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gänzlicher Schlaflosigkeit, verlorner Munterkeit des Geistes und Körpers, Trägheit zu Geschäf ten und Bewegungen, die sich in verschiedenen Fällen in verschiedenem Grade zeigen, und auch hin und wieder noch mit einigen andern Zufällen verbinden. Diese Zufälle, welche allen fieberhaften Krank heiten gemein sind, geben an und vor sich frei lich noch gar keine sichern Beweise vom Eintritt des jetzt herrschenden Nervenfiebers, es ist in dessen allemal rathsam, da, wo sich genannte Umstände zeigen, an den möglichen Eintritt die ses Fiebers zu denken. Wahrscheinlicher wird dieser Verdacht, wenn nach einigen Tagen jene Zufälle sich nicht wieder verlieren. Nicht zu bezweifeln ist die Gegen wart der Krankheit, wenn in den folgenden La ge» die Zunge unreiner, weiß, gelblich, braun und insonderheit trocken wird, das klare Be- wußlseyn des Kranken sich trübt, Jrrcreden im Schlaf und endlich auch im Wachen leichte Zuckungen der Finger entstehen, wozu oft noch der Ausbruch der Petechien ober kleinen rölh- lichen Flecken in der Haut, am Halse, Brust, Vorderarm und übrigem Körper, zuweilen auch weiße und röche Frieselvläschcn kommen. In schlimmer» und rödtlichen Fällen liegen die Kranken endlich in gänzlicher Bewußtlosig keit vor sich hin, ohne die Umstehenden zu ken nen, oder ihnen zu antworten, der Puls wird sehr schnell klein und schwach, während über den ganzen Körper zugleich ein unnützer Schweiß ausbricht und endlich das Achemholen mühsam wird, in welchem letzten Zeitraum denn gewöhn lich alle Hülse zu spät kommt. Die Dauer der Krankheit ist gemeiniglich vierzehn Tage, auch wohl drüber. Selten er folgt der Anfang zur Besserung eher, wohl aber in schlimmer» Fällen ein früher Lob. Man merke übrigens, daß bei weitem nicht immer, vorzüglich bei Kindern auch sonst ge sunden Personen, deren Körper nicht durch den Mangel und die Drangsale des Kriegs schon vor- Hero viel gelitten hat, und wo die Krankheit nicht durch Vernachläßigung oder unschickliche Mittel verschlimmert worden, die vorgedachten hoher» Grade erreicht, und insonderheit die größere Trockenheit der Zunge, Schnelligkeit des Pul ses und Berstandesverirrung nicht immer be merkt werden, während doch der Mensch anhal tend den übrigen Zufällen unterworfen bleibt, und bis gegen den vierzehenten Tag und drüber, dahin liegt, ohne daß er sich mit Bestand zu bessern anfängt. Es ist um deswillen nöthig dies zu wissen, damit man nicht glaube, daß dieses gar nicht die nämliche Krankheit sey, und man nicht eine zweckmäßige Hülse zu suchen und die nölhigen Vorsichisregeln gegen deren weitere Verbreitung durch Ansteckung anzuwenden, versäume. Denn eine gelindere Krankheit kann doch durch Ansteckung in einigen andern Körpern ei nen schlimmer» Grad hrrvorbringen, und um gekehrt; obschon im Durchschnitte die Krank heit in schummern Graden auch ansteckender zu werden pflegt. III. Die Behandlung dieser Krankheit kann keineswegs durch einerlei Mittel geschehen; son- d-r-, muß nach Verschiedenheit der Korperbc- schaffenheit, den verschiedenen Zeiträumen und Graden der Krankheit, so wie nach Verschie denheit mehrerer sie zuweilen begleitenden be sonder» Zufälle auch sehr verschieden seyn. Ei» Heilmittel, welches die einmal ausgebrochene Krankheit in ihrem Verlaufe aufhalten oder unterdrücken könnte, giebt es nicht. Doch kann solche zuweilen von den eigenen Kräften des Körpers glücklich überwunden wer den, wenn man diese gehörig leitet oder unter stützet. Diese Leitung und Unterstützung kann aber durchaus nur die Sache eines gehörig unterrich teten Arztes seyn, welcher die mancherlei Um stände bei der Krankheit gehörig zu würdigen und ihnen zweckdienliche Mittel anzupaffe» weiß. ' Man sehe sich also nach einem solchen bei Zeiten um, und befolge dessen Verordnungen getreulich, ohne zu verlangen, baß e.r die Krank heit in wenigen Tagen hebe. Man