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V o i g t l ä n d i s ch e r Anzeiger. 46. Stück. Plauen, Sonnabends den 14» November s. Der Tod des Marschalls Lannes ^). 3" der Nacht vom 22. zum 2z. Mai ging man in die Lobau zurück. Der Marsch war beschwer, lich, da die Zahl der Brücke» über den letzten Arm der Donau klein und ihre Beschaffenheit schlecht war. Mein erstes Feldlazareth hatte ich am Eingang eines Wäldchens eingerichtet, das am linken User war. Die Schwerblessir, ten wurden hier sogleich vperirt, die leichtern, oder deren Transport möglich war, schaffte man ins Innere der Insel, wo die andern La, zarethe waren» In einer kleinen Entfernung von diesem ge« fahrlichen Posten war es, wo der Herzog von Monlebello gefährlich verwundet wurde. Even wollte er zu Fuß vom Schlachtfelde ins kaiser, liche Quartier gehn. Eine Kugel von schwe« rem Kaliber rikochettirte in ihrem Laufe von der Erde zum erstenmal, traf das linke Knie des Marschalls in seiner ganzen Dicke, veränderte ihre Richtung, ohne etwas an Kraft zu verlie« ren, und streifte den rechten Schenkel, von dem sie nun die.Jnlegumente und einen Theil des musculuv internus, wo er am meisten hervorragt, wegnahm. Es war dicht amKnie, gelenke, das zum Glück nicht mit verletzt wur, *) Ukberseht ans Larreys IVlemoires äe clüriugie de. Der Herzog stürzte nieder und erlitt eine heftige Erschütterung im Gehirn, wie im gan zen Körper. Wie ich die Nachricht bekam, so eilte ich sogleich dahin, wo er lag und ließ ihn in mein Lazareth bringe». Er sah todtenbleich und traurig aus, die Lippen waren blaß, die Au, gen voll Thronen, die Stimme war schwach, der Puls kaum zu fühlen. Seine Besinnung schien so ganz dahin, daß er selbst nicht seine Gefahr kannte. Wie schrecklich war meine La» ge! Außer Stand, auf meine Kunst einige Hoffnung setzen zu können, durfte ich doch auch nicht den Verwundeten den Kräften der Natur allein überlassen! Wie vermocht' ich dem Ein druck zu widerstehen, den der fast rettungslose Zustand dieses großen Feldherr» auf mich mach, re, welchen er mit seiner Freundschaft beehrte, von dem er so ost in Egypten und Syrien bet andern Verwundungen Hülfe erhalten hatte! Es war der schrecklichste Augenblick meines Le bens. Ich raffte alle meine Kräfte zusammen und erbat mir den Beistand mehrerer erfahre nen Oberwundärzte. Wir untersuchten sogleich mit der größten Sorgfalt beide Wunden. Die des rechten Schenkels ward zuerst mit einem ganz einfachen Verband besorgt, da sie keine Gesahk rniUtsire.