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es thut dir Gutes- als» Mußt du ihm wieder Gutes thun, so viel du nur vermagst. So du aber ein Müssiggänger bist, und nichts für das Land thust, worin du wohnst, oder, so etwas löbliches und ersprießliches angesangen werden soll, dich dawider setzest, so verdienst du nicht in dem Lande zu wohnen; denn du lebst nur dir und deinem Nuyen, aber nicht dem Lande. Es Hal wohl Männer in dem Heidcnrhum gegeben, die für ihr Land freiwillig ungezwungen in den Tod gingen, wenn sie meintels, daß ihr Tod Nuyen und Heil bringe. Und du, Christ, schämst dich nicht, zu Helsen, wo du wohl könn test? Denn ich meine, jederInnwohner könne dem Lande helfen, nicht nur wo es in Gefahr vor Feinden ist, sondern auch in Friede und Ruhe, daß jeglicher das treulich chue, was ihm obliegt, und an seinem Theils arbeite an der gemeinen Wohlfarth. Luther über Lebensgenuß. Du kannst jede Lust in der Welt haben, die nicht sündlich ist, das verwehrt dir dein Gott nicht, will es vielmehr, und ist dem lieben Gott eben recht, wenn du einmal aus Herzensgrün de dich freust oder lachst; aber höre mir nun auch zu, was ich weiter sage: die Lust muß weder dir, noch Jemand andern schaden. Wo das ist, da darfst du nicht. Jed will dir ein Exempel sagen. Wo einer hinginge zur Lust (zum Vergnügen) und hätte Weib und Kind zu Hause, für dir er arbeiten sollte, oder machte es so arg, daß er krank würde, oder finge in der Lust Zank nnd Streit an, daß es blutige Köpft regnete, oder das Schwärmen würde ihm zur Gewohnheit, und wollte nachher nicht arbeiten, oder verthäte soviel, davon er und dieSeinen eine ganze Woche leben könnte: siehe dies hieß Sünde bei der Lust gechan, und wäre der Lust (des Vergnügens) schlecht gebraucht. R ä t h s L l. Zwei Soldaten erbeuteten einst ein Fäßchen kostbarenWein. DasFäßchenhiett, wie außen bemerkt war, gerade acht Maaß. Diese woll, ten nun die beiden Soldaten in gleichen Thei len unter sich theilen, und begaben sich daher zu dem ersten besten Bauer, um dies zu bewerk stelligen. Dieser hatte aber keine andern Ge säße, als zwei Krüge, wovon der eine drei, der andere fünf Maaß hielt. Damit glaubten dft Soldaten die Theilung nicht gehörig bewerk stelligen zn können, und drangen in den Bauer, ein Gefäß, das gerade ein Maaß hielte,' her bei zu schaffen. Der Bauer sagte , dies sep ihm unmöglich, weil das ganze Dorf ausge plündert worden, und nichts mehr darin zu fin den sey. Hierüber geriethen die Soldaten mir dem Bauer in einen Wortwechsel. In dieseiy Augenblicke kam ein Jude dazu. Er erkundigte sich nach der Ursache des Streites. Als er diese erfahren halte, sagte er: Mein, was brauchtS da zu zanken und zu streiten? Mit Hülse dieser zwei Krüge will ich den Wein so aceurat unter euch theilen, daß keiner eppes (etwas) mehr, keiner eppes weniger bekommen soll. — Der Jude hielt Wort, und die Soldaten waren mit seiner