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»6o Hängst du also an den niebern Dingen, Bist b» so dem Jrrdschen unkerthan? Magst du nie dem Staude dich entringen? Täuscht dich stet« der Sinne falscher Wahn? Hör' es und vernimm es mit Entzücken: Du bist Mensch! — ein hehres tiefes Wort.— Laß dich nie den Sinnenwahn verstricken. Nimmer ziehe dich das Niedre fort! Hör' es, Mensch! — erkenne deine Rechte I Du bist zweier Welten Unkerthan; Mensch! du bist aus göttlichem Geschlechte. Du gehörst dem Himmel ewig an. Bist du Mensch aus Staube nur geboren: Warum wähnst du, stolzer Thor, dich frei? — Jrd'scheS geht im Widerstreit verloren, Bricht die Sklavenkette nie entzwei. Und des Triebwerks allgewalt'gem Zwange, Meinst du, Ephemere, zu entgehn? Glaubst zu folgen eignem, freiem Drange, , Willst dem ew'gen Strome widerstehn? Nein! so wahr als dieser heil'ge Glaube An ein freies Daseyn nimmer trügt: Nein, derMenschward nicht erzeugt vom Staube, Wird vom Staube nur gesäugt, gewiegt. Warum schaust du auö dem Weltgetümmel, Wie der Sklav' am harten Fesselbanb, Sehnsuchtsvoll empor zum lichter» Himmel, Zst der Staub dein wahres Vaterland? Nur der Leib, des Himmelsbürgers Hülle, Zst ein Sohn des Raumes und der Zeit; Doch der Geist in sekntr Hoheit Küste Schwebt zur Sonne der Unendlichkeit. Unergriffen von des Staubes Ketttn, Mehr als Rad im Triebwerk der Natur, Wird er frei sich in die Heimath retten: Pflegerin war ihm das Jrd'sche nur. Schau empor und fühl' das linde Beben, Das so wonnig sich im Busen hebt! Za du sühlst es: nimmer reicht das Leben, Wornach sehnend deine Seele strebt. Dieses Sehnen, keinem zu vergleichen, Dieses Schmachten nach Vollkommenheit, Zst der höher» Erbschaft Bürg' und Zeichen, Zst da« Siegel der Unsterblichkeit. Gläubig hebt der kühne Geist die Flügel, Findet Licht in grauser Mitternacht, Schwingt sich auf vom feuchten Moberhügel, Hofft Erfüllung dem, wa« er gedacht. Za der Geist, der Höh'reS sich erkoren, Ai« der Wechselkreis de« Jrb'schen beut, Der ist sür das Höh're auch geboren, Reift km Lande der Vollkommenheit. Er, der in des Herzens tiefsten Gründen, Ahnend einen Himmel sich erschafft: Ja er muß den Himmel endlich finden, Wenn er sich empor vom Staube rafft. Ueberlrdisch ist dies innre Leben, Wage gläubig fest darauf zu bau'n l Wem der Glgube ward in's Herz gegeben, Der wird siegend einst Erfüllung schaun. E. H. Scpwabe.