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»6o Bei der Hinrichtung eines Verbrechers. (Ans dem neuen Schulgesangbuche.) Seht, so tief in Elend sinken Kann der Mensch, der Gott vergißt, Seines Willen« Herr nicht ist, Wenn ihm Welt und Sünde winken, Und in unbewachter Brust Sich entflammt die böse Lust. Gott, verliehst die Leidenschaften Uns zu Störern unsre Ruh', Mördern unsre Wohlfarth, du? Nein, baß sie auch Seegen schafften, Kraft und Reiz durch sie gediehn, Dazu hast du sie verliehn. Der nur, der ihr wildes Feuer Durch Vernunft nicht zähmt und dämpft, Nicht mit reiner Seele kämpft, Wird durch sie zum Ungeheuer, Dessen blutgen Sühnetod Recht und Sicherheit gebot. Ach! auch hier am Hochgerichte Steht ein solcher Jammersohn, Nahe seiner Thaten Lohn, Todtenblässe im Gesichte, Zitternd, fürchtend jene Welt, Wo ein Gott die Wage hält. Al« au« Gottes Vaterhänden, Eltern, ihr das Kind empfingt, Frohen Blickes an ihm Hingt, Um dem Geber Dank zu spenden, Wohl, daß euch verborgen ward, Welches Loos einst seiner harrt! Aber Fluch noch heute, heute Jedem, der durch Wort und That Frevelnd mitgewürket hat, Daß er ward de« Lasters Beute, Und ihn bann des Lasters Macht Dis aufs Blutgerüst gebracht! Doch auch Schonung für den Sünder! Nur wer selbst sich fühlt ganz rein, Werf auf ihn den ersten Stein! Zeder fehlt, nur mehr und minder. Du, der jetzt noch steht, sieh zu, Daß nicht fällst, wie er, auch du. Und du, Vater voll Erbarmen, ' Hör' des Sünders letztes Flehn, Bald büßt er für sein Vergehn, Stärke du mit Trost den Armen j Mit dem Reuigen geh' nicht Jeliseits, Heilger, ins Gericht! Aber ihr, des Bluttag« Zeugen, Bleibt nicht ruhig, hart und kalt; Lasset alle, jung und alt, Was ihr seht, bas Herz erreichen! Hört, hier schallt's mit Donnerton: Schrecklich ist brr Sünde Lohn! Enge!