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»6 -— Der Umgang mit der Welt hat auf die Her/ zen die nämliche Wirkung, die das Begreifen auf die Münze hat. Es macht glätter, und verwischt das Gepräge. Hütet euch vor dem Manne, der immer in Superlativen spricht, wenn von euch und eu- ren guten Eigenschaften die Rede ist. Gewöhn, lich steht es bei ihm um den Positiv in der lin ken Brust nicht zum Besten aus. Die Hyper- del ist eine gehaltlose Figur. Je ausgedehn ter die Seifenblase ist, desto bunter und schöner glänze sie; aber auch desto dünner und nichti ger ist ihre Schale, desto mehr Wind steckt dar, in, und desto eher zerplatzt sie. Das, Leven mancher Menschen kann, ohne ihre Schuld, durch eine bija,». Verkettung von Umständen zu einer so ungeheuer» Disso- nanz werden, daß selbst die größten moralischen Tonkünstler sie auszulösen nicht im Stande seyn würden. Für solche Menschen ist es Wohl- that, wenn die große Muse bald eintritt, die allen Dissonanzen, wie asten Euphonien, ein Ende macht. Jeder Mensch trägt einen geistigen Janus- kopf mil zwey Gesichtern. Mit dem einen blickt er in die Zukunft, mit dem andern zurück in die Vergangenheit. Was bleibt ihm also für die Gegenwart? Gemeindlich kein Gesicht: et ist.blind dafür, und folgt dem Gefühl. Der schwache Mensch sagt: „Ich wist, weil ich soll!" — Daher sieht die Schwäche so ost der Güte ähnlich. Der Starke spricht: „Ich werde, weil ich will!" — Daher wird die Stärke so ost furchtbar und scheint Bosheit. — Der große Mensch erklärt: „Ich will, weil es gut ist, und weil ich will, soll es!" Daher gehorcht man ihm, wenn auch oft mit heimlichen Murren. Die mechanische Kunst, reich zu wer den, zählt brave Künstler in Menge; aber die schöne, freie Kunst, reich zu seyn, nennt größtenthcils nur Stümper in ihren Annalen.