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schon lange krank darniederliegende alte Mutter des Besitzers noch gerettet. In einem andern Hause war die Mutter im Begriff mit drei Kindern zu Bett zu gehn; in einem andern Zimmer wohnte ein Schüler, bei dem eine alte Frau war, die einen Brief von ihm schreiben ließ. Alle kamen um, bis aus die Hausfrau. Diese stürzte in den Keller her ab und kam so zwischen zwei im Fallen ange- lehnte Balken zu liegen, daß sie nicht erschla gen wurde. Sie sah durch eine Lücke das Feuer, und arbeitete sich hervor, mit der Sorge, wie sie nun aus dem zweiten Stock, wo ste zu sepn glaubte, aus die Straße kommen werde. Al lein imFortkriechcn kam ste an ein todtes Pferd, und wurde gewahr, daß sie schon im Freien sey. Sie raffte sich auf, und cs fanden sich sogleich Menschen, die ihr, da das Hemd bis auf einen Fetzen vom Leibe gebrannt war, einen Mantel umwarfen und sie in ein Haus aus dem Markle führten. Hier traf ste grade aus ihren nach Hause eilenden Mann, und rief ihm zu, ihre Kinder zu retten. Er fliegt dahin, und steht, daß es unmöglich sey. Da sagt er: „nun, da mir Gott Alles nimmt, will ich noch für meine Mitbürger chun, was ich vermag." Go eilte er an seinen Posten als Spritzenmei ster, wo er die ganze Schreckens,«acht hindurch unermüdlich arbeitet und nicht wenig zur Dam pfung des Feuers beiträgt. Der Name dieses von echtem Heldenmuth beseelten Bürgers ver- dient gewiß der Nachwelt aufbehalten zu wer ten: es ist der Glasermeister Helmert, ein Mann, der wegen seiner Rechtlichkeit von seinen r6z Mitbürgern hochgeachtet wird, und sich, als Spritzenmeister, bei jeder Gelegenheit besonders ausgezeichnet hat. Ein alter, schwacher Greis hat die löbliche Hausvater-Sitte, jeden Abend seine Hauslhür selbst zu verschließen. Er. hat eben den Riegel zugeschoben, und dreht sich um, als der Aus flug des Pulverwagcns geschieht und das ganze schwere Wagenthor über ihn herstükjt. In dem selben Augenblick fällt aber von der Decke der Hausflur ein dicker Querbalken nieder, aus dem das Oberthcil des Thors zu liegen kommt, so daß der Mann hohl liegt und nur einige Quer, schlingen erleidet. Ein junges, vor einem Monat getrautes, Ehepaar saß nach dem Abendessen auf dem Ka napee, als der fürchterliche Schlag geschieht und der Boden unter ihm weicht, die Decke von oben hereinbricht. Er faßt die geliebte Gattin beim Arm: „o Gott, was ist das! wir sind verloren!" Und in demselben Nu stürzen sie mit und unter den Trümmern nieder auf die Straße, winden sich hindurch und richten sich vor der Thür des gegenüber stehenden Hauses wieder auf, dessen Bewohner eben erst mit blu tigen Köpfen die Treppe herunter kommen, da das Dach über ihnen ei,«gestürzt war. Beide hatten, obgleich die junge Frau von schr zartem Körperbau ist, nur leichte Kontusionen und Ver wundungen durch Splitter erhalten, und wa ren so glücklich die Wohnung der Mutter des Mannes, die auf dem Markte ist, ohne weitere Beschädigung zu erreichen. Hier stand dieLeiche dcs Tags zuvor verstorbenen Vaters aus der Bahre,