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Zo. Berlage des Boigtlündlschen Anzeigers. Den 28. July r 8 l 0. Geschichte des Tags. Am 6. d. traf die Kaiserin von Oestreich zu einem Besuche in Pillnitz ein und reiste am ro. nach Töplitz wieder zurück. Auch der König von Holland ist in der Nacht vom n. zum 12. durch Dresden, vermuthlich nach Töplitz oder Karlsbad gegangen. Die Königin von Preußen ist am 25. Juny zu Strelitz an einem Brustfie- der und aufgegangenem Brustgeschwüre gestor- den. Der Prinz Wilhelm von Preußen ist, von Paris kommend, durch Frankfurt nach Ham burg gereist; in Schweden soll es unter den vielen Parteien über die künftige Thronfolge auch eine geben, die ihn zum Thronfolger wünscht. In Hildburghausen ist ein vorgeb, sicher französischer Graf, durch französ. Gens, d'armes verfolgt, arretirt und nach Frankreich zurückgeschaffl worden. In Wien ist nun die Commission wegen der Banknoten völlig in Thä, tigkeit getreten; dieser sonst als Geheimniß be« handelte Gegenstand soll künftig mit voller Pu« blicität und öffentlicher Rechenschaftablegung betrieben werden, damit die Nation den jedes maligen Bestand des Papiergeldes genau kenne und so das Vertrauen zu diesem Stellvertreter der klingenden Münze wieder erhöht werde. Oestreichischer Geits soll gegen das russische Ma nifest, die Einverleibung der Moldau und Wal lachei betreffend, protestirr worden seyn. An der Gränze des neuorganistrten Antheils von Polen sammlet sich eine russische Armee. Da gegen wird gegen die türkische Gränze, wie es Heist, wegen einer in jenen Gegenden herrschen den gefährlichen Seuche, ein östreichischerTrup, pencordon gezogen. Den Deputirlen der illy- rischen Provinzen soll der franz. Kaiser die denk würdige Aeußerung gelhan haben: daß diese Provinzen einer großen Bestimmung etttgegen- gingen. — Durch ein Dekret Napoleons aus Rambouillet vom 9. July ist Holland mit dem französischen Reiche vereinigt und Amsterdam für die dritte Stadt des Reichs erklärt. — In Paris sind seitdem noch mehrere Damen an de« «in, vei jenem unglücklichen Brande erhaltenen Beschädigungen gestorben. Merkwürdig ist noch dies, daß während jenes Brandes zugleich an mehrern andern Orten der Hauptstadt Feuer ausbrach. Seit einiger Zeit wurden zu Paris aste Abreisende genau untersucht, und die Po« licei schien die Spur einer verdächtigen Person zu verfolgen. Die Truppenmärsche nach der Nordküste dauern fort und selbst mehrere nach Spanien bestimmte Cavasterieregimenter haben dorthin zu marschircn Ordre erhalten. — Aus Spanien noch immer keine Nachrichten von wichtigen Ereignissen. Zwischen den Englan« dern und Franzosen fallen blos Vorpostengesech« te vor und erstere sehen ganz in der Nahe ruhig zu, wie Ciudad Rodrigo von letztern belagert wird. In England selbst soll man fürchten, daß die Armee endlich noch Portugal werde räumen müssen, und doch ist erst neuerlich noch einTheil der Garden dahin geschickt worden. Cadix soll neuerlich wieder ansehnliche Verstärkungen er halten haben; alle aus Südamerika kommende Gelder und Waaren sollen aber künftig nach den kanarischen Inseln gebracht werden, welches an zudeuten scheint, als ob man sich doch nicht ganz gesichert halte. Durch eine Subscriplion soll in den spanischen südamerikanischen Provinzen eine Summe von 20 Mill, zur Unterstützung des Mutterlandes zusammengebracht worden seyn. Nicht nur in Madrid, sondern auch an mehrern andern Orlen durch ganz Spanien werden Ve« stungen und Waffenplatze angelegt oder wieder hergestellt. — Daß, wie wir auch ehedem muthmaßlich audeutcten, der Sieg der Russen übet die Türken bei weitem nicht so wichtig ge wesen, als gemeldet wurde, hat sich bestätigt; denn als die Hauplarmeen auf einander stießen, war die türkische, besonders durch Hülfe des Ibrahim Pascha, (eines Sohns des bekannten Ali Pascha von Janiva), der mit 4000 Reitern dem bedrängten Großvezier zu Hülfe kam und den Russen in Flanke und Rücken fiel, die lie gende, und nach einem fürchterlichen Blutbade, mußte fich die ruff. Infanterie mit dem Bajo nette durchschlagen, und die russische Armee soll nicht nur ihre ganze Artillerie und Bagage, son«