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V o i g t län d i s ch e r Anzeiger. i8. Stück. Plaum, Sonnabends den 5, Mai rZis. Ueber die Gefahr des Erblindens der Kinder. Aus den Gegenden des Obererzgebirges und aus dem Voigtlande wurden seit einiger Zeit mehrere unheilbar erblindete Kinder zu mir ge« bracht, die ich sogleich wieder zurückschicken mußte, weil die helfende Kunst nicht das ge, ringste zu Beseitigung ihrer Blindheit zu leisten vermochte. Zur Warnung des nichtärztlichen Publikums in diesen Gegenden, und um ähn liche Beispiele fürdie Zukunft zu verhüten, will ich vorletzt dasselbe auf eine Augenkrankheit, deren Verlauf und deren schädliche Behand lung aufmerksam machen, durch deren Folgen jene Unglücklichen ihres Gesichtes beraubt wor- den waren. Es ist dieses die von den Aerzten sobenannte Augenentzündung der Neu« gebohrnen, die ost schon in den ersten Tagen die Augen des Säuglinges zerstört. Unter der verhältnißmäßig großen Zahl un heilbarer Blinden, die wir in unseren Gegenden erblicken, verloren die meisten durch vernach lässigte und schlecht behandelte Augenenlzün- dungen ihre Sehkraft, weil man diese Klasse von Uebeln fast durchgehends weniger zweck mäßig behandelt. Nicht nur die gemeinere Klas« se der Augenärzte, oder die sogenannten Staar stecher lassen manches Auge durch eine unge schickte Heilart zu Grunde gehen, sondern auch viele übrigens geschickte Aerzce, die aber mit dem Auge weniger vertraut sind, wissen mit den Augenemzündungen, die ihnen doch unter den Augenkrankheiten am häufigsten zur Behand lung sich darbieten, weniger gut umzugehen. Ein Umstand, der den letzteren um so weniger zum Vorwurf gereichen kann, da die Lehre von den Angenentzündungen in den medizinische» Büchern und Vorlesungen höchst dürftig abge- handelt wird, und besonders die genauere Un terscheidung der vielfachen Gattungen dieser Ue bel, die doch zu ihrer richtigen Behandlung ganz unumgänglich nochig ist, den Aerzten fast ganz unbekannt sepn muß, denen nicht der Unterricht der neueren Wiener Schule zu Theil ward. — Wenn ein Erwachsener auf diesem Wege er blindet, so geschieht dieses gewöhnlich in den spälern Jahren des Lebens, oder doch nach zum Theil wenigstens vollendeter Erziehung. Der Blinde hat um diese Zeit schon einige Ideen eingesammelt, kennt das Licht und die Gegen stände des Tages, ist bildungsfähiger gewor den.