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seh» virle, die mir aufstießen, für ihre Pfeife auch viel — viel zu viel bezahlten. Sah ich jemand ängstlich um die Gunst des Hofes buhlen, seine kostbare Zeit in den Vor« zimmern verschwenden, und dabei seine Ruhe, seine Freiheit, oft auch seine Tugend und seinen Frieden opfern, um zu seinem eiteln Ziele zu gelangen, so sagte ich zu mir selbst: der Mensch gibt zu viel fü r seine Pfeife. Sah ich einen Schriftsteller nach einem un- sterblichen Namen jagen, und über seine Schrift stellerei sich selbst, seine Frau, seine Kinder, fein ganzes häusliches Glück vernachlässigen, so sprach es laut in mir: ach, der zahlt wahr lich auch zu vielfürseinePfeife. Lernte ich Knauser kennen, welche jeden Ge nuß und jede Bequemlichkeit des Lebens ent behrten, und den Freuden des Wohlthuns, der Achtung ihrer Mitbürger, und den Entzückun gen des gesellschaftlichen und freundschaftlichen Umganges entsagten, um nur Schätze zu häu fen, so sagte mein Herz: Armer Mann, du kaufst die Pfeife viel zu theuer. Stieß mir ein Wollüstling aus, der jede Ausbildung seines Verstandes und Herzens, je den edeln Genuß des Geistes von sich stieß, um ganz sinnlich zu leben, und dabei sein Vermö gen und seine Gesundheit vergeudete, so ries ich mit Schmerzen aus: Irrender, du samm lest dir DornenstattRosen, und kaufst diePfeifeviel — viel zutheuer. Traf ich einen eiteln Narren, der sich in feine schönen Kleider, in seine prunkende Woh nung, seinen kostbaren Hausrath, und seinen theuren Postzug verliebt hatte, und indem er mehr darauf verwandte, als sein Vermögen ihm erlaubte, sich in Schulden stürzte, die sein Alter mit Sorge und Armuth bedrohen, so sprach ich in meinem Herzen: ArmerThor, du zahlst viel zu viel für deine Pfeife. Wenn ich ein junges, schönes, blühendes Mädchen sah, die einen alten, häßlichen, rei chen Wollüstling heirathete, um mit Anstand und Glanz in der Welt zu leben, Schadeum dich, ries ich aus, du bezahlst die Pfeife viel zu theuer. Kurz ich überzeugte mich, daß ein großer Theil des menschlichen Elends daher entstehe, daß man die Dinge unrichtig würdigt, und im mer zu viel für seine Pfeife bezahlt. Feine Distinktion. Das Kapitel des französichen Gesetzbuchs über die Ehescheidung durch gegenseitige Einwil ligung verdankt eigentlich dem Kaiser selbst sei nen Ursprung. — Doch gab er auf des Staals- rachs Emmry Erinnerung: daß die Unverträg lichkeit wechselseitig anerkannt werden müsse, schnell nach, und verfocht sich gegen den gan zen Staatsrath durch die zarte Bemerkung: daß die beiderseitige Einwilligung nicht die Ur sache der Trennung sep, sondern nur ein Zei chen von der Nothwendigkeit derselben, deren Veranlassung aber, als ein Geheimniß des in- nern Hauswesens, der Richter nicht, entschei- den dürfe.