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Stück näher gekommen. Die tributpflichtigen Staaten Rumänien, Serbien und Montenegro erhielten die volle Selbstständigkeit; aus dem im Norden des Balkans liegenden Bulgarien wurde ein neuer selbstständiger Staat gebildet, den ein aus einheimischer Adelsfamilie zu wählender Fürst nach constitutionellen Grundsätzen regieren soll. Aus dem südlich vom Balkan gelegenen östlichen Theile (Ost-Rumelien) wird eine autonome (sich selbst verwaltende), aber dem Sultan tributpflichtige Provinz hergestellt. Die Gebiete West- rumeliens, welche -is nach Thessalien und Albanien reichen, erhalten locale Selbstverwaltung, bei welcher das dort dominirende Griechenthum die Hauptrolle spielen wird. Bosnien und die Herzegowina werden von einer öster reichischen Armee besetzt, von österreichischen Beamten reorganisirt und das Ende vom Liede wird ohne Zweifel die Annexion durch Oesterreich sein. Den: Sultan verbleibt sonach nur die mehr als illusorische Herrschaft über das wilde Albanien an der Westküste, über das kleine Gebiet zwischen Albanien, Serbien, Bulgarien und Mace- donien und über den Küstenstrich von Konstantinopel bis Kawala. Alle anderen Länder der europäischen Türkei werden theils losgerissen, theils von der unmittelbaren Herrschaft des Sultans befreit. Im Wesentlichen ist die türkische Macht auf Kleinasien beschränkt worden. Aber auch dort hat das Tranchirmesser bereits eine erste Arbeit gethan: Datum, Kars und Ardahan sind dem Czaren zu gesprochen, ein anderer kleiner Theil ist mit Persien ver einigt worden. Rußland hat sich aber auch noch, unter dem Protest des walachischen Volkes, das rumänische Bessarabien zu sprechen lassen, welches ihm durch den Pariser Vertrag abgenommen worden war. Rumänien ist dafür die Do- brudscha und einige kleinere Gebiete an der Donau als Ersatz zugewiesen worden. Serbien erhielt im Süden und Westen einige Vergrößerungen, Montenegro im Süden und Norden und einen längst ersehnten Hafenplatz bei Antivari. Den befestigten Hafenplatz Batum an der Küste des Schwarzen Meeres in Kleinasien erhielt Rußland erst nach langem Ringen mit England und zwar nur unter der Be dingung, daß Batum zum Freihafen und entfestigt wird. Für England wären aber auch diese Bedingungen nicht genügend gewesen und es wäre ohne Zweifel um die Frage der An gehörigkeit Batums, welches Rußland um keinen Preis zurückgeben wollte, trotz des Congresses, zum Wiederbeginn des Krieges gekommen, wenn es England nicht gelungen wäre, sich hinter dem Rücken der Mächte Garantien zu verschaffen, daß die Annexion Batums durch Rußland die britischen Interessen nicht gefährdet. Diese Garantie erhielt England durch den schon am 4. Juni abgeschlossenen Ver trag mit der Pforte, nach welchem sich England verpflichtet, Kleinasien vor einem weiteren Vordringen der Russen zu Vertheidigen, der Türkei aber die Concession machte, die Reorganisation Kleinasiens unter englischer Aufsicht vor zunehmen und die Insel Chpern militärisch und administrativ an England abzutreten. Damit hat letzteres eine Station erhalten, welche es zum Herrn im Hintern Mittelmeere macht, welches ihm ferner ein trefflicher Vertheidigungö- posten für den Suezcanal ist und welches ihm Kleinasien, Syrien und dadurch auch das Euphratthal in die Hände führt. Das russische Umsichgreifen in Asien hat durch den eng lisch-türkischen Vertrag einen großen Theil seiner Gefährlich keit für England verloren. Aber England hat dadurch die französischen und italienischen Interessen im Orient gefährdet. Es war vorausznsehen, daß deshalb diese Mächte auch Ent schädigung verlangen würden. Und es wird versichert, daß Frankreich mit Kreta abgespeist werden solle und daß man in Bezug auf Italien noch auf der Suche sei. Neueste Nacheichten. Dresden, 19. Juli. Se. Majestät der König ist auf Seiner gestrigen Besichtigungsreise in Bergießhübel, Lieb stadt, Gottleuba und Pirna, sowie in den Dörfern, die Se. Majestät passirte, in ungekünstelter, herzlichster Weise begrüßt worden. In Pirna besichtigte der König erst die evangelische, dann die kath. Kirche. Begleitet war Se. Majestät vom Generaladjutanten Krug v. Nidda, Exc., dem Kreis hauptmann v. Einsiedel und Amtshauptmann Berndt. In Pirna hatte sich auch der Chefredacteur des „Dresdner Journal", Hofrath Hartmann, dem Gefolge angeschlossen. Begrüßt wurde der König in Pirna durch Bürgermeister Pienitz. München, 18. Juli. Der Landtag ist bis auf Weiteres vertagt. London, 18. Juli. Der Cabinetsrath hat die Frage wegen Auflösung des Parlaments bejaht. Die Zeit ist noch unbestimmt. Die Neuwahlen sollen im October stattfinden. Tagesnachrichlen. Großenhain. Die Wilhelms-Spende, welche am 20., 21. und 22. Juli d. I. in allen Orten des deutschen Reiches gesammelt werden wird, soll unserem Kaiser den Maaßstab gewähren für die allgemeine Theilnahme seines Volkes an dem ihn betroffenen schweren Geschick. Der Ertrag dieser Spende soll Sr. Kaiserlichen Hoheit dem deutschen Kronprinzen mit der Bitte übergeben werden, ihn nach eigener Wahl zu einem allgemeinen wohlthätigen Zwecke zu verwenden. Da es bei der Sammlung nicht auf die Höhe, sondern auf die Zahl der Zeichnungen ankommt, so sind alle Zeichnungen über eine Mark aus geschlossen, Pfennig-Einzahlungen dagegen zulässig. Dem von dem Generalfeldmarschall Grafen von Moltke geleiteten Central-Comit6 gehören sächsischer Seils an:--Georgi, Oberbürgermeister zu Leipzig, Haberkorn, Präsident der zweiten Kammer, «stübel, Oberbürgermeister zu Dresden, und von Zehmen, Präsident der ersten Kammer. — In welchem Ansehen unser strebsamer Gewerbe verein bei seinen Brudervereinen steht, davon legte der Doppelbesuch, welcher ihmnach kurzer Unterbrechung bereits am vergangenen Dienstage Seiten desVereinszuVerbrei- tung gemeinnütziger Kenntnisse im Plauen- schen Grunde und des Gewerbevereins zu Lom matzsch in der Zahl von theils 114, theils 40 Personen wieder zu Theil wurde, beredtes Zeugniß ab. Die Excursion dieser auch von Damen begleiteten Gewerbevereinsmitglieder hatte einen vorwiegend industriellen Zweck, und bot es denselben großes Interesse, die freundlichst geöffneten Etablissements der Sächsischen Tuchfabrik, vorm. Fedor Zschille, Gebrüder Naundorf und der Großenhainer Webstuhl- und Maschinenfabrik, vorm. Anton Zschille, in Augenschein nehmen zu dürfen. Hieran reihte sick ein Besuch der Stadtkirche, in welcher wieder Vorkehrung getroffen war, die Fremden durch Chorgesang mit Orgelbegleitung bei ihrem Eintritt in eine erhebend feierliche Stimmung zu versetzen, sowie der inneren Räume des Rathhauses, ein schließlich der Stadtbibliothek. Der gesellige Verkehr der fremden Gäste und einheimischen Gewerbevereinsmitglieder bewegte sich vorzugsweise in den Räumen des Hotels zum Gesellschaftshause, des Hotel de Saxe, sowie der Raths- kellerwirthschaft, und war derselbe überaus reich an geistiger Anregung nnd gemüthlicher Unterhaltung. Wie bei früheren Besuchen zollten auch die neuesten Gäste sowohl demjenigen, was ihnen in den hiesigen Etablissements der Großindustrie zur Anschauung gebracht worden, als auch dem schmucken netten Aussehen unserer Straßen und Plätze, unseren freundlichen Promenaden, unserer Kirche, unserem Rathhause und unserer Stadtbibliothek die vollste Anerkennung. So oft sich Gelegenheit bietet, von Fremden einen Ausspruch über den Totaleindruck unserer durch Naturschönheiten in der Umgebung nicht ausgezeichneten Stadt zu vernehmen, ist derselbe stets ein überaus günstiger und sind alle Fremden, welche Großenhain vorher nicht gekannt, einstimmig in dem günstigen Urtheile darüber, daß unsere Stadt vor vielen anderen Proviuzialstädten ähnlichen Umfanges sich überaus Vortheilhaft auszeichnet. Da Großenhain nicht an Touristen linien liegt und bei der heutigen Art zu reisen nach Außen hin ziemlich unbeachtet bleiben würde, so ist es nur dankend anznerkennen, daß der Gewerbeverein die Hand dazu bietet, uns von Zeit zu Zeit Fremde zuzuführen, die stets die angenehmsten Erinnerungen von hier mit fortnehmen werden. — Die Großenhainer Webstuhl- und Maschinenfabrik (vorm. Anton Zschille), welche nur vor Kurzem zwei Arbeiter, die während langer Zeit treu zu ihr gestanden, auszuzeichnen und zu ehren Gelegenheit hatte, fand eine gleiche Ver anlassung auch am vergangenen Dienstag, indem der Schlosser Herr CarlEduard Steudte einen 25jährigen Zeitraum vollendete, während dessen er in gedachtem Etablissement ununterbrochen thätig gewesen. Der Jubilar wurde durch eine Ansprache des Herrn Fabrikdirector Kretzsch mar unter Ueberreichung eines Ehrendiploms und Geld geschenks, sowie weiten seiner Mitarbeiter durch Ueberreichung eines Spazierstockeö und Bierseidels mit Widmungsschrift überrascht und erfreut. Die einfache aber herzliche Feier wurde dadurch erhöht, daß die an diesem Tage das Fabrik etablissement besuchenden Mitglieder des Vereins zu Ver breitung gemeinnütziger Kenntnisse im Plauenschen Grund und des Gewerbvereins zu Lommatzsch Kenntuiß hiervon erhielten und daß der Vorstand des ersteren, Herr Factor Otho vom Kgl. Steinkohlenwerke Zanckerode, in feierlicher Ansprache Herrn Steudte Namens beider Vereine beglück wünschte und ihm ebenfalls ein Geldgeschenk übergab. — Am 14. und 15. Juli fand iu der preußischen Grenz stadt Mühlberg das diesjährige (12.) Gauturnfest des Gauverbandes der sächsischen Niederelbe, verbunden mit der Fahnenweihe des dortigen Turnvereins, statt. Obgleich wäh rend dieser Tage eine trübe, mit Regen wechselnde Witterung herrschte, so waren doch alle zu diesem Verbände gehörigen Vereine durch ihre Mitglieder zahlreich vertrete». Aus Großenhain betheiligten sich circa 70 Tnrner an dem Feste, welche theils mit der Bahn, meistentheils aber mittelst Geschirren dahin fuhren, um am Sountag Abend oder am Montag wieder zurückzukehren. Von den zum Preis turnen festgesetzten acht Preisen kamen drei nach Großenhain. Noch heute erinnern sich Alle gern des schönen Festes und dankend der herzlichen Aufnahme, die sowohl Turnern wie Gästen seitens der Mühlberger zn Theil wurde. Radeburg, den 17. Juli. Heute gelangte die Nach richt hierher, daß der 18 jährige Stellmachergehilfe August Saud von hier, welcher am letztvergangeuen Montage das elterliche Haus ohne alle Veranlassung verlassen, gestern im Moritzburger Walde erhängt aufgefunden worden sei. Schwermuth scheint ihn zu diesem Schritte getrieben zu haben. — Zu dem heutigen Viehmarkte wurden 54 Pferde, 192 Stück Rindvieh und 245 Schweine aufgetrieben. Sachsen. Se. Majestät der König hat genehmigt, während der Beurlaubung Sr. königl. Hoheit des Prinzen Georg (vom 20. Juli bis 8. August) das Commando des königl. sächs. Armeecorps Sr. Exc. dem Generallieutenant Senfft v. Pilsach zu übertragen. Die zweite Kammer nahm am 17. Juli den Entwurf eines Gesetzes, die Zwangsvollstreckung wegen Geldleistungen in Verwaltungssachen betreffend, mit einigen von der De putation beantragten Zusätzen und Abänderungen einstimmig an und beschloß hierauf, die k. Staatsregierung zu ersuchen und zu ermächtigen, im Verordnungswege eine das Gesetz über die Schonzeit der jagdbaren Thiere ergänzende Be stimmung zu erlassen, durch welche die Ziemer (Zeumer) als jagdbare Thiere erklärt werden und für dieselben eine Schonzeit <1. März bis mit 15. November) festgestellt wird. Weiter erledigte die Kammer einige Petitionen und ertheilte der k. Staatsregierung die Ermächtigung, von dem ehemals Militär fiscalischen Areale eventuell einen Bauplatz an die Ncichspostverwaltung, die Palaiscaserne und die Büchsen- mackercaserne in Neustadt, die Cavaleriecaserne in Altstadt und einzelne Theile des ehemals Militär-fiöcalischen Areals, durck' deren Verkauf der in Aussicht genommene Bauplan nicht gestört werden würde, im Falle der Möglichkeit einer ! guten Verwerthung verkaufen zu können. Zum Schluß wurde über die Differenzpunkte berathen, welche in den Beschlüssen beider Kammern bezüglich der mit dem Gesammt- hause Schönburg getroffenen Uebereinknnft bestehen, worauf noch eine geheime Sitzung stattfand. Am 18. Juli wählte die Kammer zwei Mitglieder und drei Stellvertreter für den Staatsgerichtshof und überwies eine Petition des Leip ziger sächsisch-thüringischen Bezirksvereins im deutschen Fleischerverband, die Einführung der obligatorischen Fleisch beschau bez. Trichinenschau in Sachsen betr., der Staats regierung zur Kenntnißnahme. In der vorausgegangenen kurzen Debatte wurde namentlich darauf hingewiesen, daß das beste Schutzmittel gegen Trichinose in dem Vermeiden des Genusses von rohen: Fleisch liege. — Die erste Kammer genehmigte am 18. Jnli den Gesetzentwurf, die Entscheidung über Competenzstreitigkeiten zwischen den Gerichten und den Verwaltungsbehörden betreffend, trat dem jenseitigen Be schlusse bezüglich eines Waldschutzgesetzes bei und beschäftigte sich sodann mit einer größeren Anzahl Petitionen. In beiden Kammern kam überdies ein k. Decret zur Verlesung, nach welchem Se. Majestät der König auf anderweit erstatteten Vortrag über den Stand der Landtagsgeschäfte geruht hat, den Schluß der Sitzungen in beiden Kammern auf Diens tag den 23. Juli festzusetzen. Vom Bezirksgericht zu Pirna wurde am 15. Juli Nachts nach achttägigen Verhandlungen das Urtheil in dem Monstre- Processe gegen die Directoren und Beamte des Freiberger Darlehnsvereins bez. der verflossenen Muldenthalpapierfabrik zu Freiberg gefällt, und zwar wurde der Schuhmacher Meh nert wegen Untreue zu 2 Jahren Gefängniß, davon 6 Monate als durch die Haft verbüßt anzusehen, und zu 3 Jahren Ehrenrechtsverlust, der Kaufmann Skirl wegen Untreue und Unterschlagung in ideeller Concurrenz von Urkunden-Unter drückung zu 6 Jahren 6 Monaten Gefängniß, unter Haft- Anrechnung von 1 Jahre 3 Monaten, und zu 5 Jahren Ehrenrechtsverlust, der Müller und Bäcker Glöckner wegen Beihilfe zur Untreue und Betrugs zu 1 Jahre 6 Monaten Gefängniß unter 4 Monaten Haftanrechnung und zu 2 Jahren Ehrenrechtsverlust, der frühere Lehrer Preil wegen Untreue und Beihilfe dazu zu 1 Jahre 2 Monaten Gefängniß, welche jedoch als durch die Untersuchungshaft verbüßt anzusehen, verurtheilt. — Gegenwärtig schwebt bei demselben Bezirks gerichte anläßlich des zum Vermögen der Aktiengesellschaft „Papierfabrik Köttewitz" eröffneten Concurses rc. gegen deren Directoren und Aufsichtsrathsmitglieder noch eine Untersuchung, welche sich ihrem Abschlusse uähert, deren Schlußverhandlung bezüglich des Materials und der Zahl der Personen aber leicht noch größere Dimensionen annehmen dürfte, als die zeither in Pirna oder sonst im Lande in gleicher Angelegenheit verhandelten Sachen. Der steckbrieflich verfolgte Handarbeiter Anger aus Crimmitschau, der seine Ehefrau mit einem Beile schwer verwundet hatte, ist am Sonntag in dem Tanzsaale des Gasthofs zu Lauenhain, woselbst Tanzmusik abgehalten wurde, von dem dortigen Gemeindevorstand verhaftet und durch den Gemcindediener an die Polizeiwache in Crim mitschau abgeliefert worden. Aus Leipzig wird dem „Dr. I." unterm 17. Juli berichtet: Schon in den Mittagsstunden des heutigen Tages war die Kunde von einem geradezu entsetzlichen Verbrechen in unsere Stadt gedrungen, das über-Nacht oder in den frühen Morgenstunden in dem benachbarten Zwenkau verübt worden war. Der dortige Brunnenbauer Hillert, dessen Ehefrau Eigenthümerin des von ihnen bewohntet: Hauses ist, hat dieses Gebäude in Brand gesteckt und seine beiden Kinder im Alter von 12 und 14 Jahren (Mädchen und Knabe) jedenfalls durch Gift und dann sich selbst umgebracht. Als die Löschmannschaften auf der Stelle erschienen, fanden sie alle Drei halb verbrannt in den Flammen vor, während die schon seit Wochen kranke Fran lebend im Garten, unter einem Strauche liegend, aufgefunden wurde. Darüber, ob dieselbe hierher von dem Manne durch Gewalt oder auf irgend welche andere Weise gebracht worden ist, fehlt in diesem Augenblicke noch jeder Anhalt, auch darüber, ob dieselbe von dem Beginnen ihres Mannes Kenntniß gehabt. Auf einer Wandtafel standen die Worte „1500 Mark zahl bar am 17. Jnli" und das Haus selbst sollte nothwendiger Weise versteigert werden. Jedenfalls ist Rache darüber das Motiv der That gewesen. Hillert selbst galt als grausam gegen die Seinen nnd sein Charakter wird noch dadurch illustrirt, daß er alle Wände des Hauses und die Treppen, das Mobiliar, das Stroh in den Ställen, ja sogar die Bäume in: Garten stark mit Petroleum über schüttet hatte, während noch 17 Flaschen dieser Masse im Hause vorgefunden wurden. Deutsches Reich. Das Befinden Sr. Majestät des Kaisers bessert sich in langsamer, aber doch sichtbar fort schreitender Weise. Falls eine wärmere Witterung eintritt, wird schon in den nächsten Tagen die Entscheidung über eine Veränderung des Aufenthalts getroffen werden. Der Kaiser soll den dringenden Wunsch hegen, wenn irgend möglich, den Reichstag in Person eröffnen zu können. Der Reichskanzler Fürst Bismarck ist erst am 17. Juli früh in Begleitung seiner Gemahlin und seiner Tochter von Berlin nach Kissingen abgercist und Abends dort cingetroffen. Vor der Abreise hatte derselbe noch eine längere Unterredung mit Sr. Majestät dem Kaiser. Die „Prov.-Corresp." widmet dem Friedenswerk des Congresses einen Artikel, welcher darauf hinweist, „daß dem Congresse überhaupt nicht die Aufgabe zufiel und zu fallen konnte, eine volle und absolute Lösung der orienta lischen Frage zu finden, daß er vielmehr die ganz bestimmte und begrenzte Aufgabe hatte, den vorläufig zwischen Rußland und der Türkei geschlossenen Frieden von San Stefano mit den Interessen und Ansprüchen der übrigen europäischen Mächte und mit den früheren europäischen Verträgen in Einklang zu bringen." Diese Aufgabe sei unter allseitigem Einverständnis; gelöst und dadurch cbeu dem Frieden Europas eine neue Bürgschaft gegeben. Die Tabaksenquetecommifsion trat unter dem Vorsitz ! des Gcneralsteuerdirectors Fabricius aus Straßburg am