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162 tit vermag nicht, die Hälfte davon zu kosten. Auserlesene Konfitüren, die kostbarsten Früchte und Gefrornes aller Art, lachen dem lüsternen Gaume», und Burgunder und Champagner strömen in vollen Kelchen. Eine Menge Bediente belagern den Tisch, die meisten haben zerrissene Aermel, und an dem Gerüche wird man gewahr, daß Kutscher und Reitknechte den großen Haufen dieser hungrigen Gesichter vermehren. Diese Schnapphähne passen mit gierigen Augen aus; legt man im Gespräch das Messer und die Gabel für einen Augenblick hin, so ist der Teller, mit allem, was sich darauf befindet, ohne Erbarmen fort. Doch findet man Unreinlichkeit, selbst in den größesten Pallasten, vorzüglich in den Schlaf zimmern und Kinderstuben. In den Küchen stinkt es fürchterlich, und man verliert allen Appetit, wenn man sie gese hen hat. Schmutz ist ein angebornes Eigen- thum der Polen, und hierin haben sie viel ähnliches mit den Italienern, die sie überhaupt zum Muster in ihrem häuslichen Arrangement genommen zu haben scheinen. Die Cortiles ihrer Wohnhäuser und die Straßen strotzen von Koth; dies ist eben so in den Provinzialstädten wie in Warschau der Fall. Was hat die bisherige spanische Regierung für Spanien gethan? Es giebt nicht leicht eine Regierung in Eu ropa, die seit der frairzösischen Revolution — diesem furchtbaren Spiegel für Völker und Re genten -> mcht mehr oder weniger für das Wohl ihres Volkes gethan hat. Ist nicht alles geschehen, was einsichtsvolle und patriotische Männer wünschten, so lag die Ursache davon, entweder an den sich drängenden Zeitereignissen oder an dem Volke selbst. Den aufgeklärten, der Menschheit wohlwollenden, Männern aus diesem liegt cs ob, die Negierung ihres Vater landes stets auf das aufmerksam zu machen, was noch thut und was frommt. Vieles Gute unterbleibt, weil die Edelsten im Volke schwei gen; manches zweckmäßige veraltet, weil die Wächter im Staate schlafe»; manches Unrecht wird gethan, weil man den Unwillen unter, drückt, den jeder beim Anblick des Bösen und Widerrechtlichen fühlt. Man klagt häufig die Regierungen wegen ihrer Saumseligkeit im Gu- ten, wegen ihres hartnäckigen Hängen am Al ten und wegen ihres steifen Wahnglaubens an, daß das, was sonst zweckmäßig gewesen, es auch immer seyn werde; aber noch weit öfterer sollte man diejenigen anklWen, welche sich das Studium der Menschen und Völker, ihrer Ver fassungen und Anstalten zu ihrem eigensten Ge schäfte machen, daß sie nicht männlich sprechen, wo warnen und rachen Noth chut, daß sie nicht die Vernunft und die Geschichte als die furcht baren Warner vor jedem Unrechte aufstellen. Männer, die Spanien in neueren Zeiten ohne Haß und ohne Vorliebe besucht, und sei nen Zustand mit Ruhe und Scharfsicht erforscht haben, gestehen zu, daß die Negierung seit zehn und mehr Jahren Vieles gethan hat, was den Wohlstand und die Aufklärung, die Kultur des Bodens und das Studium der Wissenschaften beför-