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dm kann, denn mit dem Kopfe dagegen? Doch wohl um ihr größere Kraft entgegenjufttzen?— Wenn also das Pferd wirklich größere Kraft in seinem Zuge äußert, so liegt dies weniger in sei» nem Baue selbst, als in der früher» Entwiche» lung und größern Anstrengung derselben durch Menschenbehandlung. Eher kann ich den Vorwurf derger! ngern Schnelligkeit, der den Ochsen gemacht wird, gelten lassen; denn ein flüchtiger Blich nur aus den Bau des Pferdes, und eine Ver- gleichung besonders seiner hohen Beine mit den nieder» des Ochsen, muß aus diese unvermeid liche Verschiedenheit aufmerksam machen; aber eben so gewiß ist es auch, daß der langsame, schleichende Gang des Ochsen, wie wir ihn ge wöhnlich bemerken, nichts weniger als unver meidlicher Naturzwang, sondern zum großen Theile blose Menschenverschuldung seh. Nicht das Unvermögen des Thieres, sondern die Ver wöhnung von Jugend aus durch faule Führer und Treiber ist die Hauplursache seiner Lang samkeit. Diese Gewohnheit wird zuletzt Na tur ; wie sie es auch bei solchen Pferden wird, die lange im stäken, trägen Zuge dahinschlei chen und die zuletzt kaum durch die kräftigsten Peitschenhiebe und Spornstiche zu einem schnel len Schritte gezwungen werden können. Auch der Ochs kann munter und flüchtig seyn; das sehen wir an den jungen, unter dem Joche noch nicht faul gewöhnten Stieren; das an dem sch/ugewordenen und durchgehenden Gespanne; das bei ernsthafter und kräftiger Antreibung. Wie konnten z. B, die Franzosen 1806 hei ih- S5 rem Durchfluge auch unsere, an so etwas nie gewöhnten Ochsen in Trab setzen! Man wird einwenden, daß dies blvs Folge der Mißhand lungen war, die diese armen Thiere erleiden mußten und denen sie natürlich zu entfliehen such ten; aber es gibt Länder, wo durch blose frühe Angewöhnung der schnelle Gang Naturgang die ser geworden oder vielmehr durch Nichtverwöh nung geblieben ist. Bekanntlich halte Ameri ka, als es entdeckt wurde, kein Rindvieh, son dern die Europäer führten es ihm erst zu. Es vermehrte sich unter diesem milden Himmelsstri che und auf den fetten Weiden unglaublich schnell und stark, so daß jetzt ganze groß« Heerde» von rooo und mehr Stücken in den große», gras- reichen Ebenen wild berumirren, und von den Jägern blos um der Häme willen geschofftn wer den. Aber auch als Hausthiere zeichnen sich dort die Ochsen durch ihre größere Munterkeit und Schnelligkeit aus; denn man macht mit ih nen z. B. in Peru und Brasilien Reisen von vielen Meilen so geschwind, als wir mit unsern Pferden. Beweises genug, daß es nur am trä gen Menschen liegt, wenn die Ochsen auch trag sind. Ueberdies bedarf es ja zur Ackerbestellung keines gar zu schnellen Fuhrwerks, was Ml- mehr zum Nachtheil gereicht; aber man mache nur die Probe, gewöhne sich ein Paar junge Ochsen gleich von Anfang zu einem muntern unl> schnellen Schritte, und man wird finden, daß sie, außer den bekannten Vorcheilcn, die sie durch ihren gerade» und gleichförmigen Zug ge währen, auch in dem, was sie in einem Ta ge arbeiten, dm Pferden wenig nachstehen, j» unsre