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Spaniens unterscheiden sich durch auffallen de Eigenthümlichkeiten in Sitte und Denkart von einander, welche theils in dem Boden und dem Himmelsstriche, theils in der früher» Ge schichte ihren Grund haben. Die Catalo- nier besitzen die meiste Industrie; unter allen Spaniern sind sie die chäligsten und arbeit samsten. Auch sehen sie sich noch immer als ein besonderes Volk an, und sind nicht selten zum Aufruhr geneigt. Mehr als einmal hat Caca- lonien die Absicht gehabt, sich zu einer Republik zu machen. Seit Jahrhunderten ist eS die Wiege der Künste und Handwerker in Spa nien gewesen. Seine Einwohner sind übrigens roh, grob, eifersüchtig und eigennützig, aber freimülhig und treu in der Freundschaft. Die Einwohner von V a l e n c i a sind pfiffig, falsch und höflicher, dabei aber solche Tagedie be, daß sie ihre meiste Zeit mit Gauckeleien zu bringen. Alle Luftspringer, Seiltänzer und Marktschreier in Spanien kommen aus der Provinz Balencia. Die Andalusier haben nicht so viel Ei- Senthümliches als die Bewohner anderer Pro vinzen. In Ansehung der Laune, der Lebhaf tigkeit und der Aufschneiderei gleichen sie den Easko niern; man erkennt sie sogleich unter hundert andern Spaniern. Die Hyperbel ist ihre Lieblingsfignr. Alles verschönern und über treiben sie, und bieten jedem ihre Dienste und ihr Vermögen eben so schnell an, als sie dies wieder gereuet. Sie sind Großsprecher, Fau lenzer, dabei aufgeräumt, spashaft, halten auf ihre alten Sitten, sind gewandt, gut gebauet. lieben den Tanz, das Vergnügen und die Titel, und sind große Liebhaber von Frauenzimmern. DieCastilianer sind stolz, in ihrem Aeu- ßern ernst; sie sprechen wenig, und scheinen be ständig in tiefen Betrachtungen versunken zu seyn. Ihre Höflichkeit ist kalt, aber doch ohne Affeklalion; sie sind mißtrauisch, und werden bloß Freunde derer, welche sie lange studirl ha ben. Sie besitzen Geistesstärke, Genie, eine gesunde Urcheilskrast und vielen Verstand. Die Biscaper verachten die Andalu sier, als Leute, die unmittelbar von den Mau ren abstammen. Die Asturier sind treu, von eingeschränktem Verstände und sehr pünktlich im Dienste. Aus Asturien kommen fast alle Bediente. Die Gallicier sind fleißig, sie verlassen ihr Vaterland und verrichten in den übrigen Provinzen Spaniens die härtesten Arbeite». Was hat aber die spanische Regierung neu erlich gechan, um die Spanier aufgeklärt zu machen und den Wohlstand des Landes zu erhö hen? Die Regierung hat die barbarischen Stiergefechte abgeschafft, an welchen die spani sche Nation mit einer Art von Wahnsinn hieng; sie hat einen Theil der geistlichen Güter ver kauft, und ihre Schätze in Umlauf gebracht. Die hohen Würden, selbst die der Kirche, sind keine Schutzwehr mehr gegen eine gerechte Strenge; die Heuchelei hat man selbst auf dem Bischofsstuhle entlarvt und bestraft. Man ver nachlässigt nichts, was Kultur und Aufklärung befördert, was die Schätze, welche das Land enthält, kennen lehrt, Nützliche Werke, die in