Volltext Seite (XML)
Voigtländischer Anzeiger. 50. Stück. Sonnabends den 16, December 1329. Ein Mittel zur leichtern und frühem Tilgung unsrer Stadtschulden. Die kriegerischen Ereignisse der letztem Jahre haben, wie bekannt, auch unserer Stadt eine drückende Schuldenlast aufgebürdet. Als Kreis' stadt und wegen ihrer Lage an der Straße ward sie stets der Tummelplatz freundlicher und feind licher Truppen, und somit die arme Kuh, an welcher durch Requisitionen und Verpflegungs forderungen immerwährend gemolken wurde. Soll die Stadt ihren erlittenen Schaden aus sich selbst vergüten; so dürste dazu ein sehr lan ger Zeitraum erforderlich sepn, und ohne neuern Druck für das Ganze wäre die Sache nicht ein mal ausführbar. Es steht zwar zu hoffen, daß am Ende eine gerechte Ausgleichung der Kriegsschäden durch ganz Sachsen statt finden, und auf diesem Wege unser Ort etwas aus dem nachtheiligen Verhältnisse heraustreten werde; allein wer kann in dieser wandelbaren Zeit für etwas einstehen, auf etwas mit Sicherheit ver trauen? Und gesetzt, daß Sachsens politische Lage ganz und ungestört dieselbe bleibt, welche Reihe von Jahren kann vorüberschleichen, ehe dies weitläustige und schwierige Geschäft zum Ziele gebracht worden? Aber werden in dieser Geduldprüsungsperivde auch dieSladtgläuviger Geduld haben können und wollen? Werden nicht wenigstens während derselben die anlau- senden, mic Recht zu verlangenden Zinsen die Masse der Schuld selbst vergrößern? Es scheint daher wohl nölhig, die Sache werde übrigens so gut oder so übel, als sie immer wolle, daß daraus Bedacht genommen und alles aufgebolen wird, um sich die Last so schnell, als möglich, und wenigstens zum Theil von den Schultern zu wälzen. Ich habe zu diesem Ende mancherlei Vorschläge gehört; allein zum Theil scheinen sie mir nicht ausführbar, zum Theil würde ihre Ausführung nur -zur Vercheuerung der ersten Lebensbedürfnisse führen und also gerade auf den Armen und Mittelmann am schwersten drücken; oder auch die innere Kraft des gemei nen Wesens selbst auf eine für die Zukunft höchst nachtheilige Weise herabspannen. Daher schla ge ich ein Mittel vor, das den beabsichtigten Zweck nicht nur ohne allen Druck und Schaden mit befördern helfen kann, ja welches sogar in andrer sowohl politisch - ökonomischer als mora lischer Hinsicht von nicht geringem Nutzen sepn dürfte. Es ist dies die Errichtung einer Stadt- Lot-