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Voigtlän - ifcher Anzeiger. 47. Stück. Plaum, Sonnabends dm 21. November 1812» Kurze Geschichte der französischen Armee. Frankreich hatte unter Philipp dem Schönen die erste stehende Armee, das heißt, der damals in allen europäischen Staaten übliche Bann und Heerbann wurde zu länger« Dienste als bisher verpflichtet. Doch waren der eigentlich stehen« den Truppen noch sehr wenige; der Kriegsdienst war eine auf allen Voltsklassea lastende Ver- pflichtung, Übst die Geistlichkeit nicht ausge nommen. Wklipp der Schöne bezahlte zuerst einen festen Sold, da er zuerst feste Abgaben vom Voke erhob. Die Hauptstärke der Armee blieb indeß die Gensd'armerie, oder die Masse des bewaffneten Volks, Oens srmsts; in der Folge wurde mit diesem Ausdruck erst ein Corps schwerer Cavallerie bezeichnet. Die Organi- salion der besoldeten Armee blieb indeß noch lange Zeit mangelhaft, ein großer Theil dersel ben wurde beim Frieden entlassen, und verwü stete dann nicht selten das Land als Räuberban den, denen man oft blutige Treffen zu leisten genöchigt war. Karl V. führte zuerst eine feste Organisation in die Armee ein. Karl VII. re- gulirte den Sold der Truppen und die dazu nö- thigen Beiträge. Im Jahr 1446 ward die Taille zu diesem Behuf eiugeführt. Die In fanterie ward noch wenig geachtet; dieReiterel, die auch zu Fuß kämpfte, entschied allein in al len Schlachten. Ludwig Xl. errichtete iMJahr 1477 ein Corps adelicher Infanterie, und nahui rvoo Schweitzer in Sold. Unter ihm bestand die Armee, die unter Karl VH. nur 16000 Mann stark gewesen, aus 25000 Mann Fuß, voll und »5,000 Reitern. Unter Heinrich IV. geschahen wesentlicheZSchritte zur Verbessrung der Armee und der ganzen KriegsverwaltUng. Als Süllp die Generalfeldzeugmeistersteüe er, hielt, ließ er es fein Erstes seyn, das Arsenat zu visitiren, allein er sand in demselven Alle in einem so kläglichen Zustande, daß er stch ent schloß, seine Wohnung daselbst aufzuschlagen. Damals war, wie Süllp im ryten Buch seiner Memoiren selbst sagt, die französische Miliz et« was durchaus Unerträgliches. „Man warb die Rekruten für die Infanterie mit Gewalt an und trieb sie mit dem Stocke in das Feld; man hielt ihnen ungerechter Weise ihren Sold zu« rück; man drohte ihnen nur mit Eefängniß; immer stand der Galgen vor ihren Augen; man zwang sie, Alles zu versuchen, um ausreißen zu können, und um. dieses Unheil zu verhüten, mußten