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74 den, und somit auch für die Gesellschaft nicht ganz untauglich, und sein Verhälmiß ist von der Art, daß es ihm einigen Lebensgenuß ver stärket. Wenn aber das Kind schon in der Wie ge durch die Krankheit, die ich jetzt schildern werde, seiner Augen beraubt wird, so steht man <s in ein Geschöpf umgewandelt, das zwar sein Unglück weniger kennt und fühlt, dessen fast ganz unnütze Existenz aber den jammernden Aeltern, seinen Verwandten und dem Staare doppelt zur Last fällt. Und doch steht man bei den Säuglingen am öftersten Vernachlässigung Und schlechte Behandlung. Bekommt der Er wachsene eine Augenkrankheit, bemerkt er Stö- »ung des Sehvermögens, so treibt ihn schon Aurcht und Angst zur Aufsuchung der nölhigen Hülfe. Aber das Kind, welches weder andeu- len kann, daß es nicht mehr steht, noch bei wel- Aem es die der Sache weniger kundigen Aeliern Lehen sonnen, ob das Auge schon erblindet sei »der nicht, — ist auch dieses glücklicheren Um- Handes beraubt, wird daher auch weit eher vernachlässigt, und man wähnt weder Gefahr «och Blindheit, wo bereits beides vorhanden. Kinderkrankheiten sind ferner an sich schon mehr der Pfuscherei ausgesetzt, werden am meisten von Wehmüttern und Basen in Beschlag genom men, und also auch auf diese Art die Zerstö rung manches Auges herbeigesührt, welches außerdem noch rettungsfähig würde gewesen sepn. Doch ich kehre zu der Schilderung der er« wähnten Augenemzündung der Neugebvhrnen «turück. Sie befällt am öftersten die Kinder in den ersten Tagen und Wochen des Lebens, doch auch bisweilen in den späteren Monaten, selbst bis über das erste Jahr hinaus. Ihr Anblick ist so charakteristisch, daß sie nicht leicht zu ver kennen seyn wird. Die Augenlieder sangen an aus ihrer äußeren Fläche sich zu röchen, wäh rend die innere, nach dem Augapfel zugckehrte Seile derselben anschwillt, dadurch eine mehr oder minder bedeutende Geschwulst der ganzen Augenfläche erzeugt, und die Ocffnung des Au ges gänzlich verhindert. Bald sondert sich eine Menge eilerarliger Schleim ab, welcher sich zwischen der Spalte der Augenlieder hervor drängt, und in gefährlichen Fällen in solcher Menge hervorquillt, daß ost die ganze Wange unter.dem leidenden Auge damit überdeckt wird. Schreitet unter diesen Umständen diese Krank heit weiter, ist das Kind durch einen eigenen Schwächegrad und durch einen schlecht genähr ten Körper besonders dazu geeignet, so geht die Entzündung von den Augenlisdern zu dem Aug apfel selbst über, erzeugt Geschwulst der äuße ren Haut desselben, und in kurzer Zeil ist die Vorderfläche des Auges mit Eitergeschwüren bedeckt, die dieselbe in wenigen Stunden oder Tagen durchbohren, und durch die entstandene Oeffnung die Linse samt den Feuchtigkeiten des Auges ausfließen lassen. Ist die Krankheit bis dahin gelangt, so zeigt sich alle Rettung verge bens, und, sobald beide Augen zugleich in die sem Grade ergriffen sind, ist das Kind des Lich tes der Augen auf ewig beraubt. Der Aug apfel schrumpft dann zusammen, und verschwin det oft nach einiger Zeit gänzlich. Selten