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Redacteur und Verleger: C. Bernhard Ott in Zwönitz. Mittwoch, den 24. Mai 1876. 1. Jahrg. Tagesgeschichte. mit großer Tapferkeit und Umsicht, sonst wäre mitten in einer durchaus hölzernen, direcl in »den Häuserreihe dem Elememenle Stillstand uer zündete nah und fern noch an 9 Stellen schäften arbeitet' eS unmöglich der Windrichl zu gebiete». " (8 Schindel» AuSgießen r Achtsamkeit dkr Erscheint wöchentlich zwei Mal und zwar Mittwoch und Sonn- abend. — Der Abonnementspreis betragt vierteljährlich 1 Mark prrenameranlto. Uorales und Sächsisches. Zwönitz, 22. Mai. Vorgestern Nachmittag in der 2. Stuude wurde» die Bewohner unserer Stadt in große Aufregung versetzt, indem man dnrch Stürmen der Glocke die Feuerbotschaft vernahm. Die städtische Feuerspritze war sofort am Platze und wurde der Essenbrand im „Gastbof zum Stern" (der sehr gefährlich,, werden konnte) durch schnelles Angreife» getödtet. — Kurz darauf in der 3? Stunde, vernahm man wiederholt das Stürmen der Glocke, welche einen zweiten Brand, und zwar in der Kirchgasse, »»kündigte. EH brannten 8 Häuser und 2 Scheunen total nieder. -Das Feuer ver-s breitete sich mit rasender Schnelligkeit, so daß von den anwesenden 22 Spritzen der Umgegend nur die Werke von 'unsern Nachbarge» meinden Kühnhaide und Niederzwönitz erfolgreich eingreifen korchtem Da» Flugfeuer bedrohte die ganze eine Sladthälfte und war wohl die Veranlassung, daß die Abteilungen der Feuerwehr so schwach Hur Platze, einzelne sammt ihren Führern gar nicht erschienen. Am. zahl reichsten, zwei Drittel der Manschaft, war noch die freiwillige'Feuer- wehr und die Wachmannschaften der Schützengilde, doch machte, die anhaltende Thätigkeit und das schwere Caliber der Spritze (S.s Zoll m. 1,s Clin. AuSguß) das Einsetzen der besten Kraft bei Ersterer nöthig. Die Gluth zwqng zweimal die Hilf,leistenden zum Mückzuge und erst zum dri'' n Male gelang es, Trotz zu bieten. > Die Mann« Zwönitz und Umgegend. Berlin; 22. Mai. Der „ReichSanzeiger" schreibt: Die von hleHen Blättern gebrachten Mittheilungen, nach welchen einer der Preußischtu Staatsmtnister vor Kurzem ein Entlassungsgesuch etiHereschl hätte, sind eben so unrichtig wie alle weiteren Angaben und Combinattöuell, welche an diese angebliche Thatsache geknüpft werden. . ' . ? — Die „Berl. Volkszeitung" wälzt die Schuld des Mordes in S-Iovi ch i frischtveg, ohne noch den wahren Thalbestand zu kennen, Ms den amerikanischen Consul und benützt viele Gelegenheit, um gegen rüchte des Aetienwesens. Alle , _ haben ihre zwei Seiten und man thut immer r^ohl daran/sich beide Seiten genau anzuseben. Man hat von den Actiengesellschaften behauptet, daß durch dieselben Vieles geschaffen werde und geschaffen werden könne, was auf anderem Wege nicht erreichbar-sei. Dagegen Ware einerseits zu sagen, daß der Zweck nicht da- Mittel heiligt. Dann aber ist jene Behauptung gar nicht erwiesen nnd gar nicht erweisbar, und es dürfte doch auch an ein Wort des Herrn Dr. Lasker su denken sein, welches lautet: „Nicht Alle-, was man bekoMit, ist volkswirthschaftlich „ein Bortheil." Wie eö mit Wlleicht dem größeren Theile vermeintlicher Bortheile aus- sieht, Wiche wir durch da- Actienwesen bekommen, zeigt eine Notiz „Zur Skatistik der Actiengesellschaften" welche wir in der statistischen . Correspondenz des Herrn Geh. Rath Engel finde». Dieselbe betrifft die im Berliner Courszettel notirten Actiengesellschaften. 1872 be trug die Zahl derselben 510. Das in den Aktien derselben angelegte Kapital erreichte die kolossale' Höhe von 1,237,780,650 Thalern. Ende 1.872 hatte dies Kapital einen CourSwerth von 1,544,463,363 Thalerwerlangt; Ende 1875 war dasselbe aber auch auf einen CourS werth vou 831,497,200 Thalern herabgesunken. Das ist also, sagt die „D. L.-Ztg." in 5 Jahren die Frucht deS Actiengesetzes gewesen: 510 Gejeüschaften wurden gegründet, ungerechnet vielleicht noch eine Anzahl, die entweder schon in der Verpuppung starben oder in der Liquidation oder Leichenräuberei verdarben. 1237 Millionen wurden in Actieu emitlirt, der Betrag reicht bis auf 60 Millionen an jene 5 Milliarden, die wir von Frankreich a» Contribution erhalten haben. Der Hausseeschwindel lancirte diese Nominalsumme bis auf 1544 Milliouen, Mo auf 6 Milliarde» Francs, iudem er die zukünftigen Gewinne, di^i» der Einbildung lagen, brav diScontirte und die be kannten „Dummen" anschwindelte. Die grausame Wirklichkeit schrieb aber bis jetzt die größere Hälfte der KriegScontribution bis ckuto da von ab, den» 71V Millionen Thaler wurden in Courswerthen ver loren. Spieler, Emissionshäuser, Commissionäre, Bankiers und Schwindler aller Art gewannen, das Gesämmtvolk verlor diese Summe von seinem ersparten Vorrath. Diese Verwüstung hat ein einziges Gesetz zu Wege gebracht, daS von der Delbrück'schen Weisheit aus ging. „Die Dummen kann man nicht durch Gesetze'lchützen"; obwohl man, wie L^ura. zeigt, sehr gute Gesetze geben kann, mittelst deren die Gründer und Grünberg-nossen das Gesämmtvolk allerliebst a»S- plündern können, ohne daß ein Staatsanwalt ein Titelchen heraus- findet, an dem nicht „correct" gehandelt wäre. Von den entsittlichen den Folgen, die sich in Begleitung des SpeculationSfieberS cinstellten, von den zahllosen Betrugs und Unterschlagungsfällen von den ersten Direktoren und Prokuristen an bis zum geringsten Kassenboten und Portier hinab, wollen wir schweigen; die sonderbare Neuheit der ge schaffenen Diebsgelegenheit, in der Actiengescllschaft ejn Objekt gev schaffen zu haben, da- man bestehlen konnte, ohne daß ein Bestohlener auf der Bildfläche zu sehen war, wollen wir gar, nicht kritisiren. nur constWren wollen wir: 713 Millionen Thaler oder 2139 Mil- liony» Mark oder 2641 Millionen Francs kostet dein deutschen Volke das fgwose Actiengrseb, und noch sind die Verluste lange nicht zn Ende: daS deutsche Volk möge bei den liberalen Gesetzgebern für diese Pandorabüchse sich hübsch — bedanken. M-M. -Ml MM JMate werden viH Mostens /M WM U MM MM M Mittags des Sachorgrhendcn M M Ms M^ M W M Ml M Tages des Srfcheinens erbeten M^M CorpuSspältenzellt mit für Strohdach) und wurde in 4 Fällen durch -lagsn der Schindeln DL in fünf durch die gelöscht. Leider e«Mtte sich auch ein Unglücksfall. -.vn der anwesenden Grünhafinr Mterwehr m>t- geführte Kettenhaken riß durch Aufbiegen von eindm aiigehokten Düch- ballen ab und schlug Unter der anziehenden Mannschaft^ d?U SchiWde- meister Grüner voll Grünhakn durch den Helm die Wirne Zß, sy daß derjelbe bcwnßUcs ^MWanlenbauS getragen werden mußte, — Die sreuoillige» Dpru^MveuTdalbeini und Harlenslein wprdcn per TelegranuDKrMEMMWWW'jedoch nicht mehr zum Eirhs' die BckehrungSwuth der Christe ' nt^rxzaher gegen die „Seelen- relterei" der Amerikaner auS^ Ust loSmfahren. DaS ober ¬ flächliche und traurige PhiÜstMM'M si^tzalMich nicht, daß der. amerikanische Agent in Salonich^MM^Mfflfaner, sondern ein bul garischer Kaufmann, ein russischer.ünterthan und griechischer Coll- Monist. . — Die Arbeiterentlaffungrn in. den industriellen EtabliffementS in Nürnberg nehmen immer weiteren Fortgang und stehen, wie von Besitzern größerer EtabliffementS mitgethesit zvirb, nqch weitere Entlassungen in Aussicht, da neue größere Aufträge zu den Selten heiten gehören. Die österreichische Südbahn zeigt an, daß sie auf der Bahnstrecke Agram-Sissel wegen Beschädigung del Damm« durch Hochwasser und Sturmwind den gesammten Verkehr einstelle. Brand. Am 20. Mai brach in der Stadt Neustadts bei Haid in der Gegend yon Brünn Feuer aus. ,118 Häuser nebst Nebenge bäuden und Scheuern, 2 Kirchen, der Pfarrbos und der Thurm stich gänzlich abgebrannt. Zwölfhundert Personen sind obdach- und brod- los. Der Schaden beträgt wenigstens 200,000 fl. Paris, 22. Mai, früh. Die Zuschrift, welche Prinz Jerome Napoleon an seine Wähler in Korsika gerichtet hat, ist nunmehr veröffentlicht. In derselben erkennt der Prinz die Existenz der<Re- publik an und und erklärt, der Patriotismus gebiete dieselbe mit Nothwenbigkeit, sie sei die einzige mögliche Regierungssorm, er accep» tirte die Lage der Dinge loyal und ohne jeden Hinlergedarcke». London, 19. Mai. Die englische Regierung wird, wie Reik- ter'S Bureau erfährt, ihren Beitritt zu dem Memorandum der drei Kaisermächte bezüglich der Angelegenheiten im Oriente nicht erklären.