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Voigtländischer Anzeiger. 50. Stück. Plauen, Sonnabends den 14. December 18 n, Dee Monat Oktober rzn. ^Do wie das laufende Jahr in Hinsicht auf die lang anhaltend heitere und warme Witte rung, frühzeitige Reise aller Feld- und Garten- fruchte, häufige Gewitter, und dann wieder durch anhaltende Dürre sich merkwürdig ge mach« hat: so hat sich insvesondere der Monat Oktober durch ungewöhnliche Heiterkeit und Wärme ausgezeichnet. Fast aus allen Gegen den Deutschlands laufen hierüber die auffallend sten Berichte ein. Aus Sigmaringen in Schwaben wird gemeldet, daß ein zweiter dieß jähriger Flachs reif wurde. Ein Bauer, Mi chael Madlener, im Dörfchen Otlerswang, hatte sein Feld mit Lein besäet, der gut gedieh und zur rechten Zeit eingeerndtet wurde. Bei der Einerndtung entfiel der überreifen und zer- sprungenen Samenkapsel der Same, der von neuem aufkeimte. Am z. Okt. stand dieser Lein in voller Blüche und am 15. Okt. wurde er ein« gcerndttt. — Zu Nagold (im Königreiche Würremberg) so wie in andern Gegenden des Schwarzwaldes, fand man blühende und reife Erdbeeren und an den Chaussee-Rainen blühe« ren die nämlichen Blümchen, welche im Früh ling im frischen Grase stehen. — Aber auch in einer weit nördlicher» Gegend, in Ham burg, wurden, wie dasige Zeitungen melden, reife Erdbeeren zu Markte gebracht. Ja noch am 9. Nov. sah man in den Gärten dasiger Ge gend blühende Erbsen, Bohnen, Maiblu men rc. — Daß bei einer so schönen und war men Witterung der Wein vortrefflich gerathen muß«, läßt sich leicht denken, und fast von allen Orten her wird dieses bestätiget. „Die kühnsten Hoffnungen," schreibt man von Frank« surr, „blieben hinter der reichlichen Wirklich keit. Im Durchschnitt wurde um die Hälfte mehr Wein erzeugt, als man sich versprochen hatte. Der Ueberfluß machte sogar verlegen, und man wußte in der ersten Ueberraschung nicht Fässer genug aufzubringen. Dabei übertrifft der Ertrag dieses Herbstes an Güte alles,' was die reichsten Jahre von fünf Jahrzehnten gaben. Und wie konnte es auch anders sepn? Alle Jah reszeiten dieses Jahres schienen sich zur Verede lung dieses Erzeugnisses vereiniget zu haben. In der ganzen Natur regte sich bis ins tiefe Spätjabr ein üppiges Leben. Mehrere Wein stöcke blüheten, wie viele Obstbäume, in den Rheingegenden zum zweiten Male, und dieBlü- then