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94 verlieren bekanntlich mit jedem Jahre, das über das achte, neunte, hinausgeht, an Werch, und rin stattlicher Gaul, der vier oder fünfjährig wohl roo Thlr. kostete, ist im zwölften Jahr oft kaum noch 20 Thlr. werth. Welche Ein, büße! Zwar gilt der alte Ochs« auch das nicht Mehr, was der junge rüstige galt; allein so groß ist denn doch der Abstand nicht, als dort. 6. Dir alten Zugochsen können end, lich auch durch Mästung gut ins Geld gesetzt werden. Ein halbes Jahr in Ruhe «nd gute Nahrung gestellt, gilt der Ochse oft mehr, als er im Ankauf kostete, und der Er, lös kann zu neuer Anschaffung von jungen Vieh gebraucht werden; aber was thut man mit dem alten Pferde ? Für wenige Thaler findet es oft keinen Käufer, und nach lang vergeblich gefreß, nem Futter, vielleicht mancherlei Kurkosten rc. fällt es am Ende oft unvermuthet, und verur, ßrcht durch seine Wegbringung noch Aufwand. 7. Die Ochsen können endlich, rich, tig behandelt, fast eben das leisten, was Pferde leisten. Dies zu beweisen, ist vorzüglich nölhig, weil damit einem Haupt, gründe, man kann sagen, dem einzigen Gegen, gründe begegnet wird, worauf die Vertheidiger der Pferde so viel Gewicht legen. Der Ochse, sagen ste, hat weder die Kraft noch die Schnelligkeit des Pferdes, und darum kann mit ihm das Feld weder so gut, noch auch, woran bei großen, ausgebreitetcn Wirthschaf, ttn oft eben so viel gelegen ist, so schnell be» stellt werden. Dieser Einwand hat allerdings viel Scheinbares für sich; aber viel Gegründe« tes ist ihm enlgegenzusctzen. Es ist wohl zuvörderst mehr bloses Dorur, theil, wenn i. an annimmt, daß der Ochse we, Niger Kraft besitze als das Pferd, und ich kann dies wenigstens blos auf die in die Augen fallende, auf Momente höchster Anstrengung fich beschränkende gelte- lassen. Denn in der Mechanik ist es erwiesen i) daß jeder Mensch oder jedes Thier nur im Verhältnisse seines Ge, Wichts oder seiner Masse ziehe; 2) daß die Stärke eines Thieres immer geringer sey, wenn es nicht im guten Verhältnisse gebaut ist. Je höher es daher auf den Beinen ist, desto weni» ger Kraft wird seine Masse haben, weil die Stützungspunkte schwach find und außer dem Verhältnisse liegen. Man denke sich zur Er, läuterung den kurzen, aber untersetzten Men« scheu und den langen fpillig aufgeschossenen; oder das niedre, aber gedrungene Pferd, und das hohe schlanke — welche haben die meiste Kraft ? Also aus dem Körperbau des Ochsen ergibt fich, daß wenn er auch kleiner ist, als das Pferd, er seiner größern Gedrungenheit und un, lersetzlen Gliederbaues wegen, nach allen me, chanischen Gesetzen, eben das leisten können müsse, was jenes leistete, um so mehr, was ja nicht zu übersehen ist, da er mit seinem ganzen Körper, mit aller Spannkraft seines rüstigen NackenS und Rückgrates zieht, indem das Joch an seine Stirn bevestigt ist, während das Pferd dies blos mit den Schultern und der Brust tbm. Aus welchem Grunde stemmt fich der Mensch, wenn er einer größern Last nicht mächtig wer« den