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V o i g t l ä v d k sH e r Anzeiger, 19. Stück. Plauen, Sonnabends den 9. May 1812. Meine Bemerkungen beim Anbaue hier nicht einheimischer Getraidearten ^). ließ mir vor z Jahren eine Sammlung ausländischer Getraivearren vom Herrn Policet- direkror Fischer aus Dünkelsbühl kommen; sie bestand aus 64 Sorten. Bald darauf machte Herr Policeidir. Fischer im Mgem. Anzeiger bekannt, daß, nach seiner gemachten Erfah rung, nicht alle Arten des von ihm versendeten Eetraides besser, als unsre hier einheimischen wären. Ich ließ mich deshalb nicht irre ma chen, und säete alle 64 Arcen aus. Meine da bei gemachten Erfahrungen sind kürzlich diese: Der Roggen aus Archangel, Norwe gen, Siberien und Montauban kommt ganz dem unsrigen gleich; der aus der Wal lach ei ist vorzüglicher, der aus Tun is aber übertrifft alle diese Arten in einem vorzüglichen Grade; die Körner sind groß, dünnhülsig und sehr viel in einer Aehre; das Stroh ist lang und stark, brauchbar zu Scroharbeiten und zum Bedachen, weniger brauchbar zum Futterals Heckerling. Den Johanniskoggen säete ich zwar im Juny, ließ ihn zweimal den Som mer über zum Futter absicheln, er wurde aber künftiges Jahr nicht wieder um Johannis reif, sondern eist mit dem andern Winterroggen, gab aber viele und vortreffliche Körner, die ich mit dem andern Winterroggen im September wie der aussäete. Unter den Winterwaizenarken sind die vor züglichsten: Der Hecken waizen aus Eng land, der22 faltig, der Waizen aus Tunis, der r6 fällig, und derWaizen aus Lorfu, der 15 fällig trug. Die Waizenarten aus Mon tauban, Landin, Sardinien, Poh len, vom schwarzen Meere und ausOdes- sa sind dem unsrigen ziemlich gleich. Die mei sten Körner, besonders von denen Arten ohne Grannen, verzehrten die Sperlinge, als pri- vilegirte Diebe, so daß ich über den Ertrag kein richtiges Resultat herausbringen konnte. Die blaue 6zeilige Wintergerste aus Ruß land gab r8 faltig, sehr volle schöne Körner. Die *) Nur mehrseitige Versuche und Erfahrungen können über einen so wichtigen Gegenstand, als die Ak- kllmatisirung fremder Getraidearten ist, zu gauz richtigen und znverläßigen Resultaten führen. Ich danke daher dem Herrn Vers, dieses Aufsatzes für diesen gehaltreichen Beitrag aufrichtig. E.