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V o i g t län d i sch e r Anzeiger. .—. k > 15. Stück. Sonnabends den 14. April igro. Hannibal. Eine historische Skizze*) >e Zeit, in welcher Hannibal seine kriegeri sche Nolle spielte, hat auffallende Ähnlichkeit mit der unsrigen. Wir erblicken dabei einen Staat, der sich theils schon außerordentlich ver größert hatte, theils immer mehr mit seinen gewaltigen Polypenarmen nach Vergrößerung um sich her griff, den römischen in Italien, unddannden karthagischen, eine» wichtigen Handelsstaat aus der afrikanischen Nordküste, der durch seine Seeherrschaft und Handelsbe triebsamkeit sich nicht nur unermeßliche Reich thümer erworben, sondern auch viele Länder unterworfen hatte. Nicht ohne Neid blickten die Römer auf Karthagos Größe und Seemacht, und lange schien man schon darüber verlegen ge wesen zu seyii, keinen Vorwand zum Kriege mit demselben finden zu können; denn wenngleich die Römer damals noch ein sehr ungebildetes Volk waren; so hatte ihnen die Natur doch so viel Nechtsgcfühl verliehen, daß man den Nach bar wenigstens nicht ohne scheinbare Ursache be fehden dürfe, und dergleichen finden sich viel leicht unter gebildeten Nationen eher, als unter rohen. Auch den Römern wurde endlich ihr Wunsch erfüllt. Sin Haufe Miechsoldaten aus Campanien, Manier tiner (d. h. Unüber windliche), genannt, waren von dem Tyran nen in Syrakus des Dienstes entlassen worden. Sie wandten sich hierauf nach Messana (jetzt Messina auf der Insel Sicilien) tödelen die Männer, heyrachetcn die Weiber und trium- phirten in ihrer neuen Republik. Doch trieb sie der König Hiero von Syrakus so in die Enge, *) Von Zeit zu Zeit werde ich in diesem Blatte dergleichen kurze historische Aufsätze über merlwürdige Menschen uud Ereignisse der altern und neuern Geschichte liefern, die für Jeden, der mehr als blose Icitverkürzung oder Lachkitzel sucht, äußerst interessant und zugleich belehrend und einflußreich sind; denn nicht leicht gibt es eine Wissenschaft, die mehr geschickt ist, dem Verstände und Herzen ihre qe- hdrige Richtung zu geben, als die Geschichte, diese wohlfeilste der Erfahrungen, die nur auf fremde Kosten errungen wird. Daß ich gerade mit einem berühmten Heerführer den Anfang mache, mag die Stimmung einer Zeit entschuldigen, in welcher über nichts mehr, als über glänzende Thate» des Krie gers, Wunder geschrieen, und Große fast einzig noch im glücklichen Helden gesucht und angestaunt wird. Jahre des Friedens werden hoffentlich auch diese Verirrung wieder beseitige», d. R.