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4i. Stück. Plaum, Sonnabends den 8. October 1814. Am Aerndtefest 1814» (Nach Witschel verändert und erweitert, in der Kirche zu Plauen gesprochen.) ^ey gesegnet, festlich schöner Morgen!. Sey gegrüßt, des Danks, Her Freude Tag! Heiter blickt der Mensch auf die Gefilde, Wo sein Brod «'n goldnen Aehren lag. Alle seine Sorge ist verschwunden; Die er in dem schwachen Herzen trug; Denn,der gute Vater dort im Himmel Gab uns Kindern wieder Brod genug. Gab's, umstrahlet von des Friedens Bogen, Für die wieder frohgewvrdne Zeit, So daß Jeder hofft, nun zu genießen In dem Schooße der Zufriedenheit. Er ist mächtig! Aus dem Körnlein wecket Er des Menschen beste Lebenskraft, Er ist's, der den todten Keim belebet, Und das Große aus dem Kleinen schafft. Herlich hat er seine Welt geschaffen, 'Alles wallt in süßer Lieblichkeit; Doch am schönsten sieht der Mensch die Erde In dem Lichte der Zufriedenheit; Wenn er nach der Weisheit Schähen trachtet Und sein Brod in stillem Frieben ißt, Sich nicht um den nächsten Morgen quälet, Nicht die frohe Gegenwart vergißt; Wenn er Dein mit vestem Sinn vertrauet, Der die Lilien des Feldes schmückt, Und auf Den mit stillem Muthe hoffet, Der voll Huld auch auf den Sperling blickt. Dieser kleine Stern der Muttererde Ist ja nur der kurzen Freude Spiel; Einst vergeht er unter unsern Füßen, lind wir sehen der Vollendung Ziel. Warum also dieses Sehnen, Drängen In dem Reiche der Vergänglichkeit? Sehet, wenig braucht der Mensch hienkeben, Und dies Wenige nur kurze Zeit. Seele, drum steh' stille und betrachte! Diese Erd' ist nicht dein Heimathsland, Hingesäet bist du, um zu reifen; Bist ein Saatkorn aus des Schöpfers Hand. Längst schon ist der tobte Keim erwecket, Ist das Leben für dich aufgethan. Wachse, blühe, reife für den Himmel! Dort fängt eine neue Aussaat an. Unter Morgenthau und Abendröthe, Unter