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Der tapfere Anführer der bayerschen Armee, Gen. Graf v. Wrede zeigte zu Kolmar, daß Er nicht blos militärische, sondern auch litera rische Verdienste zu würdigen wisse, auf eine liebenswürdige Art, indem Er an das Haus, das einst der blinde Dichter Pfessel bewohnte und das jetzt seine Erben inne haben, eine schwarze Tafel aushängen ließ, worauf mit goldnen Buchstaben stand: Des edlen, um die Menschheit verdienten Pfesfels Haus und Nachkom men sindvon aller Kriegslast frei. Zeitungsberichte. Am 27. Jan. ist Ihr» Majest. die Kaiserin von Rußland unter großem und herzlichem Ju- del in Leipzig eingelroffen. — Aus der Ve- stung Glochau wird die Desertion nicht nur von deutschen Truppen, sondern selbst von Natio- nalfranzosen immer stärker. — Einer Sage nach soll Hamburg, so wie Wilhelmsburg mit den dazu gehörigen Elbinfeln, im Besitz derAl- liirten seyn. — In Hannover wurden starke Truppendurchmärsche erwartet. — Bülow hat am 15. die Franzosen aus der brabanter Haide abermals geschlagen; Antwerpen war eingeschlosscn, Brüssel bedroht. In dieser Stadt soll ein Aufstand ausgebrochen und Deputirte an Gen. Bülow abgeschickt worden seyn, um ihn einzuladen, schleunigst dahin zu kommen. Ein Ausfall der Franzosen aus Jülich wurde brav zurückgeschlaqen und kostete ihnen 700 Mann. Die Russen waren am 17. zu Aachen und am r8. in Lüttich eingerückt und allenthal ben mit Jubel empfangen worden. — Kleist war am r6. und 17. mit 24000 Mann bei Neu wied über den Rhein gegangen. — Auch ein Ausfall aus Landau ist am 17. mit einem feind lichen Verlust von 5 Kanonen und einigen 50 Gefangenen zurückgewiesen worden. Blücher soll die Franzosen bei Metz umgangen haben. Seine Vorposten streiften bis gegen Chalons. Dork war zu Longwy, Wittgenstein jenseits Nancy, Wrede zu Joinville, auch jenseits Nan cy. — Nachdem Schwarzenberg bei Langres die jungen Garden geschlagen und ihnen 12 Ka nonen und zooo Gefangene abgenommen hatte, ging er vorwärts nach Chaumont; eine Nach richt sagt sogar, daß er bereits in Troyes, der Hauptstadt von Champagne, 22 Meilen von Paris, eingerückt sey. Bubnas Avantgarde soll seit dem 21. in Lyon seyn. Spanier und Engländer sollen in Cetie gelandet und vis Mont pellier in Niederlanguedoc vorgedrungen seyn. Die Division Hill von roooo Mann unter Wel lington wurde am 17. Jan. von 7 Divisionen Franzosen z Mal angegriffen, der Feind aber das letzte Mal gänzlich und mit einem Verluste von 5000 Mann zurückgcschlagen. Am 19. darauf soll ein angesehner Partikulier im Engl. Hauptquartier mit der Einladung angekommen seyn, daß die Armee unverweilt über den Adour gehen möchte, indem die ganze Landschaft zum Aufstande bereit und allgemeiner Wunsch sey, dieFamilie der Bourbons wieder auf dem Thro ne zu sehen. Eben so hat ein amerikanischer Schiffer ausgesagt, daß am Abend vor seiner Abreise aus Bordeaux im dasigen Theater Wed del aus den Logen geworfen worden waren, wor aus gestanden habe: Nieder mit dem Tyrannen! Es lebe Ludwig XVIII. Das franz. Volk soll bereits selbst an eine Regierungsveränderung glauben, und von Seiten Englands den hohen Alliirten auch schon derWunsch nahegelegt worden seyn, daß der Thron dieses Reichs wieder an den rechtmäßigenErben, den Herzog von Angouleme, vermählt mit Maria Theresia, Tochter desguil« lotinirren guten und unglücklichen Königs Lud, wig XVI. kommen möchte. Daß derselbe aus England bereits in dem Hauptquartier der ho, hen Alliirten, das zuletzt zu Vesonl war. aber bereits nach Langres ausgebrochen seyn soll, an gekommen sey, ist nur noch Sage. Nach der Berner Zeitung wäre von Seiten der franz. Regierung bei den verbündeten Monarchen die dringende Bitte angelangt, den Fürsten von Bene,