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rr. Beilage des Votgtländischen Anzeigers. D e n »7. December r 8 o 8. Neuigkeiten. Am 2. Dec. als am Jahrestage der Krö- nungSfeier Napoleons, seines g r o ß e n A l l i i r- t e n, eröffnete Se. Maj. unser König zu War« schau die Sitzungen des dortigen Senats mit ei» ner Rede in polnischer Sprache. Nächstens soll der Landtag zusammenberufen werden. Geruch» te, die aber keinen Glauben verdienen, sprechen von unruhigen Austritten daselbst. Bis aus die Bestungen Stettin, Küstrin und Glogau ist nun der preuß. Staat von franz. Truppen geräumt; doch sind für obige z Plätze gewisse Arrondisse ments stlpuli«, welche von preuß. Truppen nicht berührt werden dürfen. Gouverneur von Berlin ist an Möllendorfs Stelle General L'Estocq geworden. Am rg. wurde die Königin in Berlin erwartet. Der Minister von Stein hat seine Dimission genommen. Den französ. Autoritäten ist,, nach dem Telegraphen, eine Art heimlicher und romanhafter Anwerbung aller jungen Leute bis zum 25. Jahr, wovon jeder sich mit Waffen selbst versorgen, dem unbekann ten Obern unbedingten Gehorsam schwören mußt« und dabei bloö seinen Anwerber kannte, auch selbst wieder einen Mann zu werben ver pflichtet war, u. f. w. entdeckt worden. Wäre die Sache Ernst; so käme sie wenigstens viel zu spät. — Der österreichische Kaiser ist aus Un garn wieder in Wien eingetroffen; Graf von Stakelbttg, der zum Gesandten nach Peters- vurg bestimmt ist, soll nicht eher dahin abgebcn, als bis russischer Seils auch ein Gesandter nach Wien ernannt worden. Ein österr. Erzherzog soll mit Aufträgen von größter Wichtigkeit an einen großen Mona»eben abgeschickt worden' seyn. — Auf Rußlands und Sachsens Ver wendung soll der ehemalige Kurfürst von Hessen- Kassel vom Kaiser Napoleon eine Entschädigung erhalten, — In Finnland ist russ. Seits der Waffenstillstand wieder aufgekündigt worden und die Feindseligkeiten haben zum Nachlheik der Schweden wieder angesangen. Der König ist von der Armee nach Stockholm zurückgckehrt, wo ein englischer Abgeordneter angekcmmen, vermuthlich um einen neuen Eubstdienlraklat abzuschließen und die friedlichen Gesinnungen des Königs wieder umzustimmen. In den am schwarzen Meere gelegenen russ. Hasen Odessa dürfen während eines gewissen Zeitraums alle, selbst bisher verboten gewesene Waaren, nur englische ausgenommen, eingesührl werden, ein Umstand, der auch Hr unsre Manusactut vielleicht vortheilhaft seyn dürste. Schon hat ein großer Theil der sranz. Truppen im Hannö verschen Canlonirungsquartiere bezogen. Ihre Bestimmung ist unbekannt, dürfte aber wahr scheinlich nicht außer aller Beziehung mit Schwe den stehen, um auf den Fall eineS strengen Win ters, der über den Gund und die Belte 8^sür- brücken baute, sogleich bei der Hand zu seyn.— Vom rauhen Norden wenden wir nun unsern Blick nach dem mildern Südwest, wo ein großes Rttck für alle Form und Regierung kämpft, aber ebenfalls dem Genie und der Macht Napoleons erliegen wird. Gewohnt, die französ. Waffen immer vorwärts fliegen zu sehen, hat es Diele befremdet, die mehr mit Wiederholungen und Er zählungen kleiner Gefechte, so wie mit aufgefan genen Briefen und Reflexionen angefüllten Bül- letins seit einiger Zeil stets nur von Burgos aus darirt zu sehen; alleine gerade der Krieg in Spa nien heischt Vorsicht und Langsamkeit, thcils der Verproviantirung der Truppen, lheils der Ent waffnung der hinter sich gelassenen Provinzen wegen, so wie der oberste Feldherr auch hier sein glückliches System des Umgehens und Im- rückennehmcns abermals geltend macht, da es überhaupt Plan scheint, sich erst der Küsten zu versichern und dadurch weitere Unterstützung vou