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Lr Wiege bis zum Grabe arbeiten muß. Ihn schlägt alsdann keine Veränderung des Schick sals zu Boden, so wie ihn keine übermülhig macht. Er hat immer die großen Zwecke vor Augen, warum er auf dieser Erde wandelt: stets seine Pflicht zu thun, so wie seine Einsich ten unaufhörlich zu erweitern. Die Gewalti gen dieser Erde staunt er nicht an, so wie er die Ohnmächtigen nicht beleidigt. Er schätzt jeden nach dem Maaße seines Verdienstes. Vor dem edlen Manne beugt er sich, vor dem Bösewicht aber geht er zürnend vorüber. Mit Freunden macht er sich nicht zu gemein, Feinde schätzt er nicht gering; seine Liebe grün det er auf Achtung und seine Freundschaft ist ein Bund, den nur der Tod läßt. Er schont der Schwäche, wie er der Uebermacht muthig ins Gesicht sieht, und scheuet keinen Kampf, den Ehre und Pflicht gebieten. Sonderbare Belohnungen. Ein Herr von R... dem sein Hund das Leben gerettet hatte, lud alle seine Freunde zu einem großen Gastmale ein, das er ihnen zur Freude über das Ereigniß veranstaltet hatte, wozu sie ihm Glück gewünscht hatten. Wie eine zweite Procne, setzte er seinenGästendieGliedmaßen seines Retters vor und nachdem sie gegessen Hal- «cn, hielt er folgende Anrede an sie: „ Meine Freunde, da ich nicht wußte, wie ich das treue Thier belohnen sollte, dem ich das Leben zu verdanken habe, so glaubte ich nichts beßres «Hun zu können, als daß ich Sie zu wir Mud, um ihm die Ehre zu erweisen, von denjenigen gegessen zu werden, welche an seinem Ruhme so vielen Antheil nehmen." In Konstantinopel gerieth das Haus eines griechlschen Dolmetschers in Brand. Mit Hül fe eines Ianilschare» rettete erden größten Theil seiner Schätze und Effekten. Ein Kind in der Wiege aber wurde vergessen; man konnte nicht mehr hinein, den» alles stand schon in Flam men. Der unglückliche Vater, in Verzweif lung darüber, glaubte es schon verloren, als sein großer Haushund aus dem Hause stürzte, das Kind an de» Windeln im Rachen hallend. Man drängte auf ihn zu, aber er entfloh da mit, und weit davon legte er feine kostbare Last ausder Thürschwelle eines Freundes feines Herrn nieder. Hier bewachte er es, bis die Thüre sich öffnete. Würde man wohl crrathen, welche Belohnung diesem großmülhigen Thiere zu Theil ward? Der Dolmetscher beeilte sich wirklich ihm eine zu geben; aber sie «ar eben so schreck lich, als sonderbar. Er tödtete ihn mit eige ner Hand, und verzehrte ihn mit seiner Fami lie bei einem großen Gastmahl, das er ihm zu Ehren gab, indem er sagte: „Er ist viel zu edel, als daß er eine Speise der Würmer wer de; er soll sich mit dem Blute der Menschen vermischen, die dadurch großmüthiger, gefühl voller und tugendhafter werden müssen," Unnatur. Zu Suczawa in der Bukowina hat sich ein schau-