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Erscheint wöchentlich zwei Mal nnd zwar Mittwoch und Sonn abend. — Der Abonnemcntspreis beträgt vierteljährlich l Mark prssnumersnrlo. Anzeiger Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit io Pf. berechnet. für Zwönitz und Umgegend. Ncdacteur lind Verleger: C. Bernhard Ott in Zwönitz. 15 Tagesgeschichte. Berlin, 5. Juli. Der „Reichs Anzeiger" erklärt die von a»S- ländischen Blättern entstammende Nachricht, der deutsche Generalcon- sul Graf Bray in Belgrad sei bei dem Abschied des Fürsten Milan erschienen, um demselben siegreiche Rückkehr zu wünschen, für unrich tig. Bray habe sich inmitten der zahlreichen Zuschauermenge am Do- nauufer befunden,, um der Einschiffung des Fürsten znznsehen, er habe kein Wort mit Milan gewechselt. — Telegramme nach Serbien werden wegen deö Kriegszustandes von den deutschen Telegraphen Anstalten bis auf Weiteres nicbt angenommen. Wie»», 6. Juli. Das Correspondenzburean melket aus Belgrad vom 6. Juli: Die Serben haben nach zweitägigen heftigen Kämpfen Belina genommen.. Ein Sturm der Türken auf Zaitchar wurde zurückgeschlagen, wobei die Verluste der Türken sehr bedeutend. Tscher- najeff rückt gegen Pirol vor. Paris, 4. Juli. Die französische Negierung Hal die Aushebung von Freiwilligen für die serbische Armee und die Sammlung von Unterstützungen für Serbien untersage. Belgrad, 5. Juli. Von Seilen der Negierung wird über die Ereignisse auf dem Kriegsschauplätze gemeldet: Bon einem Angriff der serbischen Truppen auf Nisch ist hier durchaus nichts bekannt. Der einzige Angriff der Serben in dieser Richtung war gegen das verschanzte türkische Lager bei Babina Glava gerichtet. Derselbe gelang vollständig und fiel das Lager in die Hände der Serben. Als weitere Folge dieses Steges ist die Wegnahme von Akpalanka anzusehen. — Am Montag griffen die Türken bei Zaitchar den Obersten Lcschjanin an und überschritten den Timok bei Veliki Jzvor, wurden aber vollständig zurückgeworfen. Gestern erneuerten die Türken den Angriff bei Veliki Jzvor, welches sie mit Granaten anzündeten. Ebenso griffen die Türken bei dem Dorfe Brazogrnci an, woselbst der Kampf den ganzen Tag dauerte. Alle Anstrengungen der Türken, über den Timok zu gelange», scheiterten. Dagegen drangen die Serben im Verlause des Gefechts bei Bacionjc in das türkische Gebiet ein. Die serbische Artillerie zeigte sich der türkischen überlegen und brachte den Türken schwere Verluste bei. — Ju Bosnien bemächtigte sich der General Ranko Alimpitz der befestigten türkischen Stcllnngen vor Belina und nahm den Türken eine Anzahl Gefangene, Fahnen, Gewehre und Pferde ab. Die Türken zogen sich nach Belina zurück, welches in Brand gerieth und von den Serben cernirt wird. Locales und Sächsisches. Dresden, 3. Juli. Ueber Sachsens Aufwand für Eisenbahnen bringt das „Leipz, Tagebl." Folgendes: Der Nachpostulat und Be« willigungSlandtag ist zu Ende, das Vermächtniß desselben ist EinkoM' mensteuer^uüd ein consolidirtes sächsisches Eisenbahnnetz. Letzteres wäre schon recht, wenn nur die erstere nicht als hinkender Bote nach- gekopimen wäre. ES ist Dem gegenüber gewiß interessant und lehr reich, einmal eine Zusammenstellung der Summen vor Augen zu haben, welche Sachsen jetzt für Eisenbahnen aufwendet, bez. in gegenwärtiger Finanzperiode noch verwenden wird; eö repräsentiren dieselben ein gar stattliches Capital. Seitens der beiden sächsische» Kammern sind bewilligt worden für den Ankauf: 1) der im Besitze der Leipzig- Dresdner Eisenbahncompagnie befindlichen Bahnen 122,000,000 M., 2) der Chemnitz-Aue-Adorfer Bahn 22,339,200 Mk., 3) der sächs.- thüringischen Bahn 11,520,000 M., 4) der Greiz-Brunner Bahn 820,000 Mk., 5) der Hainichen.Roßweiner Bahn 1,460,000 M. nnd 6) der Zwickan-Lengenfeld-Falkensteiner Bahn 3,750,000 M-, zusam men also 171,789,200 M. Ferner sind aber für die laufende Fi nanzperiode »och bedeutende Summen für Vollendung bez. AnSbau der oder jener sächsischen Eisenbahnlinien erforderlich. Ein-dem Be richt der 2. Deputation über die den soeben verabschiedeten Landtag zugegangenen Eisenbahnpetitionen beigedruckteö Comnknmque des kgl. Finanzministeriums gab darüber folgende Auskunft. Zu Vollendung 1. Jahrg. 1) des auf böhmischem Gebiete gelegenen TheileS der Südlausitzer Bahn (Warnsdorf-Seifhennersdorf), 2) der Linien von Schandau über Sebnitz nach Neustadt und von da nach DürröhrSdorf, 3) der neuen Verbindungsbahn in Leipzig nebst gemeinschaftlichem Sammel bahnhof, 4) der Linien von Sohland nach Neustadt und von Wilthen nach Bantzen, 5) der Bahnverlegung bei Altenburg nebst des Neu baues des dortigen Bahnhofs — die Baute» unter 1 werden im Herbste 1876, die unter 2 und 3 Mille 1877, die unter 4 im Herbste 1877 und die unter 5 Ende 1877 vollendet — werden noch unge fähr etwas über 24,000,000 M. erforderlich sei», von welcher Summe aber ein Theil erst in künftiger Budgetperiode zur Verwendung ge langen wird. Ferner sind bereits bewilligt: für die Schwarzenberg- Johanngeorgenstädter Eisenbahn 7,500,000 M., dieselbe hat aber noch nickt in Angriff genommen werden können, weil über die Fortsetzung dieser Linie auf böhmisches Gebiet bisher noch keine Gewißheit zu er langen war. Die Linien von St. Egidien in das OelSnitzer Kohlen revier und nach Stollberg, sowie von Gaschwitz nach Plagwitz Linde nau, deren Banken bereits bewilligt sind, werken in dieser Finanz periode in Angriff genommen, die Kosten betragen 6,515,900 M., bez. 1,291,220 M. Der von beiden Kammern beschlossene Bau einer Fortsetzung der Süblausitzer Bahn von Neukirch nach Bischofswerda wird 2,482,000 M. kosten nnd noch- in dieser Periode begonnen wer den. Auf den vom Staate neuerworbenen Eisenbahnen sind für die im Bereich der Leipzig-Dresdner Bahn anSznführenken Bauten (kie Linien Mulda-Bienenmühle, Riesa Lommatzsch, Lommatzsch.Nossen, bez. Bienenmühle LandeSgrenze, Sammelbahnhof, Verlegung der alten Linie, Erweiterung des Bahnhofs bei Leipzig, Rangirbahnhof bei Engels dorf, Erweiterung des Bahnhofs in Dresden, Anlegung eines Ran girbahnhofs und einer Neparalurwerkstätte bei Radebeul, Neubau der Abdrücke bei Riesa und Umbau der dortigen Bahnhöfe) erforderlich 19,000,000 Mk., wovon in gegenwärtiger Finanzperiode nur 371,000 M. aufzubringen sind, da disponible Werthbestände im Werthe von circa 9,800,000 M , mit erworben worden sind. Zum völligen Aus bau der Chemnitz Aue-Adorfer Eisenbahn sind noch im ungünstigsten Falle 3,250,200 M. erforderlich» wovon in jetziger Finanzperiode 1,770,000 M. zur Verwendung kommen. Vollendung und Ausrüst ung der sächsisch - thüringischen Eisenbahn erfordern im schlimmsten Falle noch 2,808,825 M., wovon in laufender Finanzperiode 2,000,OM zu verwenden sei» werden; die Linie Zwickau-Lengenfeld-Falkenstein erfordert noch 1,492,OM M., wovon gegenwärtig nur 700,OM M. zur Verwendung kommen und die Linie Chemnitz Komotau bedarf noch 1,904,000 M, von welcher Summe jetzt 800,OM M. verwendet werden; für Hainichen-Noßwein nnd Greiz-Brunn sind vorläufig keine weiteren als die oben aufgeführten Kaussummen erforderlich. — 6. Juli. Hinsichtlich eines verschwundenen Kindes enthält daS „Dr. I." heute folgendes Inserat: 300 Mark Belobnung gebe ich Jeden», der mir meinen gestern entführten fünfjährigen Soh» Willy zurückbringt oder seinen Aufenthalt so nachweist, daß ich zu ihm ge langen kann. Er ist zuletzt gestern Nachmittag gegen fünf am Bir kenwäldchen in Begleitung eines außergewöhnlich korpulenten Mannes mit brau»-m Bollbarl gcschen worden, der unter verschiedenen Namen reist. Der Knabe ist blond, spricht englisch und keutsch, und trug einen weißen Anzug mit Trauerbinde. Baronin Zevlig und Neukirch, geb. Wolff, Dresden, Hohestr. 21. — Der Advocat Linke in Glauchau ist, angeblich wegen Be trugs, in Haft gebracht worden. — Die der Stadtgemeinde Stolpen gehörige Brauerei war zeither verpachtet, eine legale Lösung des Pachtverhältnisses, beziehent lich Uebergabe rc. erfolgte am 1. Juli an den neuen Brauer, welcher beregte Brauerei käuflich an sich gebracht. Als dieser am andern Morgen dieselbe zu eröffnen gekenlt, findet er, daß der Maischbottich rc. mit Petroleum nnd andern stinkenden Ingredienzen nächtlich ge schwängert worden ist. Chemnitz, 6. Juli. Der vergangene SonntagSmorgen bot ein Schauspiel, welches hier nicht so oft vorkommen dürfte. Sonnabend Aheiid langte hier im Hotei Reichold ein Herr an, welcher in zwei wohlverschlcssenen Körben 28 Stück Brieftanben mit sich brachte, Sonnabend, den 8. Juli 1876.