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Verwundete. 500 Gewehre und Tornister wurden von uns auf dem Schlachtfelds aufgesammell. Unsere Artillerie zertrümmerte die gegen über postirten feindlichen Geschütze. Die Serben wurden vollständig in die Flucht geschlagen und nach Erstürmung der serbischen Schan zen Munition nno Waffen erbeutet. Die Serben verloren 200Manu. New Aork, 7. Juli. Nach weiteren Uber den Kampf Enster's »nd Neno'ö »ul veni Jnkianerstamme der Sioux hier eingegangenen Nachrichten betrug der Verlust Reno'ö 50 Todle und 40 Verwundete. Locales an- Sächsisches. Chemnitz. Nächsten Sonntag, den 16. Juli, hält der Bezirks feuerwehrband von Chemnitz utid Umgegend, eine Vereinigung von mehr als 40 Feuerwehren, seinen diesjährigen Feuerwehrtag im benachbarten Stcllberg ab. In der am Vormittag abzuhallenden Hauptversammlung kommen mehrere Feuerwehrthemen znm Vortrag » resp. Berathung, während am Nachmittag die Turnfeuerwehr Stollberg im Verein mit einem Spritzen und Pionnirzug der städtischen Feuer wehr, sowie der freiwilligen Feuerwehr Thalheim eine größere Uebnug vorführt. In Freiberg gelangten im ersten Halbjahre dieses Jahres 141 Bauten für die Stadt zur Anmeldung, die mit nur geringen Ausnahmen genehmigt wnrden; es theilen sich diese in 86 Neu- beziehcnll. Anbaue und jn 55 Verändcrungs- bez. Umbaue. Im Vergleich zu anderen Jahren zeigen diese Zahlen einen nicht unbedeutenden Zuwachs. Riesa, 7. Juli. Grüne Maien auf der Jnterimsbrücke ver kündeten heule Morgen, daß der Bau derselben vollendet ist. Mittelst einer Rammmaschine werden am Uebergange nach Stadt Leipzig zu Pfähle eingeschlageu und wird mit daran befestigten eisernen Heben die ganze Brücke vorgezogen. Da die letztere etwas nach oberhalb ihrer künftigen Lage auf den Pfeilern gerichtet ist, so muß dann, wenn der Mittelpunkt der Brücke auf der Stelle angekommen ist, wo sich beide Richtungen scheiden, eine Schwenkung mst der ganzen Jnterimsbrücke nach links gemacht werden. Selbstverständlich ist Alles auf diesen großartigen Transport gespannt und wird wohl jeder Zuschauer nicht gleich wieder etwas Aehnliches zu sehen bekommen. Jn der Elbe ist bereits behufs Bodenuntersuchung zum Bau der neuen Brücke an zwei Stellen bis ans 20 Meter Tiefe gebohrt worden. Ein drittes Borloch wird jetzt auf dem linken Ufer gemacht. Was das Eisenheransschaffen anlangt, heißt es jetzt wie vor Paris: Nichts neues. Es wird gesprengt und an'S Land geschafft. Wenn nur das Sprengen den Pfeilern nichts schadet! Schneeberg, 7. Juli. Der 15jährige Brabant aus Neustädtel wurde gestern im Walde von einer Kreuzotter gebissen, infolge dessen er heute ziemlich heftig krank mit geschwollenen Gliedern darnieder liegt. Nach ärztlichem Urtheil ist sein Aufkommen noch zweifelhaft. Vermischtes. * Die kaum im Verkehr gesetzten preußischen Banknoten über 100 Mark und darüber werden, wie die „Trib." von gut unter richteter Seile hört, schon in nächster Zeit wieder neuen Noten, dies mal Deutschen Reichsbankuolen, Platz mache». Die königliche Staats druckerei ist bereits mit der Herstellung derselben beschäftigt. Die Farben dieser neuen Noten werden die der resp. bisherigen AppoinIS bleiben; nur in den Emblemen dem Deutschen Reiche angemessen, wirb eine Aendernng eintreten. * Sämmtlichen Berliner Polizeirevieren sind Zusammenstellungen der wegen gewerbsmäßigen Hazardspieles, Taschen- und Ladendieb stahls bestraften und im Verdacht dieser Vergehen stehenden Personen zugegangeu. Diese Listen sollen gewissenhaft current gehalten werden, indem durch die Tagesbefehle die hinzugekommenen, sowie die aus der Liste zu streichenden Personen namhaft gemacht werken; ebenso sind in den Verhältnissen oder dem Aussehen jener Personen einge tretene Veränderungen, sowie jeder Wohnungswechsel uachzutragen nnd sofort dem Criminal Commissariat anzuzeigen./ Ans letzterem be findet sich außer dem Verbrecher Album ein Notizbuch, welches unter den Rubriken der verschiedenen Verbrechen und Vergehen Personen, welche dieselben begangen haben, und deren Eomplicen mit ihren Signalements anführt, auch in Kürze die Art und Weise der Aus führung des Vergehens angiebt. Die oben erwähnten Listen weisen nicht weniger als 215 Bauernfänger, 120 Taschendiebe und 60 Ladeudiebe »ach, von denen größtentheils Photographien vorhanden sind. Unter den zahlreiche» Spitznamen der Berliner Bauernfänger heben wir nur folgende hervor: „Wrangel, Schwindel-Otto, GewaltS- Wilhelm, Töpfer-Nante, Trabuco, der Wachtmeister, der Destillateur, der Inspektor, Kanonenheber, der alte Herr Naute, Fettfleck, Aoir- xws86, Teckel, Zitier-Heinrich, Sludentenkops" rc. * Ein Wiener Blatt urtheilt sehr hart über die Culturzustände in Serbien. Es sagt: „Die Serben habe» keine Ursache, mit ihrer Cultur zu prunken. Was sie aus Deutschland oder Frankreich ge holt, ist herzlich wenig und das Uebrige ist Schweinezucht." * Eine Möricke-Anekdote. Man schreibt aus Stuttgart: Von Möricke's jüngst verstorbener Tochter Marie erzählte der Dich ter einst seinem Freunde Fr. Vischer eine Anekdote, die in weiteren Kreisen bekannt zu werden verdient. Das Kind besuchte zum ersten I Male den Religionsunterricht und kam nach Hause: „Papa, der Herr Lehrer hat uns gesagt, der Herr Christus sei ein Sohn vom lieben Gott; ist das wahr?" — „Ja, mein Kind, das ist wahr." — „Aber, lieber Papa, dann muß doch der liebe Gott eine Frau haben?" — Möricke ist in peinlicher Verlegenheit, da daS Kind eine Antwort er wartet. Er sieht es eine Weile starr an und sagt dann entlieh: „Ganz recht I Aber er ist schon seit langer Zeit Wittwer." — DaS Kind war mit der Antwort zufrieden. * Ein allerliebstes Vaudeville. Nichts regelrechter unter den Schriftstellern als Schulden, nichts trauriger, als wenn sie dafür eingesperrt werden. Am Traurigsten, wenn die heilige Jnstitia die gereifte Intelligenz eines guten Vaudeoillisten überrumpelt. Und doch ist es vor Kurzem in Paris geschehen. Einer der berühmtesten TageS- schriftsteller halte sich eines protestirten Wechsels wegen einige Tage verborgen, als die harmlosen Äerichtsdiener ihn dnrch folgende List aus seinem Versteck zu treiben wußten. Der Briefträger meldete sich an seiner Tbür mit einem schweren Geldsache. „Können Sie mir wohl die Adresse ces Herrn **** sagen?" — „Nicht bekannt." — „Das lbut mir leid, ich habe hier 4000 Francs, die eben von Bor deaux für ihn angekommeu sind." — „Lassen Sie sie nur hier, man wird sie ihm abgeben." — „Ich darf sie ihm nur selbst geben, denn er mnß darüber quittiren." — „So warten Sie nur einen Augen blick." — Der Postbote wartete und sah sich bald in das Zimmer des berühmten Verfolgten eingeführt. Jetzt aber verwandelt sich der vermeintliche Postbote in den Gerichtsdiener. Der Delinquent will eine verborgene Treppe hinab, allein wie sehr erschrickt er, als ihn gerade diese in die geöffneten Arme des Friedensrichters, zweier GenSkarmen und Gerichlsviener führt. Jetzt sitzt er im Schulv- Gefängniß und schreibt ein zweiakligeö Vandeville: „Die Ueber- raschungen der heimlichen Treppe." Uandwirthschaftliches. * AuS dem Saal kreise. Jn Folge der sehr fruchtbaren Witterung hat sich die Aussicht auf eine gute Ernte bedeutend ge hoben. Der Winierrogen, der am meisten dürftig war, ist hoch ge wachsen und hängt voll von schweren Aehren. Alles Sommergetreide, die Zuckerrüben, der Klee steht vortrefflich; auch die Kartoffeln, die nun Knollen ansetzen, lasse» nichts zu wünsche» übrig. Der Schaden, den hin nnd wieder der Austritt der Saale aus tiefliegenden Aeckern und Wiesen gebracht hat, wird durch die allgemeine Fruchtbarkeit ver gütet. Die Gewitter, die so reichen Segen bringen, schütten leider auch hin und wieder verheerende Hagelmassen aus. So ist das Dorf Deutleben bei Wetlin von dem Gewitter in den Nachmstlagsstunden des 1. Juli durch einen Hagelschlag betroffen worden. Besonders sind die Zuckerrüben beschädigt. * lieber den Stand der Ernte der Vereinigten Staaten berichtet man: Die Felder im westlichen Java haben nie eine bessere Ernte versprochen als Heuer, und stellen namentlich in den Countys Oscola und Lyon einen brillanten Ertrag in Aussicht. Im südwestlichen Minnesota haben Heuschrecken einigen Schaden verursacht, doch be schränkt sich derselbe auf kurze Strecken in de» Countys Nobles und Nock. Die Weizenernte in Texas hat die Erwarlnngen entschieden übertroffen und variirt der Ertrag von 8—25 Bushels per Acre. Von Red-River bis an die Meeresküste und von Sabine bis an die Westgreuze von Texas war die Ernte nicht minder brillant als im östlichen und nördliche» TexaS; von cinem Haferfeld im MitteltaxaS erwartet man z. B. eine» Ertrag von 100 Bushels per Acre. Jn Georgia namentlich in den südlichen und nördlichen Countys hat Weizen etwas vom Rost gelitten, in Mittelgeorgia lieferte die Wei zenernte einen Durchschnittserlrag. Die Maisfelder versprachen An fangs Juni trotz der im März wegen des kalten Welters zum Theil nothwendig gewordenen neuen Aussaat einen Ertrag von 6 Procent über Durchschnittshöhe und ist außer i» den Uferländereien der Stand überall gut. — Auö allen Theilen der Staaten Maryland, Virginia und Penshlvania eingelausene Berichte lauten im hohem Grade er« muthigend in Bezug auf eine reichliche Weizen- und eine vorzügliche Maisernte. Weizen ist schnittreif, und hat in einigen Theilen Vir ginias, namentlich in dem von der Natur außerordentlich begünstigten Schönandoah-Thale die Weizenernte bereits begonnen. — Mais steht überall kräftig und gesund. Ein Frauenleben. Sitten-Roman aus einer Großstadt. Von Franz Ewald. ViertcSKapitel. Ein Asyl. (Fortsetzung.) „Meine liebe Frau Rudisdorf, nehmen Sie es nicht übel, daß ich Sie bereits wieder einmal in Ihrem schwierigen Berufe störe," begann die eine Dame. „Aber mein Interesse an dieser Anstalt, Sie kenne» es ja — ich möchte Jeden, dasselbe wünsche», damit diese Zufluchtsstätte armer, verwais'ter Kinder Nachahmung fände — zwingt mich, Sie bisweilen aufzusuchen. Sie werden diesen Damen cinen