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301, 30. December. Nichtamtlicher Theil. 5249 geht von ihnen mehr Rath als That aus, vor lauter Allseitigkeit, Gründlichkeit und Wohlerwogenheit kommt es häufig nicht zu prak tischer Inangriffnahme; es ist das der Vorzug und der Nachthcil, die Stärke und die Schwäche aller Conferenzen. Darum muß in praxi meist von Einzelnen angcfangen werden. Und es muß auch irgendwo angefaugeu werden. Nur nicht zu viel auf einmal. Soll aber irgendwo angefangen werden, so, meinen wir, ist diese Leipziger Frage die dringendste, denn hier ist der Druck am stärksten, sind die Klagen am lautesten. Unsere Rabatteinschränkuugen halten sich, wie wir glauben, innerhalb des ins Auge gefaßten Zwecks, nämlich Gleichstellung der Concurrcnzbedinguugcn; nichts liegt uns ferner, als darüber hinaus zugehen. Daß man unsere Rabatteinschränkungen vielfach durch fingirte Verlangzettel zu unigehen suchen wird, verhehlen wir uns nicht. Wir werden dem nach Kräften zu begegnen suchen, ohne uns zu grämen, wenn das nicht überall gelingt; solche Künste halten doch auf die Dauer nicht vor. Daß viele Collegen unsere Ansicht in dieser Frage theilen, wissen wir; ob sie sich entschließen mögen, dies auch zu bethä- tigen, sei es in der von uns vorgeschlagenen Weise oder unter andern ihnen besser scheinenden Modalitäten, müssen wir abwarten. Bielefeld, 21. December 1878. Velhagen L Klasing. Abschaffung der Neujahrs-Gratulationen zu Gunsten des Untrrstützungsvcrcins. In verschiedenen größeren Städten, als Wien, München, Stuttgart rc., gibt die Stadt jetzt Karten an Solche aus, welche sich den lästigen, überflüssigen und längst nicht mehr zeitgemäßen Neu jahrs-Gratulationen entziehen wollen. Eine derartige Karte kostet ca. 1 Mark, das Verzeichniß der Inhaber wird in öffentlichen Blättern bekannt gemacht und die eingegangenen Gelder werden zur Armen-Unterstützung verwendet. Wer eine solche Karte gelöst hat — so ist gesellschaftliches Ueber- einkommen —, ist vom Besuch-Machen und Empfangen entbunden. Uns scheint das eine ganz vortreffliche Einrichtung. Jeder vorurtheilsfreie Mensch wird gern am 1. Januar 1 Mark an die Armencasse zahlen, wenn er nicht in Gala-Costüm eine Stunde oder länger in der Stadt herumzulaufen braucht und überall dieselben Phrasen hersagen und anhören muß. Gegenwärtig ist er aber noch gezwungen, sich der gesellschaftlichen Unsitte zu fügen, wenn er nicht als unhöflich gelten will. Wie wäre es nun, wenn man, dem Beispiele der genannten Städte folgend, auch im Buchhandel eine derartige Einrichtung treffen würde — und zwar zu Gunsten des Unterstützungs vereins? Der Vorstand des Unterstützungsvereins würde an die Herren Prinzipale Karten (L 1 Mark wollen wir einmal sagen) ausgeben; die Herren Chefs, welche eine derartige Karte gelöst haben, heften sie rechtzeitig im Geschästslocal an, — das Geschäftspersonal bleibt am Neujahrsmorgen ruhig zu Haus und die Herren Chefs haben daheim ihre Ruhe. Käme es indessen noch dahin, daß eine große Anzahl von Chefs im Börsenblatt erklären würde (es ließe sich gewiß ein Namens- verzeichniß von einigen Hundert leicht zusammenbringen), man sei im Interesse des Unterstützungsvereins ganz damit einverstanden, wenn auch an Gehilfen Karten von 1 Mark oder nur 50 Pf. zur Befreiung von Neujahrsbesuchen abgegeben würden: wir sind über zeugt, der Unterstützungsverein hätte jedes Jahr 600—1000 Mark Einnahme nur für Erlösungskarten. Einer guten Sache — dem Unterstützungsverein — wäre gedient, eine überflüssige, zopfige und lästige beseitigt. Möge dieser Vorschlag gütige Berücksichtigung von Seite des Vorstandes desUnterstützuugsvereins finden! — er wird Hunderten aus dem Herzen gesprochen sein. 2. Miscellen. Aus Stuttgart. — Die Firma Gebrüder Kröner dahier hat, wie wir aus guter Quelle erfahren, die hiesigen technischen Etablissements der I. G. Cotta'schen Buchhandlung, also die Buchdruckerei, Schriftgießerei, Stereotypie, vom 1. Januar ab auf zehn Jahre pachtweise übernommen und wird künftig den Druck der Cotta'schen Buchhandlung besorgen. Ihr eigenes Geschäft führen Gebrüder Kröner dabei fort, siedeln es aber in das Cotta'sche An wesen in der Verl. Hauptstätterstraße, welches neben den 14 Cotta' schen noch Raum für die 13 Kröner'schen Schnellpressen enthält, über. Das Cotta'sche Verlagsgeschäft wird unverändert fortgeführt und in der nächsten Zeit voraussichtlich eine sehr umfassende Thätig« keit entfalten. (Staatsanzeiger für Württemberg.) Die in Deutschland erscheinenden Modenzeitungen haben zum Theil eine so maßgebende Stellung gewonnen — in Uebersetzungen auch für das ganze Ausland, Frankreich nicht aus geschlossen — und finden zum Theil eine so außerordentliche Ver breitung, daß eine Ucbersicht über dieselben nicht uninteressant sein dürfte. Wir geben hier letztere nach dem Jahr des Entstehens: Allgemeine Modenzeitung. Leipzig. 1798. Auflage 1800. Victoria. Berlin. 1850. Auflage 18,000. Der Bazar. Berlin. 1855. Auflage 80,000. Die Modenwelt. Berlin. 1865. Auflage 245,000. Haus und Welt. Berlin. 1871. Auflage 800. Neueste Moden. Leipzig. 1872. Auflage 5000. Jllustrirte Modenzeitung. Berlin. 1873. Auflage 3200. Cornelia. Wien. 1874. Auflage 9000. Jllustrirte Frauen-Zeitung. Ausgabe der „Modenwelt" mit Unter haltungsblatt. Berlin. 1874. Auflage 35,000. Sämmtliche neun Zeitschriften erscheinen demnach in einer Ge- sammtauflage von 397,800. Dazu entlehnen die verbreitetsten Modenzeitungen des Auslandes ihren Inhalt hauptsächlich der „Modenwelt" und dem „Bazar". So erscheint beispielsweise seit nun schon über dreizehn Jahren die englische Ausgabe der „Moden welt" in London (Ibs Z-OUNA Lackiss ckoarnal) in einer immer höheren, sonst von keinem anderen englischen illustrirten Blatte er reichten Auflage, jetzt 186,000; die französische Ausgabe des „Bazar" (4iU Nocks illustrss) zählt, au Verbreitung (in etwa 40,000 Exem plaren) alle derartigen eigentlichen Pariser Unternehmungen über ragend, bereits ihren neunzehnten Jahrgang ; von der „Modenwelt" wiederum bestehen sogar vier französische Ausgaben, eine Brüsseler (Ua Laison), drei Pariser (Ua Nocks suivsrsslls, lliS8 Nockes pari- sienues, Ua Loilstts äs Laris), die sämmtlich Wörtlich mit dem deutschen Original übereinstimmen. Weitere Ausgaben dieses Blattes erscheinen im Haag, in Kopenhagen, Stockholm, Mailand, Madrid, St. Petersburg, Warschau, Prag, Pest, Philadelphia und Rio Janeiro; im Ganzen also findet dasselbe in dreizehn Sprachen Verbreitung. Darnach bedürfen unsere deutschen Modenzeitungen des Schutzzolles nicht; man darf ihre Stellung geradezu als eine weltbeherrschende bezeichnen. *** In der IV. Vogel-Ausstellung der „Aegintha" zu Berlin im November d. I. wurden den im Verlage von Theodor Fischer in Cassel erschienenen und daselbst ausgestellten Abbildungen zu vr. Reichenow's „Vogelbilder der fernen Zonen. 1. Theil: Die Papa geien" und zu v. Riesenthal's „Raubvögel" der erste Preis zu erkannt.