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164 - daß die Regierung keinen Erwerbszweig ver« nachlässige hat. Karl Hl. liebte die Jagd leibenschafelich, und Tausende von Hirschen und Rehen verheer ten die Felder des Landmanns in der Nähe der königlichen Aufenthaltsorte»; kaum besteigt KarlIV. den Thron, so befiehlt er, diese so schädliche» Thiere zu erschießen. Nirgends fin det man fetzt dergleichen mehr, als in den kö niglichen Parks, und der Landmann segnet den Monarchen, der seine Lieblingsneigung dem all gemeinen Besten aufgeopfert hat. In allen Theilen Spaniens findet man Denkmäler der Wohlchätigkeit seiner Beherr scher. Die Gelder, welche der König Karl III. seit dem Jahre 178z gesammelt hatte, ver wandle Karl IV. zur Aufmunterung der patrio tischen Gesellschaften, deren Absicht dahin geht, die Künste, den Ackerbau und die Gewerbe zu befördern. Auf feinen Jagden unterhalt sich Karl IV. mit dem Landmanne, spricht mit ihm über den Ackerbau und nie verläßt er ihn, ohne ihm ein Geschenk zu geben u. s. w. Anekdote. Der französisch komische Schauspieler Du- gazon, nachdem er erfahren Hane, daß der einzige Elephant in der damals königlichen Me nagerie gestorben wäre, kam zu seinem College» Desessarrs, der außerordentlich dickwar,», bar ihn, er möchte mit ihm zum Minister kommen, weil er bei demselben ein Sprichwort aufführe» sollte und dazu einen verständigen Gehülsen nö thig hätte; aber ziehen Sie Trauerkleider an, sagte er; denn Sie sollen einen Erben vorstellen. Deseffarts willigte ein; beide gingen zum Mini ster, und Dugazon redete diesen folgendermas sen an: „Mein Herr! die französischen Schau spieler sind innig betrübt über den Tod des schö, nen Elephanten, der die Zierde der königlichen Menagerie gewesen ist. Ihr einziger Trost be, steht darin, daß er Sr. königlichen Majestät Gelegenheit giebt, die langen Dienste unsers Desessarts zu belohnen. Ich komme daher in ihrem Namen, Sie zu ersuchen, daß man ihm die Stelle dcsElephanten einnehmcn lasse." Von allen Seiten erfolgte ein lautes Gelächter; wülhend verließ Desessarts das Zimmer und schickte Dugazon eine Aussorderung zu. Als beitze Gegner im Hölzchen von Boulogne ange langt waren, und einander mit dem Degen in der Hand gegenüber standen, rief Dugazon aus: „Nur einen Augenblick noch, lieber Freund! Ich fühle eine Bedenklichkeit. Die Oberfläche, die Sie mir zum Schlagen darbie- r«n, ist in der That so ungeheuer groß, daß ich vor Ihnen allzuvicle Vorrheile voraus habe. Wir müssen uns auf gleiche Bedingungen schla- gen." Hierauf nahm er ein Stück Kreide aus der Tasche, machte auf Desessarrs Bauche ei nen Zirkel und sagt zu ihm: „Nun geben Sie Acht, wenn ich außerhalb dieser Linie treffe, so gilt es nicht." Es war unmöglich, noch so viel Aerger zu behalten, um sich mit einem sol chen Manne zu schlage». Beide schieden als Freunde, und Deseffarts erhielt die Pension des Elephanten.