aristokratischen und militärischen Kreisen Wiens in den letzten Tagen eine Geschichte, die ergreifend und interessant genug ist, um wiedererzählt zu werden und die den Vorzug hat, auf vollkommenster Wahrheit und Authenticität zu beruhen. Der Rittmeister eines Ulanenregiments, Graf M unterhielt schon seit ziemlich geraumer Zeit ein vertraute- Verhällniß mit einer Näherin. Der junge Graf hätte dem schlichten BürgerSmädchen gar zu gerne in legaler Form die Hand fürs Leben gereicht, allein, wie leicht begreiflich, stieß er bei seinen Ellern und bei allen seinen näheren und entfernteren Anverwandten auf den heftigsten Widerstand. Un glücklicherweise wurde der Rittmeister vor einigen Monaten krank und bettlägerig und das Leiden nahm solche Dimensionen an, daß die Aerzte begannen, jedwede Hoffnung aufzugeben. Dem Kranken wurde natürlicherweise dessen Zustand sorgsamst verheimlicht, aber umsonst. Graf M. — er hatte erst das 33. Lebensjahr erreicht — gab sich über seine Person keinen Illusionen hin, sprach öfters ohne Scheu und ohne Schreck vom Tode und machte sich mit dem Gedanken an ein besseres Jenseits vertraut. Und eS war in der Nacht vom ver gangenen Sonnabend auf den Sonntag, da stahlsi ch der Todesengel ganz nahe an das Lager des jungen Mannes und breitete seine schwarzen Filtige über dessen Antlitz. Und dieser vernahm das Rauschen de- EiigelS und dachte an sein verlassenes Mädchen und noch in der Nacht wurde der Priester geholt. Zwei Zeugen fanden sich ein und wenigen Minuten nach Mitternacht wurde der TrauungSact vollzogen und um 1 Uhr war die bürgerliche Näherin Frau Gräfin M ! — Der junge, so unglückliche, vom Bewußtsein seiner That aber denn doch befriedigte Gatte legte sich lächelnd zur Ruhe und ein süßer Friede breitete sich über seine fahlen Züge. So lag er noch 6 Stunden, seine Hand in der der jungen Gatlin. Aber al- der Mittag vorbei