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Voigtländischer Anzeiger. Z4- Stück. Sonnabends den 20. August igoF. Die Anhänglichkeit an das Vaterland. Keine Nation hatGroßes bewirkt, keine hat sich um die Menschheit verdient gemacht, wel che nicht ihr Vaterland jedem andern vorzog. Die Griechen und Römer, die Englän der und Franzosen stützten sich auf die Va terlandsliebe, wenn sie Entdeckungen machten im Reiche des Wissens, wenn sie Heldcnthaten vollbrachten im Kampfe für Ehre und Unab hängigkeit. Die Vaterlandsliebe ist eine frucht bare Mutter aller Tugenden, welche Menschen und Nationen unsterblich machen; sic grebt dem Einzelnen ein Selbstvertrauen und einen Stolz, der sich gern und willig für die Pflicht aus opfert; sie nährt die Stimmung für das Erha bene und das allgemeine Beste ist das Ziel, nach dem alleH ringt, was sich in Sprache und Sitte gleicht. Der Mensch bedarf kräftiger und im mer wirksamer Triebfedern, um Unsterbliches zu thun. Wenn ihn die Ehre und die Achtung seiner Landsleute erwarten, sobald er für das Vaterland kämpft, so weicht jeder Gedanke ei ner Niederlage aus seiner Seele. Er kennt nichts als den Sieg oder den Tod; es giebt für ihn kein Mittleres, weil dieses sich nicht mit der Pflicht und der Ehre verträgt. Daher nährten alle weisen Gesetzgeber kräftig die Anhanglichke L ans Vaterland, weil aus diesem Boden glor, reiche Thalen in Menge gedeihen. Eine Na tion, die ihr Vaterland liebt, ist unvenilgbar wie ihr Boden; der Sieg kann ihr vielleicht ein, mal untreu werden, dieß dauert aber nur einen Augenblick; denn in jedes Brust sehr die Vater landsliebe alle.Springfedern in Bewegung, und es kann eher der Himmel eiustürzcn, als daß Kräfte, welche, mächtig gestärkt durch Recht und Ehre, nicht unendliche Gefahren besiegten. Edel ist der Mann, der sein Vaterland ehrt; ehrwürdig die Nation, welche für ihr Vater land alles wagt. Nur mit dieser Denkart sind beide kein Scandal der menschlichen Natur, kein Schimpf für die Vernunft. Wer leichtsinnig das Vaterländische hintansetzt, wer sich am Va terlande versündigt, der hat keinen Stützpunkt, auf dem er als Mensch stehe«, keine Hoffnung, aus welche er als Menschenfreund das fröhliche Gedeihen seiner Nation gründen kann; denn Nationen gedeihen nur, wenn sie ihre vaterlän dische Denkart, den heimischen Sinn nähren; nur in dem Boden des Vaterlandes entwickeln sich die Kräfte, welche in die menschliche Namr gelegt