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Voigtländl scher Anzeiger. 51. Stück. Freitags den i8. December 1807« Sonderbarkeiten des Marschalls Suwaroff. (Besch l u ß.) Die Umstände erforderten einen Suwa roff, und der Kaiser Paul rief ihn auf den Schauplatz des Ruhms zurück. Der Feldjä ger, welcher ihm das eigenhändige Schreiben des Kaisers .überbrachte, traf ein, als er eben auf einem Spazie.rgange war. Da er den Auf trag hatte, zu eilen, so ließ er sich sogleich zum Fürsten weisen, und überreichte ihm ehrfurchts voll das kaiserliche Schreiben. — Dieser sah die Aufschrift, welche alle seine Titel enthielt. — „Der Brief ist nicht an mich," sagte er zu dem Ueberbringer; „General-Feld-Mar schall, das bin ich nichtund so begleitete er jeden einzelnen Titel mit der Anmerkung: Das bin ich nicht! — Vergebens bat der Feldjä ger, doch den Brief nur zu erbrechen. „Der Himmel bewahre mich," antwortete er, „wie kann ich einen Bries des Kaisers erbrechen, der nicht an mich gerichtet ist." Wollte der arme Mensch wohl oder übel, so mußte er das Schrei be» unerbrochen zurücknehmen, und nur erst, als ein anderes Schreiben mit einer einfachen Aufschrift erfolgte, sagt man, sey er aus seine Knice gefallen, habe den Bries ehrerbietig ge küßt, und seine Reise angelrclen. Als er in Petersburg ankam, ließ ihn der Kaiser durch den Grasen Kuraisow, sei nen Liebling, bewillkvmmen. Er wurde ihm gemeldet. „Kutaisow! Kutaisow!" sagte Suwaroff, „ist mir doch keine Russische Fa milie mit diesem Namen bekannt, laß ihn her ein ! „Jetzt ließ er sich von ihm selbst noch ein Mal seinen Namen sagen, undfragte ihn dann: „Kutaisow, Graf Kutaisow! wo stam men Sie denn her? " Verlegen antwortete der Gras: „Aus der Türkei, und daß er seine Würde der Gnade des Kaisers verdanke." — /-Ja so," erwiedene der Fürst; „also haben Sie Sich wahrscheinlich besondre Verdienste er worben; wo haben Sie denn gedient, und bei welchen Schlachten sind Sie gewesen?" — „Ich habe nie unter der Armee gedient," ant wortete der Graf. — „Nicht? Also im Ci- vilfache; bei welchem Departement?" — „Auch im Civilfache nicht, ich war stets um die Person des Monarchen." — „Lieber Gott, und als was denn?" — Der Graf mochte sich sträuben, wie er wollte, cs mußte heraus: „als Kammerdiener!" — „ Als Kammerdie ner !"