Volltext Seite (XML)
LS — unsre Luft und Witterung gewöhnen. War dies nicht selbst der Fall mit dem Menschen, der von dem milden Asten aus sich bis in den rauhesten Norden verbreitete? Nicht eben so mit vielen unserer jetzigen Hausthiere, die ur sprünglich aus warmen Himmelsstrichen ab stammen? Nicht eben so mildem größten Theile Unsrer besten und nützlichsten Pflanzen selbst? — Es ist lächerlich und vcrräth große Unkunde in der Geschichte der uns umgebenden und von uns benutzten Naturprodukte, wenn man z. B. von unsern ein heim ischen Getraidearten spricht. Mur die Pflanzen, welche in einer Gegend wild wachsen, sind einheimische, die aber, welche der Cultur bedürfen, Fremdlinge. Wie viele also von den Erzeugnissen des Pflanzenreiches, die uns gerade die meiste Nahrung und Er quickung gewähren, möchten wir demnach wohl nur in Deutschland als ursprüngliches Eigen shum betrachten dürfen? Alle nordwärts gele genen Erdstriche sind uranfänglich dürftiges Land; der milde Süden dagegen ist die Wiege der bessern und edlcrn Erzeugnisse, die uns nach und nach durch Völkerwanderungen, Kriege, Kreuzzüge, Schiffarth und Handel erst zuge führt wurden. Unser Wein, unsre seinen Obst sorten (denn ursprünglich hatten wir nur Holz apfel und Holzbirnen, Vogelkirschen und Schle hen rc.) unsre köstlichsten Gemüße und so auch unser Getraide, sie alle sind Bereicherungen aus fernen milden Himmelsstrichen und Früchte der Cultur und des Menschenfleißes. Zum Be weis will ich hier nur einige nennen, mit deren Herkunft man aus her Geschichte näher bekannt ist. Der Weinstock ist in Assyrien zu Hauses Erst 600 Jahre nach Roms Eroauung brütete er sich in Italien aus. Die ersten Weinstöcke am Rhein wurden zu Kaiser Provus Zeiten ge pflanzt. — Die Psirschen und Aprik 0 sen stammen aus Persien, Armenien und EpiruS her und wurden erst 42 Jahre nach Christl Ge burt um Rom häufiger. — Der Zitronen- baum kam aus Medien, die Ape l sin en aus China, die welschen Nüsse aus Persien. — Die besten Aepsel und Birnen lieferte Ae gypten, Spanien, Numidien, Griechenland rc. Sextus Papmianus pflanzte die ersten Aepfel- bäume um Rom. — Die Pflaumen kamen ebenfalls aus Asien, besonders durch die Kreuz züge zu uns; zu Catos Zeiten vor Christi Ge burt waren Pflaumenbavme um Rom noch seh» selten. — Den Kirschbaum erhielten die Römer aus Cerasum, einer Stadl in Pontus, woher diese Frucht auch ihren Namen hat. Lu- cullus brachte den Kirschbaum 78 Jahre vor Christi Geburt mit nach Rom. — Der Maul beerbaum stammt aus China. — Eben so kamen von unsern Gemäßen und Küchenkräuter der Porree aus Syrien, die Kresse aus Kreta, der Blumenkohl aus Aegypten, der Kerbel aus Italien, die Dill aus Spanien und Portugal, der Fenchel von den kanari schen Inseln, der Anies und die Petersilie aus Aegypten, die Schalotten durch die Kreuzzüge aus der Stadt Askalon in Palästina, woher sie auch ihre Benennung erhalten haben, der Schnittlauch aus Sibirien, der Am pfer gus Italien, die Raute aus Aegypten, »er